Erstellt am: 22. 8. 2011 - 15:24 Uhr
Wup Wup!
Der Publikumsandrang im Nightpark war am Donnerstag noch gemütlich und entspannt, am Freitag haben zirka doppelt so viele Festivalbesucher in die ehemalige Kaserne gedrängt. Der Platz am großen Floor reichte nicht mal mehr für den Techno-Grundschritt und die Enge war eher beklemmend als enthusiastisch. Am Samstag wars dann wieder lockerer und das Nachtasyl wurde von John Digweed ebenso grandios beendet, wie es am Donnerstag von Chase & Status eröffnet wurde.
Daniela Derntl
Freitag:
Nach dem DnB am Donnerstag haben sich in der Freitag-Nacht die CDs und Partygäste im Sog des schnellen Electro-Geschwurbels, einer schwindel-erregenden Beat-Ballerei gedreht. Joyce Muniz begann charmant abwechlungsreich und übernahm auch den Slot von Busy P, denn der Ed-Banger-Labelchef hat wegen einer Lebensmittelvergiftung abgesagt.
Daniela Derntl
Ein messerscharfes, hartes DJ-Set spielte Boys Noize in der Rave-Kaserne, während in der gegenüberliegenden Werkstatt Chris Lake und Mark Knight eine Nachtschicht einlegten. Unterhaltsame Showeinlagen kamen dabei vom Publikum, dass sich durch der geringere Füllung der Halle und ihrer hohen Eigenen frei entfaltet hat.
Daniela Derntl
Anfang August nahm Chilly Gonzales mit dem Radiosymphonie Orchester eine Unspeakable FM4 Radio Session auf.
Daniela Derntl
Alexander Ridha aka Boys Noize arbeitet momentan nicht nur an seinem neuen Album, das nächstes Jahr erscheinen soll, sondern etabliert sich neben seinen Remixen auch mit namhaften Kollaborationen: Die aktuelle Single "Avalanche", eine dunkel-treibende elektronische Interpretation von Leonard Cohens gleichnamigen Song ist mit Erol Alkan und Pulp-Sänger Jarvis Cocker entstanden. Mit Megalomaniac Chilly Gonzales produzierte er den Soundtrack für dessen Film "Ivory Tower" und ein zweites gemeinsames Album ist bereits in Planung. Chilly konsultierte ihn auch bei seiner orchestralen Rapsody "The Unspeakable Chilly Gonzales", allerdings hat Boys Noize dabei keine Ergänzungen mehr vorgenommen, weil sie nicht notwendig waren. Diese Zurückhaltung hört man seinem DJ-Set allerdings nicht an.
Daniela Derntl
Samstag:
Daniela Derntl
Klotzen, nicht kleckern: Die Bloody Beetroots spielten einen bis zum Anschlag über- und aufgedrehten Electro und haben alle Hits eingepackt. Als ich in die Halle komme, killen sie mit ihrer „New Noise“-Version von Refused den Floor, danach der Synapsenburner „Warp“, inklusive Schlachtgesänge wie bei AC/DC:
Oi! Oi! Oi! Obwohl es am Samstag nicht minder dynamisch und knallend zugeht wie am Freitag, ist die Stimmung komplett anders: es ist nicht so überfüllt und alkoholschwanger. Das für den letzten Tag noch sehr gutaussehende Publikum hat viel Freude am Tanzen. Das spricht für die Party, die Gäste und die Musiker: Die Bloody Beetroots sind in ihrer Church of Noise die maskierten Hohepriester und dass ihr orgiastischer Auftritt mit dem Motiv von Beethovens fünften Symphonie endet, macht in ihrer Karacho-Kirche mehr als Sinn. Ich bin nicht die einzige, die darüber lachen muss.
Daniela Derntl
Daniela Derntl
Daniela Derntl
Moonbootica: Wup Wup!
Diese zwei Silben treffen am Besten ihr aufgebrezeltes Zappelectro-Set. Von oben regnet es Glitter-Flitter und die Pyro-Blasen auf der Bühne stehen sinnbildlich für das Feuer unterm Popo, das die beiden Hamburger dem Publikum bereiten. Aber immer nur Wup Wup, auf die Tube zu drücken, Wup Wup, wird mit der Zeit auch fad, Wup Wup.
Been there, danced that!
Daniela Derntl
Daniela Derntl
Der puristische Techno von John Digweed funktioniert im Prinzip wie eine Ohrenkerze und befreit die Gehörgänge vom dick aufgetragenen Schnalz-Schmalz der letzten Stunden. Er beginnt erholsam langsam mit geschätzten 110 BPM und schmeckt herrlich erfrischend wie kaltes Wasser nach einer Überdosis Electro-Squishy. Die erste Harmonie und Geschwindigkeitssteigerung kommt ab Track 3, Pyroshow braucht es keine mehr, man tanzt mit geschlossenen Augen. Der Mann weiß mit seiner Quarter-Pounder-DJ-Knowledge ganz genau, was er tut und hat ohne sich anzubiedern, feine Sensoren für die Bedürfnisse des Publikums. Nicht umsonst vor 10 Jahren vom britischen DJ Mag zum damals besten DJ der Welt gekürt. Er ist noch immer ziemlich gut!
Daniela Derntl
Und irgendwann machte auch der Nightpark zu. Damit endete das Musikprogramm beim FM4 Frequency, in einem Jahr, vermutlich an einem Donnerstag im August, gegen 13.40 Uhr Uhr wird der erste Act des FM4 Frequency 2012 spielen. Bis dahin!