Erstellt am: 21. 8. 2011 - 01:46 Uhr
"As much as we can play"
Das FM4 Frequency Festival 2011
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Die Spannung ist fast körperlich zu spüren. Seit Mittag warten viele Festivalbesucher auf die Foo Fighters. Wo das Auge hinblickt, Menschen. Es gibt keinen Platz zwischen den Essensständen, der nicht von gespannt zur großen Bühne blickenden Rockfans gefüllt ist. Als endlich das Licht ausgeht und der große Jubel anschwellt, schneidet eine einsame Gitarre durch die kühle Nachtluft. Auf der ins weiße Licht getauchten Bühne beginnt Taylor Hawkins mit einem sich langsam steigernden, kleinen Schlagzeugsolo.
Dann, mit einem Schlag, beginnen die Foo Fighters - wie nicht anders zu erwarten - mit "Bridge Burning", dem Opener des neuen Werks "Wasting Light". Denn es sei die Rückkehr zu den Wurzeln, wie der Mastermind der Foos in Interviews erzählt. Außerdem birgt der Song fast alle Ingredienzien in sich, die die Band rund um Dave Grohl ausmacht. Die metallischen, präzise gespielten Gitarrenriffs, der genial verschrobene Rhythmus, der sich immer wieder um sich selbst zu drehen scheint und eine gewisse, wütende Energie, der schreiend Ausdruck verliehen wird. Damit legen die Foo Fighters den Grundstein für den Konzertmarathon. Der speedige Refrain bohrt sich durch die Ohrstöpsel, der wummernde Bass drückt in die Magengrube. Und Taylor Hawkins reduzierte Fills könnten von Grohl selbst stammen. Klassischer kann Rock'n'Roll 2011 wohl wirklich nicht klingen.
Der Frequency Videoblog
Mit Deichkind, Kasabian, Effi und euch, den BesucherInnen!
Auch die Bühnenshow soll wohl von dem guten, alten Handwerk des heiß geschmiedeten Rocksongs nicht ablenken. Meist werden die grellen Scheinwerfer ins Publikum gerichtet, die Bühne bleibt ohne Farbe, ohne Hintergrundschickschnack. Mit der Single "Rope" legen die Amerikaner auch gleich vom neuen Album nach, wobei sich der Sound zur CD nur durch Dave Grohls vermehrt angezerrt klingende Stimmbänder unterscheidet. Nach rund sechs Minuten gibt der Ex-Nirvana-Schlagzeuger sein erstes kleines Solo zum Besten, wobei alles in recht moderater Lautstärke passiert. Mit schlichtem, schwarzen Hemd sprintet der Sänger dabei mit seiner Gitarre auf der Bühne hin und her und scheint mit dem Headbangen gar nicht mehr aufhören zu wollen. Hier werden keine großen Rockklischee ausgelassen. Die rechte Hand schwingt kreisend über die Gitarrensaiten, wird zur Faust geballt und in die Luft gestreckt.
Zornig fordert Grohl das Publikum immer wieder auf, lauthals mitzusingen. Doch der Meisterfighter scheint nicht zufrieden. Zappelig bleibt er bis zum Ende des zweistündigen Konzerts. Bei "The Pretender" wird auf alle Fälle bis in die letzten Reihen aus vollem Hals mitgesungen. Doch noch immer will der aufgedrehte Sänger mehr. "Do you wanna sing a Foo Fighters song with me?" Eine Antwort wartet Herr Grohl nicht ab, schon erklingen die ersten Takte von "My Hero". Auch wenn durch das Programm gehetzt wird, bleibt die wenige Luft, um Foo Fighters Sprechchöre laut werden zu lassen. Ein "shut the f**k}} up" scheint für den Sänger notwendig zu sein, damit der Foo-Frontman in aller Ruhe erzählen kann, dass es sie schon seit sechzehn Jahre gibt und liefert das Versprechen: "We will play as much as we can".
Gesagt, getan. "Learn To Fly" wird angestimmt, wobei die ruhigeren Passagen fast schon holprig klingen. Alles scheint auf Hau-Drauf-Rock eingestellt zu sein. Da passt natürlich "Breakout" von "There's Nothing Left To Lose" weitaus besser ins Konzept. Am Ende des Songs wird - wie oft an diesem Abend - der beliebte Lärmteil bis zum Exzess getrieben. Desto länger die Foo Fighters spielen, desto mehr scheint die Verbindung zum Publikum abzureißen. Klar Songs wie "Times Like These" oder "Best Of You" aktivieren selbst bei den müdesten Fans Begeisterung, aber irgendwie steigen die Foos schlussendlich nicht von ihrem hohen Rockross herunter. Klar, wenn man Foo Fighters will, dann weiß man auch ganz genau, was man bekommt. Trotzdem feiert sich Dave Grohl selbt zu lange. Gegen Ende reißt mein ersehntes "Everlong" das Ruder wieder ein bisschen herum, aber das fulminante Festivalende ist es nicht geworden. Weniger wäre in diesem Fall wirklich mehr gewesen.