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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

18. 8. 2011 - 03:14

Alternative Spielformen

In Köln wird Videospielkultur auch in Form eines Kunstfestivals und einer akademischen Ausstellung gehuldigt.

Köln ist die neue Spielehauptstadt, doch die wirklich interessanten Veranstaltungen finden abseits des kommerziellen Trubels statt. Bereits letztes Jahr ist völlig unabhängig von der Gamescom im Stadtteil Ehrenfeld ein neues Medien- und Kunstfestival an den Start gegangen. PLATINE ist eine mehrtägige Veranstaltung, die sich nach Eigendefinition elektronischer Kunst und alternativen Spielformen widmet.

Es ist ein bisschen so, wie eine kleine Form des Ars Electronica Festival, nur mit digitalen Spielen als Ausgangspunkt. In unterschiedlichen Räumlichkeiten - von der Bar bis zur geräumigen Fabrikhalle - werden Installationen, Videos, interaktive Kunst, Game-Mods und visuelle Werke präsentiert. Von 8-Bit-Bildern über Mixed-Media-Experimenten bis hin zu performativen Games, wo Spielerin und Spieler durch exponierte Tätigkeiten besonders ins Zentrum gerückt werden, ist die Vielfalt bei PLATINE groß.

Ein Spieler, der Tischtennis gegen einen Bildschirm spielt, auf dem ein Derivat des Videospiels "Space Invaders" läuft.

Robert Glashüttner

Mit dem Tischtennisball gegen die Aliens: "Pong Invaders Reality" von Tobias O. Hermann.
Ein auf eine große Wand projiziertes Derivat des Videospiels "PONG", das von zwei Spielern via iPhone gespielt wird.

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Hat man ein iPhone oder iPod Touch mit dabei, kann es dazu benützen, "Wifi Pong" zu spielen.
Ein Mann hält einen modifizierten Videospiel-Controller, der einer Spraydose nachempfunden ist, gegen die Wand und sprüht damit Farbe in den virtuellen Raum.

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Wer immer schon mal wollte, sich aber bisher nicht traute: "WiiSpray" von Martin Lihs.
Eine Projektion des Kopfes einer virtuellen Figur an die Außenmauer eines Ateliers.

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Der coole Onkel kann auch nerven: "Uncle Weeny" (von Steve Tiffany) würfelt andauernd seinen Wortschatz von circa 360 englischen Wörtern in immer anderen Sätzen zusammen.
Eine Frau, die Holzwürfel auf einen Bildschirm legt und bewegt und damit virtuelle Figuren steuert.

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Schon ein bisschen älter, aber sehr passend: "Roy Block" von Sebastian Schmieg.
Aus Papier gefaltene Figuren, die aus Pixeln gestaltete Soldaten darstellen.

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Die "Pixeltroopers" von Bruno wurden als Papercraft-Bastelanleitungen ins Netz gestellt, von Fans gebaut, fotografiert und anschließend wieder an den Autor zurückgeschickt.
Eine weiße, transparente und beleuchtete Roboterhand, die auf eine Computertastatur tippt.

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So machen die alten C64-Tastaturhämmerspiele Spaß: mit dem Roboarm von Paidia Laboratory.
Ein Bild, das einen Ausschnitt aus einem Videospiel mit einem Foto, das die physische Welt abbildet, vermischt.

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Wenn virtueller Krieg auf wirklichen trifft: "Krieg oder Screen?" von Johannes Guerreiro.

Das PLATINE-Festival und seine Veranstaltungsorte sind noch Donnerstag (18.8.) und Freitag (19.8.) jeweils von 19 bis 23 Uhr geöffnet. Freier Eintritt.

Drei Bilder, die den grafischen Stil und die Figuren der Videospiele "Sonic the Hedgehog", "Pac-Man" und "Super Mario Bros." nachempfinden.

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Klassisch: Pixelwelten von damals in die dritte Dimension geholt (Sevensheaven).

Was ist ein Spiel?

Um einiges weiter südöstlich von Ehrenfeld und den PLATINE-Veranstaltungsorten hat die FH Köln mit dem dort ansässigen Cologne Game Lab die Kunstspieleausstellung Notgames (im Sinne von: Nicht-Games) organisiert. Kuratiert vom belgischen Spieleentwicklerduo Tale of Tales ("The Graveyard", "The Path", u.a.) geht es dabei um die Dekonstruktion der klassischen Ziele, die man aus Games kennt. Bei Notgames sind kompetitive Aufgaben, Sammelwut und Hochleveln verboten, dafür werden Narration, Emotionen und Exploration in den Vordergrund gestellt.

Die Ausstellung umfasst zwölf Videospiele, die - daher auch der Titel - ebenso gut als interaktive Kunst bezeichnet werden können. Die Werke wurden in aus Pappe selbst gebastelten, verwinkelten Räumen präsentiert. Das Licht war abgeschalten, Beleuchtung kam nur von den Informationsschildern an den Wänden und den Computern, auf denen gespielt wurde.

Ein rückbeleuchteter Schriftzug zum Videospiel "Ceremony of Innocence".

Robert Glashüttner

Die jeweiligen Erscheinungsdaten der ausgestellten Notgames sind unterschiedlich, manche sind bereits vor Jahren erschienen, andere noch in der Entwicklung.
Vier Objekte aus Pappkarton, auf denen die Slogans "Not a category, "Notgames do not exist", "Not an art movement" und "Not a genre" geschrieben stehen.

Robert Glashüttner

Laut den Beschreibungen der Kuratoren ist nicht ganz klar, was Notgames sind. Es ist nur klar, was sie nicht sind.
Mehrere Objekte und Räume, die aus Pappkarton gestaltet sind. Der Raum is dunkel, beleuchtet sind nur einzelne Fenster, die Bilder und Informationstexte einblenden.

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Die verwinkelte Architektur der Spielstände und das gedimmte Licht haben die kontemplative Aura der meisten Games gut unterstützt.
Projizierte Teile eines Flyers auf architektonische Objekte auf einer Bühne, davor Instrumente.

Robert Glashüttner

Zusätzlich zur Ausstellung gab es einen Vortrag zum Konzept von Notgames sowie Live-Musikuntermalung samt Visuals.