Erstellt am: 19. 8. 2011 - 14:18 Uhr
Where The Wild Things Are
Wolf Gang
Hier kommt der Typ, der den Größenwahn mit dem Suppenschöpfer getrunken hat. Der schottische Multi-Instrumentalist Max McElligott hat sich für das Debüt-Album seines Projekts Wolf Gang als grundlegende Basisinspiration die Romanreihe "Ghormengast" des britischen Autors Mervyn Peake auserkoren. Eine 3-teilige Fantasy-Erzählung aus den 40-ern und 50-ern des vergangenen Jahrhunderts über entlegene Königreiche, über den Aufstieg eines Mannes aus den ärmsten Hinterzimmern der Gesellschaft an die Spitze, eine Geschichte letztlich über und ein Kommentar zum Faschismus, wie der Mittzwanziger McElligott meint. Sein eigenes privates Zauberreich, in dem nun Wolf Gang und abenteuerlicher, wie kindlicher Imagination entsprungene Gestalten durch Schlösser und Wälder toben, hat er "Suego Faults" genannt - gleichzeitig auch der Titel seines ersten Longplayers, dem Epos. Eine Folie, vor der das Hauptthema der Songs dann doch wieder die gute alte Liebe sein darf.
Die erste Assoziation beim Hören von "Suego Faults" ist nun wie so oft auch eine richtige: Das Album klingt deshalb so üppig, reich und psychedlisch übersprudelnd, weil es von Dave Fridmann produziert worden ist. Andersherum gedacht ist "Suego Faults" vermutlich von Dave Fridmann produziert worden, weil sich derartig um die große Gefühlsregung bemühte Zuckerware nur geradezu anbietet, von ihm zu allerfeinstem Bombast aufgeblasen zu werden.
Wolf Gang
Studio-Wizard Fridmann hat schon Bands wie Mercury Rev, die Flaming Lips und - besonders prominent - die großen Spalter zwischen Hass und Devotion, MGMT, an den Mischpultreglern mit Sounds aus dem besonders wild strahlenden Kaleidoskop gepimpt, weshalb genannte Musiker auch immer wieder als erste Referenzgröße für den Saccharin-Pop von Wolf Gang und "Suego Faults" herhalten dürfen.
Wolf Gang
Die Wahrheit liegt natürlich weiter in der Vergangenheit begraben, in der großzügig dimensionierten Plattensammlung der Eltern von Herrn McElligott, die der Sprößling selbst als "liberal" bezeichnet. Besonders Glam und artifiziell verspiegelter Pop scheinen es ihm da angetan zu haben: David Bowie, vor allem in der Phase "Hunky Dory" und Roxy Music, aber auch die weißpulvrige Seidenblouson-Musik von Fleetwood Mac und die nervöse Aura der Talking Heads in ihrer geschmeidigsten Phase.
McElligott hat die zehn Stücke von "Suego Faults" alleine eingespielt. Die ganzen Chöre, die "Oohs" und "Aaahs", die Synthesizer-Wände, die sinfonschisch in jeder Sekunde "Emotion" sagenden Gitarren-Soli, die 430 Melodien, die in dieser Platte wohnen. Wolf Gang - das kennt keine Zurückhaltung und keine Bescheidenheit, alles hier vibriert vor Pomp und Pathos, Wolf Gang schenkt der Welt ein paar der eingängigsten, mitreißendsten und so wunderbar vergiftendsten Songs seit der Erfindung von glitzerndem Bonbon-Papier.
Im Video zum Wolf-Gang-Stück "Lions in Cages" sind schöne Menschen in Tiermasken und Ganzkörper-Fellkostümen mit Ohren oben dran zu sehen, gerade so wie sie in einem Video - billiger gemacht, natürlich - irgendeiner Buzz-Band aus Brooklyn vor 5, 6 Jahren oder in einer drolligen Hochglanz-Fabel von Spike Jonze hätten auftauchen können. Brüche gibt es nicht bei Wolf Gang, nach dem Hook kommt noch ein größerer Hook. Und so entstehen solch fantastische Stücke wie "Midnight Dancers", die immer too much sind und von denen alle Menschen mehr brauchen. Jetzt muss das Stück bloß noch gemeinsam von David Bowie und Elton John am Solo-Piano aufgeführt werden, denn dafür wird dieses Lied wohl geschrieben worden sein.
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