Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Fotograf der Woche: Christoph Haiderer"

Daniel Gebhart de Koekkoek

Analoge Fotoreportagen - weil's eh schon genug zu lesen gibt hier

16. 8. 2011 - 20:21

Fotograf der Woche: Christoph Haiderer

Christoph Haiderer ist Fotograf, Grafiker und Musiker. Für seine Bilder braucht er keine Kamera. Das geht auch im Kopf.

Fotografen gibt es wie Sand am Meer. Die interessantesten jungen österreichischen Fotografen werden in dieser Serie vorgestellt.

Diese Woche: Christoph Haiderer aus Krems im E-Mail-Interview.

Wo erreiche ich dich gerade? Bist du schon in Portugal oder noch in Krems?

Im Moment bin ich in Portugal, aber mehr oder weniger nur auf Urlaub und um mich schon mal ein bissl umzuschauen und ein paar Sachen abzuklären. Ich denk, es wird noch ein bissl dauern bis du mich da besuchen kannst hehe, aber spätestens nächstes Frühjahr will ich dann hier wohnen.

Christoph Haiderer

Was hat es mit dem Surfen auf sich? Gehts dir mehr ums Bauen der Boards oder ums Surfen selbst?

Auf jeden Fall ums Surfen selbst. Das Boards Bauen ist eigentlich mehr Beschäftigungstherapie, wenn ich nicht am Meer sein kann. Das hält mich in einer Art Verbindung zu dem Ganzen.
Surfen ist für mich wie eine Therapie, du paddelst da raus und kämpfst gegen das Meer (das gegen mich leider meistens gewinnt), man hat irgendwie keine Zeit an irgendwelche Probleme zu denken, oder sich großartig den Kopf über etwas zu zerbrechen, ich kann da am allerbesten abschalten. Beim Bauen ist das so ähnlich.

Christoph Haiderer

Wird man von dir demnächst also auch vermehrt Surf/Sport Fotos sehen oder bleibst du deinen Portraits treu?

Die klassischen Surf Action Fotos interessieren mich irgendwie nicht so, das ist super schwierig, da was Gutes hinzubekommen, ich hab einen großen Respekt vor diesen Fotografen, denn da gehört einiges dazu, um einen wirklich perfekten Shot hinzubekommen, viel Erfahrung, früh aufstehen, im Wasser bei vier Meter Wellen aufs Riff geklatscht zu werden, und das Schwierigste ist wahrscheinlich, wenn die Wellen perfekt sind, am Strand zu stehen und Fotos zu machen, während alle Anderen im Wasser sind.

Ich werde eher bei meinen Portraits bleiben, mich interessieren die Menschen einfach am meisten, ich hab da auch schon ein paar Ideen, die ich gerne umsetzten würde in nächster Zeit.

Christoph Haiderer

Ursprünglich wurdest du mir als Grafiker vorgestellt, der auch einen gewissen Hang zur Fotografie hat. Wie hat sich das mittlerweile entwickelt?

Angefangen hat das Ganze eigentlich so, dass ich Grafiker werden wollte und mir, um Material zum Herumspielen zu haben, eine kleine Digicam gekauft hab. Dann hat mir aber das Fotografieren eigentlich viel mehr Spaß gemacht und ich hab mich damit immer mehr beschäftigt und diesen Weg eingeschlagen. Das mit der Grafik ist aber nie verschwunden und jetzt hat es sich so entwickelt, dass ich beides mehr oder weniger zu gleichen Teilen mache. Ich glaub, im Endeffekt geht's bei beiden Bereichen um Ideen, Bilder. Das kann sich beides sehr gut gegenseitig befruchten auch manchmal.

Deine Musiker-Portraits waren mir schon lange aufgefallen. Daher hat es mich auch nicht sehr gewundert, dass du selbst in einer Band spielst. Wie hängt die Musik und die Fotografie für dich zusammen?

Gute Frage. Ich glaub, mit Musik kann man sehr schöne Bilder machen, Geschichten erzählen, Stimmungen erzeugen, Emotionen hervorrufen, das ist ganz ähnlich wie bei der Fotografie oder der Grafik auch, das Medium ist ein anderes, aber das, um was es geht, was dann dabei rauskommt, ist das selbe. Wenn ich Musiker oder Bands fotografiere, versuch ich immer mich vorher in deren Musik, in deren Welt hineinzuversetzen, so gut es geht. Einfach die Bilder kommen lassen, wenn ich die Musik höre, und mit dem dann arbeiten. Das macht mir einen Riesenspaß weil's um mehr geht als einfach nur ein schönes Foto zu machen. Das ist dann eine runde, organische Geschichte, wenn's funktioniert, hehe.

Christoph Haiderer

Ist dir die Hasselblad H4d mittlerweile auch so ans Herz gewachsen wie die Mamiya 7? Fotografierst du noch analog oder bist du ganz der H4d verfallen?

Ich fotografiere schon noch analog. Ich werd auch, solang's noch Filme gibt, sicher nicht damit aufhören. Ich mag Film. Diese Kompression, die Farben, Stimmungen. Die Mamiya 7 ist da ziemlich unschlagbar. Mit der H4D kommt man da aber nah ran, deswegen ist sie mir natürlich sehr ans Herz gewachsen. Ich hab ganz viel Mittelformat fotografiert früher mit Film, und jetzt hab ich endlich wieder eine "Kamera" in der Hand, auch wenn ich wahrscheinlich pleite geh deswegen haha. Das hat mir bei den 35mm DSLRs gefehlt, der große Sucher, das Komponieren, ein bissl mehr Ruhe. Jetzt fotografier ich auch wieder viel mehr Landschaftsgeschichten, irgendwie konnt ich das nicht mit den kleineren Kameras. Also ja, sie ist mir sehr ans Herz gewachsen. Kann man schon so sagen.

Wenn du dich zwischen Musik, Fotografie, Grafik und dem Surfen entscheiden müsstest. Was würdest du wählen?

Ich glaub, ich kann dir diese Frage nicht richtig beantworten. Alle diese Sachen machen mich zu dem Menschen, der ich bin. Würde was davon wegfallen, würd einfach was Essentielles fehlen. Puh... Das ist echt schwierig. Ich denk, ohne Musik zu leben, wär mir wahrscheinlich unmöglich. Fotografieren kann man eh im Kopf auch hehe, Grafik machen auch, und zum Surfen bin ich wahrscheinlich irgendwann mal sowieso zu alt und zu kaputt hehe. Wie gesagt, ich will eigentlich auf nichts dieser Dinge im Moment verzichten, aber am meisten fehlen würd mir wahrscheinlich die Musik.

Christoph Haiderer

Vielen Dank für das Gespräch und bis bald in Portugal!