Erstellt am: 13. 8. 2011 - 19:00 Uhr
FM4 Charts vom 13. August 2011
- Die FM4 Charts vom 13.8.2011
- Brand New - Die FM4 Neuvorstellungen der Woche: Hard-Fi - "Fire In The House", M83 - "Midnight City", Alesander ft. RZA - "Truth" und Toddla T ft. Roots Manuva - "Watch Me Dance"
Aktuell zeigt sich wieder sehr schön jener Mechanismus, den Kritiker wie Noam Chomsky Standorterpressung nennen. Unter „Standorterpressung“ versteht er die Tendenz, dass Staaten nicht einmal mehr versuchen Maßnahmen zu setzen, wenn diese gegen die Interessen von transnationalen Konzernen sind, also etwa Lohnnebenkosten, Kündigungsschutz oder Arbeitszeitregelungen. Meist reicht schon die Drohung des Kapitals (der Kapitalinvestoren) im Fall der Fälle abzuwandern, um global niedrigste Standards für Arbeitnehmer durchzusetzen.
Bei der aktuellen Debatte geht es allerdings nicht um bereits ohnehin erodierte Arbeitnehmerrechte, sondern um spekulative Börsengeschäfte.
Nachdem auf Druck diverser Lobbys seit gut 3 Jahrfünften eine ganze Armada an Deregulierungen beschlossen wurde, sieht sich die Politik nun im Handlungsbedarf wenigstens kosmetische Alibiverbote zu erlassen.
Und da mit einem Verbot der über alle Maßen Leid bringenden CDS (Credit Default Swaps = Versicherung auf den Ausfall von Wertpapieren, die allerdings jeder kaufen kann, nicht nur der Inhaber) oder CDO (Collateralized Debt Obligation = das Verbriefen und Bündeln von Forderungen, etwa aus Hypothekenkrediten oder Kreditkartenforderungen, in Pakete die anschließend gehandelt werden können, was de facto eine der Hauptursachen der Krise vor drei Jahren war) so schnell nicht zu rechnen ist, müssen nun die Leerverkäufe dran glauben.
Diese werden in Frankreich, Italien, Spanien und Belgien nun verboten, in Österreich sind ungedeckte Leerverkäufe von Finanztitel seit 2008 untersagt.
Was sind Leerverkäufe?
An diesem „innovativen Finanzprodukt“, das für die Realwirtschaft keinerlei Zweck erfüllt, zeigt sich wunderbar der hochspekulative Charakter des Geschäfts mit Geld und Wertpapieren, das zwar de facto keine Werte erschaffen, indirekt aber Billionen an Wert umverteilen kann. Bei einem Leerverkauf „borgt“ ein Spekulant Aktien oder Anleihen von einer Investmentbank, verkauft sie an der Börse zu einem hohen Kurs, im Vertrauen darauf, dass der Kurs fallen wird. Anschließend kauft er sie zum niedrigeren Kurs zurück um sie, vereinfacht dargestellt, der Bank zurück zu geben. Was bleibt ist sein Gewinn durch die Kursdifferenz. Vom einem „ungedeckten Leerverkauf“ spricht man, wenn der Verkäufer zum Zeitpunkt des Verkaufs noch kein Eigentum an den Titeln hat. (Oder einen Anspruch darauf)
In Wien hat die Finanzmarktaufsicht dieses Verbot vorläufig für Aktien von der Erste Group, Raiffeisen und anderen bis Ende November beschlossen.
Und hier kommt der Trick mit der Erpressung:
Während die genannten Länder diese Geschäfte nun zeitweilig untersagen, sind sie an großen Handelsplätzen wie London ungehindert erlaubt. Also drohen die Börsianer bereits damit einfach das Spielfeld zu wechseln, Kapital braucht weder ein Flugzeug, noch eine Sozialversicherung oder Gewerkschaft.
Insofern darf man sich in Zukunft immer ein paar Zeilen dazu denken, wenn Politiker wieder einmal das beliebte „Uns geht es um den Wirtschaftsstandort!“ in den Mund nehmen.
Und nun ein Blick auf die heutigen Charts:
Da haben wir den bizarren Fall, dass sich am Stockerl im Vergleich zur Vorwoche null Komma Josef geändert hat, auf den Plätzen 3 bis 1 das gleiche Bild wie letzten Samstag:
Bibio landen mit „K is for Kelson“ auf dem 3. Platz,
Rang 2 geht an Giantree mit „Time Loops“,
und die neue, alte Nummer 1 von FM4 ist von Metronomy und nennt sich “The Bay”.
Ein schönes langes Wochenende!