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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

15. 8. 2011 - 01:20

Elementare Erdgestaltung

Bei "From Dust" formen wir Landschaften und arrangieren die Elemente. Ein inspirierendes Spieleerlebnis.

Immer wieder überrascht die unbändigbare Kraft der Natur. Das beginnt bei harmlosen Dingen: Man geht Bergsteigen und muss wegen des schlechten Wetters auf halbem Weg die Wanderung unterbrechen und in die Hütte flüchten. Bei Katastrophen wie Großbränden oder Tsunamis fordern diese wesentlich heftigeren Naturgewalten oft viele Menschenleben. In solchen Momenten wünscht man sich kindliche bzw. biblische Lösungen, um das Unglück abzuwenden: beide Hände ausstrecken und die Flutwelle bleibt zurück. Oder dass durch Pflanzen wie einem magischen Wasserbaum Feuer gelöscht wird.

Verblüffende Tätigkeiten und Dinge dieser Art sind im neuen Videospiel "From Dust" die Grundwerkzeuge. Hier werden Elemente und Substanzen mit nur wenigen Tastendrücken so manipuliert, dass den siedelnden Menschen nichts passiert. Das Terrain der Erdoberfläche wird neu geformt.

Ein Bildschirmfoto aus dem Videospiel "From Dust": Ein Siedler in einem Dorf.

Ubisoft

Für Götter und Geologen

Die Eingeborenen auf einem unbekannten Eiland tragen Masken aus Holz, haben selbstgeschnitzte Musikinstrumente und einen großen Wunsch: Sie wollen das Geheimnis ihrer Vorfahren lüften und immer weiter ins unbekannte, gefährliche und mysteriöse Landesinnere vordringen.

Die Welt von "From Dust" bietet ein sehr archaisches, unbändigbares Szenario, ähnlich, wie die Wissenschaft, die Popkultur und wir uns die Urzeit so vorstellen. Unsere mutigen Siedler stehen den rohen Kräften dieser Natur ziemlich hilflos gegenüber. Deshalb beschwören sie eine gottartige Entität, die ihnen hilft, die Umgebung zu ihren Gunsten zu formen. Das erledigen dann wir als Spieler, und diese göttliche Verantwortung ist naturgemäß hoch. Wir können per Tastendruck das jeweilige Terrain abtragen und wo anders wieder abladen. So kann etwa aus einem kleinen See ein schönes Tal werden, wenn genügend Wasser abgeschöpft wird.

Ein Bildschirmfoto aus dem Videospiel "From Dust": Die Entität trägt Wasser aus dem Meer ab.

Ubisoft

Wohin mit dem Wasser? - Wir entscheiden.

Shades of grey

Der lange Zeit aus der Games-Industrie ausgeschiedene französische Game Designer Eric Chahi ("Another World", "Heart of Darkness") hatte die Inspiration zu "From Dust" von seinen vielen Reisen gesammelt, die ihm die Faszination der wilden Natur nahe gebracht haben, wie er im Interview mit FM4 verrät.

Eric Chahi

GDC Europe

"I travelled a lot and discovered a passion for deserts and active volcanos, especially when lava is erupting."

Lava kann nicht nur die von den Siedlern aufgebauten Dörfer wieder zerstören, sondern in versteinerter Form auch einen Schutzwall gegen Flutwellen bieten. Wichtig ist für Eric Chahi, dass es kein klares Gut und Böse gibt. Dennoch ist das bekannte Strategiespiel "Black & White" von Peter Molyneux eine starke Assoziation, wenn man "From Dust" zum ersten Mal startet. Eine Inspiration?

"Maybe less than 'Populous', because in 'Black & White' you already have black and white. This is really not the case in our game where the notion of good and bad does not exist. There are bad or good things, depending on the context, depending on what's happening."

"From Dust" im Vertrieb von Ubisoft ist für Xbox 360 als Download erschienen und kostet dort gut 10 Euro. Für PC Windows erscheint das Game am Mittwoch (17. August), für PlayStation 3 im September.

Ein Bildschirmfoto aus dem Videospiel "From Dust": Eine begrünte Insel in einer Totalaufnahme.

Ubisoft

Hundertprozentiger Erfolg: Wer Fleißaufgaben machen möchte, stellt nicht nur die Siedler zufrieden, sondern begrünt auch noch die gesamte Landschaft.

Neben einer recht kurzen, aber sehr einnehmenden Kampagne, in der man sein kleines Volk durch gut ein Dutzend Levels führt, gibt es auch ein paar Geschicklichkeitsübungen, die einen schnelleren Spielfluss haben. Da muss man etwa möglichst rasch Feuer löschen oder Wasser abtragen, damit die Siedler nicht sterben.

Abgesehen von der intuitiven Steuerung machen vor allem die freien Gestaltungsmöglichkeiten die Magie von "From Dust" aus. Zwar gibt es nur einige Möglichkeiten, das Terrain zu formen, Gegenstände zu manipulieren und Spezialfähigkeiten einzusetzen. Doch in welcher Abfolge und mit welcher Strategie man zum Ziel (alle gekennzeichneten Bereiche pro Level gleichzeitig besiedeln) kommt, überlässt einem das Spiel komplett selbst.