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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

10. 8. 2011 - 19:46

Fußball-Journal '11-83.

Live-Anmerkungen zum Testspiel Österreichs gegen die Slowakei. Oder: wer nichts sieht, wird erkenntnislos bleiben.

Bundesliga, Meisterschaft und der Cup, der ÖFB und das Nationalteam, das europäische Geschäft, der Nachwuchs und die vielen Irrsinnigkeiten im Umfeld: Das Fußball-Journal '11 begleitet wie 2010 auch 2011 wieder ungeschönt und ohne Rücksichtnahme auf Skandalisierungen und Stillhalte-Abkommen, die den heimischen Fußball-Journalismus so mutlos daherkommen lassen.

Heute mit einem leicht reduzierten Ticker zum Testspiel der ÖFB-Auswahl gegen die Slowakei in Klagenfurt abends um 20h30.

Der ÖFB-Kader
Tor: Christian Gratzei (Sturm), Helge Payer (Rapid), Pascal Grünwald (Austria).

Abwehr: Ekrem Dag (Besiktas/TUR), Florian Klein (Austria), Aleksandar Dragovic (Basel/SUI), Emanuel Pogatetz (Hannover/D), Manuel Ortlechner (Austria), Christopher Dibon (Admira), Christian Fuchs (Schalke/D), Thomas Schrammel (Rapid).

Mitelfeld: David Alaba (Bayern/D), Julian Baumgartlinger (Mainz/D), Stefan Kulovits (Rapid Wien), Manuel Weber (Sturm), Jakob Jantscher (Salzburg), Daniel Royer (Ried), Zlatko Junuzovic (Austria), Martin Harnik (Stuttgart/D).

Angriff: Marc Janko (Twente/NED), Roman Kienast (Sturm), Erwin Hoffer (Frankfurt/D).

Kurzfristig verletzt: Paul Scharner (WBA/ENG).

Auf Abruf waren: Hans-Peter Berger (Admira), Andreas Hölzl (Sturm), Christopher Trimmel (Rapid), Roland Linz (Austria), Stefan Maierhofer (Wolverhampton/ENG).

Bei der U21 in Irland war Christopher Drazan (Rapid), verletzt hat sich Florian Kainz (Sturm). Weitere U21-Spiel-berechtigte wären: Alaba, Dragovic, Royer und Dibon.

Verletzt sind Jürgen Macho (Panionios/GRE), Franz Schiemer (Salzburg), Sebastian Prödl (Werder/D), Guido Burgstaller (Rapid).

Out: Roman Wallner, Andreas Ulmer (Salzburg), Alexander Grünwald, Georg Margreitter (Austria), Daniel Beichler (Duisburg/D).

In der Arnautovic-Fall sitzen: Marko Arnautovic (Werder/D), Veli Kavlak und Tanju Kayhan (Besiktas/TUR), Yasin Pehlivan (Gaziantep/TUR), Ümit Korkmaz (Eintr. Frankfurt/D).

Blacklisted: Christoph Leitgeb (Salzburg), Michael Gspurning (Xanthi/GRE), Andreas Ivanschitz (Mainz/D), Andreas Ibertsberger (Hoffenheim/D), György Garics (Bologna/IT, eh verletzt), Alexander Manninger (Samp/IT), Martin Stranzl (Gladbach/D).

Die U21 verlor ihr Testsspiel in Irland 1:2.

Die U20 hat ihren WM-Auftritt bereits beenden müssen.

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Kader Slowakei

Tor: Jan Mucha (Everton/ENG), Marian Kello (Hearts/SCO).

Abwehr: Marek Cech (WBA/ENG), Jan Durica (Lok Moskau/RUS), Peter Pekarik (Wolfsburg/D), Lubomir Michalik (Carlisle/ENG), Tomas Hlubocan (Zenit Petrograd/RUS), Kornel Salata (Rostov/RUS).

Mittelfeld: Marek Hamsik (Napoli/ITA), Robert Jez (Polonia Warschau/POL), Karim Guede (Slovan Bratislava), Juraj Kucka (Genoa/ITA), Roman Prochazka (Spartak Trnava), Vladimir Weiss jun. (Manchester City/ENG), Igor Zofcak (Slovan Bratislava).

Sturm: Filip Holosko (Besiktas/TUR), Erik Jendrisek (Freiburg/D), Filip Sebo (Slovan Bratislava).

Wegen Promille-Vergehen eliminiert: Miroslav Stoch (Fenerbahce/TUR). Dafür nachnominiert: Oldie Miroslav Karhan, 35, Spartak Trnava (vormals Betis, Besiktas, Wolfsburg, Mainz).

Auf Abruf waren
Tormann Dusan Pernis (Dundee/SCO); Filip Luksik (Den Haag/NED), Radoslav Zabavnik (Mainz/D), Dusan Svento (Salzburg/A); Erik Cikos (Slovan Bratislava), Kamil Kopunek (Bari/ITA), Marek Sapara (Ankara-gücü/TUR), Peter Grajciar (Sparta Prag/TCH), Tomas Kona und Juraj Piroska von Salzburgs EL-Gegner Senica, Viktor Pecovsky (Zilina); Marek Bakos (Plzen/TCH).

Verletzt sind Martin Skrtel (Liverpool/ENG) und die Stürmer Stanislav Sestak und Robert Vittek (beide Ankaragücü/TUR).
Marek Mintal (Rostok/D) ist zurückgetreten, Peter Hlinka (Austra/A) kein Thema mehr.
Ebenso out sind Tormann Dusan Kuciak (Legia Warschau/POL), Adam Nemec (Lautern/D) oder Robert Mak (Nürnberg/D).
Eine Blacklist wichtiger Spieler wie beim ÖFB gibt es in der Slowakei nicht.

Während sich der ÖFB schon drum kümmert, was man zu den Play-Off-Terminen im November machen soll, ist die öffentliche Oberflächen-Debatte auf den Teamchef, bzw seinen Job konzentriert. Das ist (nach den zumeist schwachen Leistungen in der Quali) so vorhersehbar wie immer - und bringt inhaltlich gar nichts.

Der einzige kleine Unterschied: die hier und an anderen Orten des diskursiven Zündelns losgetretenen Debatte über die Armseligkeit von Constantinis taktischen und strategischen Fähigkeiten.
Die ist im journalistischen Mainstream angekommen.
Immerhin.

Nachdem sie aber hauptsächlich auf Basis von reiner Skandal-Bewirtschaftung und kaum substanziell und tiefergreifend geführt wird, ist nicht zu erwarten, dass sich substanziell etwas bessern wird. Zumal erst einmal die erzreaktionären ÖFB-Landesfürsten überwinden müssten.

Das aktuell im Medien-Boulevard hochgehaltene Schein-Match zwischen Constantini und Präsident Windtner wird keine Konsequenzen haben. Man wartet den Herbst ab und hofft dass sich bis dahin Belege für die Lernfähigkeit des Teamchefs finden lassen.

Insofern ist das heutige Test-Match gegen die Slowakei (es sei denn alle Dämme würden bersten) ohne Weichenstellungs-Bedeutung.
Und wir werden wieder ein Spiel erleben, dass vom Medien-Mainstream nur mittels Phrasen an die Konsumenten überbracht wird, auch weil sowohl Experten als auch Berichterstatter nicht imstande sind Spiele richtig zu lesen. Mit solchen Akteuren fährt dann auch ein Constantini recht einfach Schlitten.

Die Aufstellung des ÖFB-Teams und andere Vorberichte

1 Gratzei; 17 Klein, 2 Dragovic, 4 Pogatetz, 5 Fuchs; 14 Baumgartlinger, 7 Kulovits; 19 Harnik, 10 Junuzovic, 8 Alaba; 21 Janko (Kapitän).

Also ein Team in Bestbesetzung, im zuletzt gespielten 4-2-3-1. nicht mit Dag, sondern Klein rechts hinten. Zwei Sechser, vier Offensive, das wird vom Host-Broadcaster als "offensiv und mutig" bezeichnet - ein erster Beleg für das eben Erwähnte...
Über-Gag: Constantini selber entkräftet den "offensiv&mutig"-Blödsinn indem er das richtigstellt...

Letztlich sagt das System allein näturlich nichts aus. Wichtig ist der Matchplan, die exakte Einstellung auf den Gegner - etwas, was vor allem die Legionäre in ihren Teams bekommen; die Abwesenheit dieser Infos sorgt seit Constantinis Antritt für Gemurre; hier gibt es also deutliches Potential nach oben.

Die Slowakei spielt (womöglich) auch so, nämlich 4-2-3-1; das allerdings schon länger, weil man mit Hamsik seit Jahren einen zentral Offensiven hat; etwas, was beim ÖFB jahrelang tabu war (aber auch nur taktisch, um Ivanschitz loszukriegen).

Vladimir Weiss senior (auch Coach von Slovan Bratislava) schickt folgende Herren aufs Feld:
1 Mucha; 2 Pekarik, 3 Michalik, 6 Karhan, 5 Cech; 17 Kapitän Hamsik, 19 Kucka, 4 Guede, 7 Vladimir Weiss jr; 10 Jez, 13 Holosko.

Karhan? Karhan, der Oldie wurde nachnominiert, ja. Der eingebürgerte Togolese Guede ist ein Neuer, der soll getestet werden. Skrtel, Vittek und Sestak sind verletzt, Verteidiger Durica war krank, Kamil Stoch ist wegen Trunkenheit am Steuer suspendiert.

Schiri ist Herr Ceferin aus Slowenien.

Anpfiff um 20.34: erste Unterschiede zwischen rot und blau

Österreich in rot, die Slowakei in blau.
Ja, Marek Hamsik ist das Frisuren-Vorbild für Neymar, der nebenan, im ARD gegen Deutschland spielen darf, jetzt hab ichs...

Die Blauen spielen keinesfalls ein 4-2-3-1, sondern mit zwei Spitzen, Jez neben Holosko. Guede ist kein klassishcer Sechser, sondern ein echter Bohrer, der überall beißt, sehr offensiv, Hamsik spielt halbrechts, der Junior halblinks, das ist eher ein fächerartiges 4-4-2, mit einem Vierer-Mittelfeld bei dem jeder einzelne sofort zwischen Defensive und Offensive umschalten kann, das merkt man schon in den ersten Aktionen.

Sind die ÖFB-Burschen auf diese Variante vorbereitet worden? Sie spielen wie erwartet, ein sehr braves 4-2-3-1 mit durchaus massiertem Zentrum, wohl weil man dort Hamsik erwartet hatte - der jetzt auf der Seite aufläuft; ebenso wie Weiss und auch Guede.
Tendenziell werden die Slowaken also über die Seiten kommen; das macht einen Doppel-Sechser irgendwie obsolet. Apropos: Baumgartlinger spielt halbrechts, Kulovits halblinks, also anders als sie es im Verein gewohnt sind/waren.

Auffällig in den ersten Minuten: bei den Slowaken funktioniert das blinde, automatisierte Paßspiel recht gut; bei der ÖFB-Auswahl klappt das irgendwie nicht so - zu viele Fehlpasses sind die Folge. Ausrede gibts da keine: auch die Slowaken haben nicht länger Zeit sich zusammenzuspielen als alle anderen Nationalmannschaften.

Dass der erste Aufreger in der 11. Minute nach einem Solo von Alaba passiert, ist kein Zufall. Viele Laufbälle, viele Vorstöße, viele Schüsse - keine Kombinatorik.

Die zeigt die Slowakei in der 16. Minute erstmals gefährlich auch vor dem Tor, und weil Gratzei, Klein und Dragovic zusammenstoßen, gibt es fast einen Einschlag (den Alaba vor Guede noch verhindert)

Die Probe des Auswärtsspiels - in Österreich unbekannt

Die Slowaken proben ein Auswärtsspiel bei einem leicht schwächeren Gegner, den sie auskontern, auskombinieren und besiegen wollen. Für sie ist das wichtig - ihre EM-Gruppe hält noch alle Chancen bereit.

Wie oft hat eigentlich Österreich in den letzten Jahren, sagen wir einmal unter Constantini, eine solche Auswärts-Situation getestet?
Alle, die jetzt mehr als einmal ankreuzen, werden ausgelacht - sowas ist hierzulande nicht im Denk-Schema drin; da existiert der Fußball nur als ewiges großes Heimspiel. Dementsprechend schlecht sieht man oft auswärts aus.

Und: von den vier noch offenen EM-Quali-Spielen sind drei auswärts. Auf die Idee auswärts zu testen ist schon wieder niemand gekommen beim heimattreuen ÖFB.

Die slowakischen Angriffe werden konziser, auch weil man um seine kombinatorische Überlegenheit jetzt Bescheid weiß.

Und dann macht sich der Klassenunterschied auch recht schnell bemerkbar: Corner Weiss, Kopfball Kucka an die Innenstange und Gratzeis Buckel, 0:1, völlig gerechtfertigt.

Es folgt, was immer folgt: Gelaber von Pech und einer Überlegenheit, die man nicht umsetzen konnte.
Fakt ist: die Slowaken sind überlegen, seit Anbeginn an, spielerisch und taktisch. Man hat das ÖFB-Team, das eine offensive Zentrale rund um Hamsik erwartet hatte, ausgetrickst.

Und der einzige Trick, den Constantinis Team heute bislang beherrscht, der schnelle Konter, der ist seit der 21. Minute nun wirkungslos.

Jetzt wäre ein echter Trainer, eine echte Strategie nötig...

Mit anderen Worten, jetzt, in der 25. minute wäre ein echter Trainer nötig, der einen vorbereiteten Plan B ausgibt und umsetzen lässt. Ja, ich weiß, das gibts in Österreich und vor allem beim ÖFB nicht, einen Plan B und eine echte Vorbereitung, aber man darf doch träumen, oder?

In der 28. Minute gibt es dann etwas, was wie ein eingelernter Freistoß ausgesehen hat.
Immerhin.
Sowas gab es die ganze österreichische U20-WM lang nicht.
Immerhin sieht Österreich nach Standards, vor allem Cornern, nicht allzu schlecht aus. Wurde da tatsächlich einmal etwas geübt? Warum jetzt, wegen des Drucks aus der Öffentlichkeit? Wenn ja, das wäre peinlich...

Und dann kommt die Höchststrafe, ein von holosko ausgelegtes Offsidetor von Jez. Auch sowas sollte man testen, klar, Nicht-Aufgeben nach Rückstand durch eine Tor-Fehlentscheidung.

Nach wieder einem weiten Cross aus dem Stand gibts die erste echte Torchance für Harnik, der aber den Tormann anköpft. Harnik hat am Wochenende sein erstes Kopftor in der Bundesliga erzielt, er ist also kein Experte.

In der 37. Minute läuft Harnik dann allein durch, wieder keine Kombination, wieder nur so ein Solo-Konter, aber sein Heber geht dann vorbei.
Das sind alles Einzelaktionen in einem Spiel, den man als Mannschaftssport kennt. Das ist schön, aber eine Themenverfehlung.

Wenn kombiniert wird, dann mit hohen Bällen über die Mittelfeld-Zentrale drüber, die Paß-Qualität bleibt bescheiden.
Ziel ist es immer nach außen, zu Alaba oder Harnik zu kommen.
Außen, dort wo, wie wir seit Spielbeginn wissen, die Slowaken ihre Kräfte massiert haben.
Schön doof also weiter dort das Glück zu suchen anstatt die Mitte einzubeziehen. Wer sagts der Mannschaft? Oder müsste die Frage lauten: wer sagts dem Trainerteam?

Wie zum Hohn: In der 44/45. Minute kombiniert das slowakische Team bei einem guten Gegenangriff besser und länger als das ÖFB-Team in der gesamten 1. Halbzeit.

Fazit: Einzelaktionen im Teamsport - eine Themenverfehlung

Alles was ich an Geraune aus dem Pressesektor höre ist, dass man dem (tapfer kämpfendem) Team keine Vorwürfe machen kann.
Das ist lächerlich.
Das Team und vor allem sein Stab liefern hier eine Themenverfehlung ab.
Und natürlich gereicht ihnen das zum Vorwurf.

Wer nicht kombiniert, kann das Spiel nicht definieren.
Wer hirnlos einen alten Plan, der einmal gut funktioniert hat (wie im Deutschland-Match, alles über die Seiten) herausholt und nicht erkennt, dass der gegen die auf den Flanken massierten Slowaken funktioniert, ist ein taktischer Depp.
Wer das nicht erkennt und sein Team weiter in den Untergang laufen lässt ist ein strategisches Nullerl.

Pausenanalyist Prohaska besteht (wie zu erwarten) darauf nichts zu ändern. Mahlzeit.

Es geht noch 45 Minuten, es ist noch einiges möglich...

... und es gibt eine Änderung: (18) Royer kommt für (7) Kulovits. Viel zu spät wurde der überflüssige Doppelsechser aufgelöst. Viel zu spät wird umgestellt und reagiert, Constantini overrult Priohaska, immerhin.

Wechsel Team Slowakei: (18) Jendrisek für (10) Jez; und (16) Salata für (6) Karhan, zwei reine Positionstäusche, das gut funktionierende 4-4-2 bleibt. Und bringt einen schönen Schuß von Guede (49.).

Österreich hat sich angepaßt und hat auf 4-4-2 umgestellt: Royer links außen, Alaba jetzt zentraler, Junuzovic rechts und Harnik gibt eine zweite echte Spitze neben Janko.

Das heißt: 1 Gratzei; 17 Klein, 2 Dragovic, 4 Pogatetz, 5 Fuchs; 10 Junuzovic, 14 Baumgartlinger, 8 Alaba, 18 Royer; 19 Harnik, 21 Janko. Constantini hat nun drei U21-Akteure auf dem Platz.

Das bedeutet: mit diesem System ist man dem slowakischen Spiel nicht mehr ganz so ausgeliefert, die Zentrale wird aufgewertet.

Dass trotzdem jeder slowakische Gegenstoß Torgefahr bedeutet, liegt in der Dynamik des Spielverlaufs, der dem Gegner ungeahntes Selbstvertrauen brachte.

Und kaum da das gegriffen hat, wird auch schon wieder alles geändert: Hoffer (9) kommt in der 55. Minute für Junuzovic (10), dh Harnik geht wieder auf die rechte Seite; Hoffer soll vorne die Konter setzen - es ist zwar unklar welche, weil man ja das Team ist das das Spiel machen will, aber bitte, nicht alles muss eine Logik in sich tragen.

Gag am Rande: der TV-Kommentator sieht Hamsik "gut entschäft" von Baumgartlinger, weil die sich einmal zufällig trafen. Dass Hamsik außen spielt und deshalb nicht vom Sechser entschärft werden kann, ist ihm irgendwie entgangen. Ja, mit einer solchen Expertise fährt jeder Teamchef leichtest Schlitten...

Das Spiel wird von der Mannschaft in blau klar kontrolliert, der Klassenunterschied ist evident.

Die Sache mit dem Abschlußtreffer und dem Rückenwind

Denn dann macht in der 61. Minute Hoffer nach Rechtscross von Klein ein Kopfballtor und bietet so die Chance für ein finales Anrennen. Ein Kopftor, ja. Und er war allein im Zentrum, ja. Und es war kein Konter, klar.

Trainer Weiss bringt in der 63. Minute den Ex-Austrianer und Ex-Ranger Filip Sebo (22) für Guede (4), also einen Stürmer für einen Mittelfeldspieler, setzt also sofort was dagegen.

Etwa einen Jendrisek-Volley aus 20 Metern in der 66., den nur eine Extraklasse-Parade von Gratzei aus dem Eck holt. Und dann schnüren die Slowaken das ÖFB-Team ein, minutenlang, die wollen es jetzt wissen.

Die spielen jetzt mit einem 4-5-1, haben Stürmer Holosko auf die rechte Flanke zurückgezogen, und kommen mit Jendrisek links - Weiss und Hamsik spielen jetzt direkt hinter Sebo, der einzigen nominellen Spitze.
1 Mucha; 2 Pekarik, 3 Michalik, 16 Salata, 5 Cech; 19 Kucka; 13 Holosko, 17 Hamsik, 7 Vladimir Weiss jr, 18 Jendrisek; 22 Sebo.

Das ist cleveres Coaching: Weiss senior hat damit auf die österreichische Umstellung reagiert: nur mehr ein Sechser da, also massiert er seine Kräfte in der Zentrale; und Hamsik und Junior sind seine bissigsten Kräfte.
Zofcak (8) kommt für den gelbbelasteten Weiss (7) und ordnet sich in dessen Position ein (74. Minute).

Jetzt sehen wir einen schnellen Schlagabtausch, in dem die Slowakei sich gut nach vorne kombiniert, in dem Österreich es wieder nur mit weiten Bällen und Einzelversuchen probiert. Die weiten Bälle bringen nur eines: mangelende Paß-Präzision.
Der andere Coach, nicht der clevere Weiss, hat zu wenig umgestellt. Der lässt sein Team auch die Igel-Stellung probieren, der exerziert alles an Möglichkeiten durch.

In der 79. Minute kommt Prochazka (14) für Kucka (19), den defensiven Mittelfeldspieler, auch wieder ein Wechsel in Position.

Gewinnt das vom cleveren Coach besser organisierte Team?

In Normalfall ja.
Wird wohl hier auch so sein.

Im Fall Österreich, wo es an cleverem Coaching mangelt, kann man sich nur auf die Einzelaktion, auf die Initiative des Individuums verlassen; ist also automatisch im Nachteil.

Das ist so als würde man in jedes Spiel mit einem Rückstand reingehen.
So geht Österreich in seine Länderspiele, freiwillig.
Sogar freudig, aus purer Blödheit freudig
Das ist die Lehre dieses Matches, die Begegnung mit einem echten Trainer und echtem Coaching.

Harnik verletzt sich in der 84. Minute blöd an der Schulter. Jantscher darf draußen bleiben.
Und dann wieder ein weiter Ball in der 86. Minute, wieder ein Zufalls-Ball, ein schöner Volley von Harnik und dann nur ein Offsidetor. Und wieder wäre es keine Kombination gewesen.
Dann verletzt sich Hoffer blöd am Fuß. Das zerreißt die Schluß-Phase dieses Spiels ganz schön. Der letzte mögliche Feldwechsel der Slowaken, Hlubocan (15) für Hamsik (17) in der 90. Minute, macht keinen Unterschied mehr. Die finalen Versuche den Ball wie eine Granate ins Tor zu schleudern, bringen nix ein.

Der feurige Eifer der ÖFB-Elf ist bewunderswert, aber von seiner technisch-taktischen Minderwertigkeit zu sehr unterfüttert.

Abpfiff. Die Slowakei gewinnt 2:1, und das komplett verdient

Das Spiel der österreichischen Mannschaft war wie das "a" auf Jankos Trikot - falsch beflockt.

Auch wenn jetzt wieder alle PR-Assistenten der heimischen Fußball-Nomenklatura von "Pech" und "unverdient" reden werden: diese Niederlage war klar und deutlich. Diese Niederlage war verdient. Diese Niederlage war logisch, von Beginn an.

Die Slowakei war von Anfang an die bessere Mannschaft, in jeder Hinsicht, besser organisiert, besser strukturiert, taktisch besser eingestelt.

Diese Mannschaft ist dem ÖFB-Team einfach um eine Klasse überlegen. Und das auch aus gutem Grund.

Einen hat Dusan Svento angesprochen: die jungen Slowaken gehen schneller ins Ausland und werden dort besser ausgebildet. Die Slowakei hat nämlich nicht mehr an personellem Potential: aber die 15 besten Legionäre sind besser und weiter als die Österreicher.

Ein anderer ist der slowakische Wille sich weiterzubilden, anstatt im heimischen Sumpf festzupappen, wie es Constantini in den letzten Jahren manifestiert hatte, leuchtturmartig. Und der Will ein Reform-Programm durchzusetzen.

Und dann sind es Coaches wie Vladimir Weiss, der sich nicht zu schade dafür ist selbst einen an sich lächerlichen Gegener wie Österreich taktisch auszukucken, sich drauf einzustellen und ihn mit einem Trick zu überrumpeln.
Dass er dabei auf keinerlei taktische Gegenwehr traf, half natürlich.

Ob es in der Slowakei Altinternationale gibt, die mit einer Philosopohie aus dem letzten Jahrtausend bewaffnet, weinerliche Platitüden dreschen anstatt echte Analyse zu betreiben, weiß ich nicht.

Es wird nichts besser werden (können)

Das ÖFB-Team war über weite Strecken taktisch wehrlos - das Team ist zu jung, einzelne Spieler können die Arbeit, die der Trainerstab aus Qualitätsgründen nicht leisten kann nicht übernehmen wie es Spieler die bereits wie Trainer denken, können.
Diese verlorene Generation der 30 bis 40jährigen ist den historischen Versäumnisse der Post-Bosman-Ära zuzuschreiben, allerdings hat sich davon weder das Funktionärs-Wesen noch die Trainer-Kaste jemals erholt.

Der lernresistente Ausreder-Kaiser Constantini sagt im Flash-Interview, dass er die Tore aus "Nichts" erhalten hat.
Das ist genau das Problem: dass der Teamchef die auf dem Platz klar ersichtlichen Gründe nicht sieht.
Er sieht nichts.
Ein Trainer ist aber, was er sieht.

Was ihn rettet: er ist in guter Gesellschaft. Die ÖFB-Verantwortlichen sehen auch nichts. Die Experten sehen nichts. Die Analytiker sehen nichts. Die Reporter sehen nichts. Der Großteil des Publikums sieht nichts.

Wer nichts sieht, wird auch nichts bessern können.
In diesem Sinn: willkommen zum Rest der ÖFB-Saison, wo Nichts-Sehen der Standard ist; willkommen in einer Szene, die sich in absichtliche Blindheit flüchtet um nichts bewegen zu müssen.