Erstellt am: 10. 8. 2011 - 17:38 Uhr
Astrophysikalische Katastrophenszenarios
Neben Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Klimacrash und Atomkatastrophe gibt es noch die Bedrohung von außerhalb unserer Atmosphäre. Genaugenommen verlangt die Astrophysik hier nach dem Plural, denn die apokalyptischen Möglichkeiten sind zahlreich.
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Mittwoch, 10. August:
Der Weltuntergangs-
vorbereitungstag auf FM4
Der klassischen Endzeit-Vision, dass ein Asteroid gegen die Erde knallt und uns damit vernichtet, hat sich Hollywood bereits ausgiebig gewidmet und sogar einige Lösungsvorschläge geliefert, wie wir den Untergang abwenden könnten. Mit genügend Sprengkraft könnte man versuchen, den Asteroiden zu pulverisieren oder zumindest seine Umlaufbahn ablenken, um die Kollision mit der Erde zu vermeiden.
EUROPEAN SPACE AGENCY
Aber leider ist die Hollywood-Variante der Erdrettung - wer hätte es gedacht - unrealistisch. Johannes Leitner vom Wiener Institut für Astronomie erklärt, dass wir, um den Asteroiden abzuknallen, wir eine Rakete bräuchten, die dazu in der Lage wäre, große Mengen Sprengstoff Millionen von Kilometern zu transportieren, und dann das Objekt auch noch damit zu treffen. Und so weit sind wir technisch leider noch nicht.
Gefahren aus dem All, Rekorde im Sonnensystem und Astrobiologie
Johannes Leitners Vorträge in Wien und NÖ
Außerdem müsste man den Asteroid schon aus sehr weiter Entfernung entdecken, und dass nicht der gesamte Himmel permanent überwacht wird, ist ein weiteres Problem. Vor allem weil der Himmelskörper gar nicht besonders groß sein muss, um unsere Existenz zu bedrohen. Ein Himmelskörper mit einem Radius von einem Meter, der in erster Linie aus Eisen bestünde, entspräche bei einem Einschlag auf die Erdoberfläche der Hiroshima-Atombombe. Mit einem Radius von 100m würde der Eisen-Asteroid schon dem gesamten Atomwaffenarsenal der Erde gleichkommen.
Laut Astronom Johannes Leitner kennen wir derzeit ca. 1000 wirklich große Objekte mit mehreren Kilometern Durchmesser, die im Falle einer Kollision das endgültige Aus für die große Menschheits-Sause bedeuten würden. Die bedrohen allerdings derzeit unseren Planeten nicht. Kleinere Objekte können den astronomischen Beobachtungen aber jederzeit entgehen, deshalb können wir eigentlich nur hoffen, dass uns bedrohliche Himmelskörper ob unseres bedrohlich blauen Leuchtens einfach ausweichen.
Strahlender Sonnenschein
Eine unsichtbare Bedrohung aus dem All stellt für uns die kosmische Strahlung dar. Einerseits werden wir permanent mit galaktischer und extragalaktischer Strahlung aus dem All bombardiert, andererseits verursachen beispielsweise Sonneneruptionen noch verstärkte Strahlenbelastung. Geschützt werden wir vor dieser Strahlung durch die Erdatmosphäre und das Erdmagnetfeld. Wir sind im Leo.
A9999 Db National Science Foundation/Nso
Alle elf Jahre intensivieren sich die Sonneneruptionen. Derzeit stehen uns wieder verstärkte Aktivitäten bevor. Die Strahlung die dabei freigesetzt wird, kann sich auf Elektronik, Stromleitungen, Transformatoren, vor allem aber auf Satelliten auswirken. Das kann uns Probleme bereiten, bringt uns aber zumindest noch nicht zwingend um. Sonneneruptionen können aber auch unsere Ozonschicht angreifen und um einige Prozent verringern. Allerdings räumt Astronom Johannes Leitner ein, kann die Ozonschicht diese Schäden, der Erfahrung nach, innerhalb einiger Jahre wieder kompensieren.
Plus-Minus, Minus-Plus
Alle paar Jahrhunderttausende dreht sich das Magnetfeld der Erde - die sogenannte "Umpolung" oder auch der "Polsprung". Apokalyptiker prophezeien, dass in der Zeit, in der das Erdmagnetfeld sich dreht, der Schutz vor kosmischer Strahlung nicht mehr gewährleistet werden kann, und damit alles Leben auf der Welt ausgelöscht wird. Da wir allerdings bisher keine Erfahrung mit Polsprüngen machen konnten, wissen wir weder, wie schnell oder langsam dieser Prozess vonstattengehen würde, noch wie letal er für uns ausginge bzw. ausgehen wird. Wir wissen also nicht wann es passiert und auch nicht, was dann passiert. Am besten immer einen Kompass dabeihaben, und sollte die Nadel einmal verdächtig ausschlagen - schnell irgendwo unterstellen.
Donner - Wetter - Gamma-Blitz
Eine Supernova entsteht, wenn ein Stern kollabiert. Dabei werden Milliarden Tonnen von heißem Gas ins All geschossen. In unserer Galaxis passieren solche Supernova-Explosionen ca. 20 (plus/minus 8) Mal pro Jahrtausend. Um eine reelle Bedrohung für unseren Planeten darzustellen, müsste so eine Supernova aber relativ nahe unseres Planeten stattfinden. Wie nahe genau, darin gehen die wissenschaftlichen Meinungen auseinander. Manche meinen, eine Supernova unter 100 Lichtjahren Entfernung wäre das Ende unser Ende, andere meinen, sie müsste innerhalb von 10 Lichtjahren Entfernung passieren. Ansonsten wird das Gas bis es uns erreicht so stark verdünnt, dass es keine drastischen Auswirkungen mehr auf uns hätte, so Johannes Leitner.
NASA/Ho
Weitaus furchterregender als eine Supernova ist allerdings die Hypernova, auch bekannt als Gamma-Blitz. Wie genau so ein Gamma-Blitz entsteht, darauf hat die Wissenschaft noch keine sichere Antwort, aber wir wissen, dass er mit einem Sternenkollaps in Zusammenhang steht. Die gesamte Energie wird dabei in zwei Strahlen gebündelt, die dann wie kosmische Schneidbrenner alles, was ihren Weg kreuzt, verbrennen.
Das nächste Objekt, das eine Gefahr für uns darstellen könnte, so Johannes Leitner, ist ein Stern in 7500 Lichtjahren Entfernung, der im Falle einer Hypernova das Ende unseres Lebens auf der Erde bedeuten würde. Wissenschaftler können aber "mit sehr großer Sicherheit" sagen, dass der Gamme-Blitz uns nicht treffen würde. Irgendwie ist mir in diesem Fall "sehr groß" aber immer noch zu klein.
I want to believe
Neben allen astrophysikalischen Katastrophenszenarios darf aber eine Bedrohung nicht vernachlässigt werden: Aliens.
Stephen Hawkings geht davon aus, dass die Landung von Außerirdischen auf unserem Planeten der Landung der Europäer in Amerika gleichkäme, was ja für die Ureinwohner Amerikas nicht so gut ausgegangen ist. Möglicherweise ziehen extraterrestrische Lebensformen durchs Weltall, auf der Suche nach Planeten deren Ressourcen sie plündern können.
kevindooley (http://www.flickr.com/photos/pagedooley/2788648775)
Johannes Leitner schlägt diese Möglichkeit nicht aus, schätzt die Wahrscheinlichkeit aber als sehr gering ein. Seine Begründung ist sehr pragmatisch: Es wäre für die Aliens unwirtschaftlich. Da die Physik davon ausgeht, dass Weltraum-Reisen - egal für welche Lebensform - sehr energieaufwendig wären, würde es sich einfach nicht auszahlen quer durchs All zu tuckern, um die dabei verbrauchten Ressourcen von einem Planeten wie unserem wieder einzuholen. Klingt, zumindest aus anthropozentrischer Sicht, sehr logisch. Wer hätte gedacht, dass Ökonomie uns vielleicht das kollektive Leben retten würde?