Erstellt am: 6. 8. 2011 - 19:00 Uhr
Die FM4 Charts vom 6. August 2011
Heute ist es also soweit, nachdem ein paar Tage das Orakel des sonst aufgeklärten Westens – die Börsenkurse – Purzelbäume schlug, lautet heute die Schlagzeile: Kreditwürdigkeit der USA abgestuft.
Nun weiß man zwar bis heute nicht so ganz genau, wie die Alchemisten von den 3 großen Agenturen ihre sogenannten „unverbindlichen Meinungen“ (die de facto ganze Länder in den Abgrund reißen, oder dies zumindest beschleunigen) zusammenrechnen – denn über diese Methoden wird gewissenhaft ein Mantel des Schweigens gelegt.
Berücksichtigt man aber den Umstand, dass auch die aktuelle Schuldendebatte immer in Relation zum Bruttoinlandsprodukt geführt wird, lässt dies wenig Vertrauen in die Machenschaften der Wirtschaftsweisen aufkommen – denn sogar bei der Bonitätsprüfung von Privatkunden spielen vollstatische Kennzahlen (wie etwa die Eigenkapitalquote bei Banken) de facto eine suboptimale Rolle. Viel sinnvoller wären etwa dynamische Parameter wie die hypothetische Entschuldungsdauer (also die Neuverschuldung in Relation zu den tatsächlichen Cashflows).
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Nachdem das Orakel also heute erste Rauchschwaden aufziehen ließ, geht in den USA die Angst vor zunehmend teureren Krediten um. Bedenkt man, welcher Teil des Budgets bereits zum aktuellen Zinssatz für die Bedienung der Aber-Milliarden Schulden draufgeht, durchaus zu Recht.
Denn schon jetzt lähmt die USA der Streit um eine Konsolidierung des Haushalts. Was war passiert?
Nun, glaubt man den Demokraten näher stehenden Ökonomen wie Robert Reich oder Joseph Stiglitz, hat es vor allem seit Beginn der Bush Junior Administration zu Beginn des neuen Jahrtausends einen massiven Ausbruch der Schuldenlast gegeben. Aus einer nicht so schlechten Situation des Staatshaushaltes erwuchs in einem Jahrzehnt jene Situation, die aktuell Anlass zur Sorge gibt.
Die Gründe dafür sind, glaubt man den erwähnten Stimmen, an drei Fingern abzuzählen:
Die Kosten für den Irak und Afghanistan Krieg.
Die Kosten für Homeland Security und Co.
Und schließlich der massive Steuerverlust durch Steuer-Geschenke an Superreiche, die dazu führten, dass das reichste Prozent der US-Bürgerinnen eine durchschnittliche Abgabenquote von 17% hat.
Insofern hatte ZiB-Korrespondent Tim Cupal natürlich Recht, als er in seiner Analyse zur Einigung Obama/Boehner meinte: Die Kosten für die Budgetkonsolidierung werden vor allem die Armen und die Mittelschicht zahlen.
Sollten nun auch die Zinsen für US-Kredite steigen, wird sich dieser Effekt weiter verschärfen.
Vor allem, da die Verursacher der Krise weiter gerettet werden (müssen). Während anderswo auf der Welt ein paar Millionen für Reis und Getreide fehlen, darf die (aktuell verstaatlichte) Hypothekenbank Fannie Mae mit am Freitag beantragten 5,1 Milliarden Dollar rechnen.
Und da die Billionen, die seit 2007 in den Sand gesetzt wurden, sich in einem ökonomischen Nullsummenspiel (wie wir seit der ersten Stunde Buchhaltung wissen) nicht in Luft auflösen können, gilt nach wie vor: The rich get richer.
Auch für Stiglitz eine Situation, die am evolutionären Charakter unser Zivilisation, zumindest in ökonomischen Verteilungsfragen, zweifeln lässt.
Metronomy
Und nun ein Blick auf die FM4 Charts
Da landen Bibio mit „K is for Kelson“ diese Woche auf dem dritten Platz und freuen sich über das Stockerl.
Rang 2 geht diesmal an eine heimische Band: Giantree haben mit ihrer aktuellen Single „Time Loops“ längst auch schon außerhalb ihres Biotops, des FM4 Soundparks, viele Fans gefunden – und sind zu Recht so weit vorne.
Und die neue Nummer 1 kommt von Metronomy, heißt „The Bay“, und löst nach 2 Wochen die Beastie Boys von der Spitze ab.
Ein friedliches Wochenende!