Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Fotograf der Woche: Thomas Albdorf"

Daniel Gebhart de Koekkoek

Analoge Fotoreportagen - weil's eh schon genug zu lesen gibt hier

2. 8. 2011 - 19:34

Fotograf der Woche: Thomas Albdorf

Der Künstler Thomas Wieflingseder, der sich einfachheitshalber Thomas Albdorf nennt und sich nachts gerne im Wald herumtreibt, erzählt uns von seiner neuen Liebe und seiner Sucht.

Fotografen gibt es wie Sand am Meer. Die interessantesten jungen österreichischen Fotografen werden in dieser Serie vorgestellt.

Diese Woche: Thomas Albdorf aus Linz im E-Mail-Interview.

Thomas Albdorf

Was studierst du und warum?

Ich studiere Transmediale Kunst auf der Angewandten in Wien. Ich habe mir diesen Studiengang ausgewählt, da er sehr offen ist, also z.B. das Medium, in dem man arbeitet, prinzipiell frei wählbar ist. Warum ich generell Kunst studiere, ist eine gute Frage ... ich habe mich einfach schon immer dafür interessiert.

Welcher Gedanke verbirgt sich hinter "decode"?

"decode" ist ein Synonym, das ich mir vor etlichen Jahren ausgesucht habe, einfach auch, weil ich damals eine Webadresse gebraucht habe, und mir etwas kurzes prägnantes besser erschien als mein nahezu unaussprechlicher Nachname. Das Auswählen eines Künstlernamens ist für mich irgendwie etwas normales. Ich habe zu der Zeit, als ich Graffiti gemacht habe, natürlich auch immer unter einem Pseudonym gesprüht. Der Name, den ich jetzt benutze - Thomas Albdorf - ist ja auch nicht mein tatsächlicher Name.

Thomas Albdorf

Du treibst dich scheinbar auch Nachts gern im Wald rum.
Wie ist das so und wem begegnet man dort um die Zeit?

Niemandem - zumindest niemand menschlichem. Der Wald ist für mich als Ort zum Fotografieren sehr interessant, da ich mich dort eben an Plätzen bewege, die kaum je ein Mensch berührt. Wenn ich tagsüber dort unterwegs bin, läuft mir natürlich schon ab und zu ein Wanderer über den Weg, aber des Nachts bin ich dort vollkommen allein ... bis auf teils etwas beängstigende Geräusche von Tieren. Direkt konfrontiert wurde ich mit noch keinem, wenngleich ich, wenn ich die Laute richtig deute, Wildschweinen schon öfters sehr nahe war. Was schon einen gewissen Stress erzeugt.

Thomas Albdorf

Thomas Albdorf

Wie sind meine beiden Lieblingsbilder von dir (der Globus und das Selbstporträt im Spiegel) zu Stande gekommen?

Beide eher zufällig. Der Globus gehörte meinem Großvater, und ich habe ihn einfach als sehr schönes Objekt empfunden und wollte ihn fotografieren - als einzige Lichtquelle im Raum. Als er dann so vor mir stand, dachte ich mir: "Wenn ich den jetzt drehe und lange genug belichte, müsste eigentlich auf der Fotografie aus der Kugel irgendwie ein Kreis werden ... ".

Thomas Albdorf

Beim Selbstporträt war es nicht wirklich anders. Ich habe diesen Schminkspiegel auf einem Faschingsgschnas gewonnen, und eine Freundin, die meine Arbeiten ganz gut kennt, sagte damals im Scherz: "Da könnt ma ja scho wieder Kunst damit machen, das Ding vielleicht in den Wald stellen!" Ich dachte mir, recht hat sie, und habe den Spiegel, wie ich es dann meistens mache, wenn ich nicht wirklich weiß, was ich mit einem Ding anstellen soll, vor meine Kamera gestellt. Im Sucher der Kamera sah ich dann im Spiegel nur meine blaue Jacke, das funktionierte ganz gut, und ich habe ausgelöst. Anscheinend mache ich die besten Fotos, wenn ich eher wenig nachdenke...

Thomas Albdorf

Erzähl mal was von deinem neuen Baby...

Thomas Albdorf

Diese Kamera wollte ich schon immer haben, also seit ich eben begonnen habe, Mittelformat zu fotografieren. Ich bin der Überzeugung, das eine Kamera, die anders funktioniert und ein anderes Auge erfordert, auch immer die eigene Fotografie verändert - zumindest bis zu einem gewissen Grad. Für mich war vor etwa drei Jahren ja schon der Schritt von Digital auf Analog (damals Canon Spiegelreflex) ein riesiger, der meine Sichtweise und die Art, wie ich fotografiere, extrem verändert hat. Und ich hoffe, dass das jetzt mit der "neuen" Mamiya Universal (Baujahr irgendwann in den 1970ern) auch passiert; bisher habe ich ja mit einer zweiäugigen Mamiya fotografiert, jetzt eben mit einer Sucherkamera.

Und naja, eine gewisse Sucht nach neuem fotografischen Equipment ist natürlich auch immer dabei, aber das geht wohl vielen AnalogfotografInnen so. Wenn man da mal reinkippt, kann das schnell ein teures Hobby werden.

Thomas Albdorf auf flickr.

Welche Rolle spielt flickr für dich?

Beinahe alles, was in den letzten zwei Jahren in Bezug auf Ausstellungen, Publikationen und Blogfeatures passiert ist, hat in irgendeiner Art und Weise mit meiner Aktivität auf flickr zu tun. Anfänglich war es einfach ein guter Motivator, um häufiger Fotos zu machen, Feedback zu bekommen (im Idealfall) und neue Sachen auszuprobieren. Jetzt im Moment ist es für mich nicht so wichtig, aber bei mir ändert sich fotografisch auch gerade wieder viel, also könnte flickr als Plattform, um zu sehen, wie meine Contacts auf neue Sachen von mir reagieren, in Kürze wieder sehr wichtig werden. Und ganz generell ist es eine wahnsinnig gute Quelle für Inspirationen ... es ist etwas tricky, sich aus der großen Masse interessante FotografInnen herauszusuchen, aber immer wieder stoße ich auf Arbeiten, die mich verblüffen und mich das, was ich mache, total überdenken lassen. Ums kurz zu machen: flickr spielt tatsächlich eine sehr große Rolle für mich, und das wird sich wohl nicht so schnell ändern.

Kann man deine Werke auch käuflich erwerben?

Ja, man kann. Festgelegte Preise habe ich nicht wirklich, und auch keinen "Verkaufsbereich" auf meiner website, aber wer ein Foto von mir sieht, kann mich einfach per Mail kontaktieren. Preislich gehts bei kleineren unsignierten Prints bei etwa 30 Euro los, wer einen größeren, signierten Print in limitierter Edition kaufen will, muss mit etwa 250 Euro rechnen. Aber ich habe da keine wirklichen Richtlinien ... ich tausche zum Beispiel auch gerne einfach Arbeiten mit Fotografen, deren Werke ich schätze.

Was hältst du von Ausstellungen? Wie wichtig sind sie für dich? Wann sind deine nächsten geplant?

Ausstellungen sind schwierig ... einerseits ist es schon etwas ganz anderes, seine Arbeiten in schöner Qualität und ordentlicher Größe an der Wand zu sehen, das verändert die Fotografien enorm. Andererseits ist jede Ausstellung natürlich auch eine finanzielle Herausforderung, man muss die Prints ja auch anfertigen lassen. Und offen gesprochen habe ich bisher tatsächlich eher übers Internet, Blogs und eben flickr konstruktiveres Feedback erhalten als bei Ausstellungen und Vernissagen. Aber natürlich bin ich dankbar für jede Ausstellungsmöglichkeit. Momentan ist nichts geplant, da sich eben, wie gesagt, gerade vieles bei mir ändert und ich nicht nicht weiß, wo die Reise hingeht.

Dankeschön für das Interview!