Erstellt am: 30. 7. 2011 - 19:00 Uhr
Die FM4 Charts vom 30. Juli 2011
- Die FM4 Charts vom 30.07.2011
- Brand New – Die Neuvorstellungen der Woche
Es war eine meiner ersten bewussten, politischen Erinnerungen – damals 1983, mitten in meiner Volksschulzeit. Ein 30jähriger schickte sich an, per Vorzugsstimmen Wahlkampf in den Nationalrat gewählt zu werden, und wusste vor allem Junge hinter sich. Josef Cap war damals, am Ende der Kanzlerschaft von Bruno Kreisky, langjähriger Vorsitzender der sozialistischen Jugend, und vertrat als solcher teils radikale und jedenfalls unangepasste Positionen.
Nach einem respektablen Erfolg bei ebenjener Wahl machte Cap in den obersten Gremien der SPÖ schnell Karriere. Kritiker und ehemalige Mitstreiter und Unterstützer, wie etwa der Liedermacher Sigi Maron, zeigten sich allerdings maßlos enttäuscht über die Wandlung, die Cap nach seinem Einzug in den Nationalrat erfuhr.
Santigold
Mittlerweile ist Josef Cap Klubobmann der SPÖ und streitbarer Wortfechter. In dieser Rolle muss er auch Regierungsvorhaben, wie etwa die wiederholte Verschärfung der Asylgesetze, verteidigen, die ihm damals, vor knapp 30 Jahren, vermutlich noch die Empörung ins Gesicht getrieben hätten.
Heute entspannt sich der Klubobmann der größten österreichischen Parlamentspartei beim Joggen.
Hin und wieder passiert es ihm allerdings, zu Diskussionen und Debatten mit Menschen geladen zu werden, die nicht, oder nur am Rande, aus der politischen Ecke kommen.
So war etwa interessant zu sehen, wie Cap in einer Diskussion zur Eurokrise Standpunkte vertrat, die gut und gerne auch der neben ihm platzierte Christian Felber hätte anbringen können. Warum die SPÖ derlei Forderungen dann so selten im europäischen Kontext auf den Tische lege, war Inhalt eines Gesprächs, das Cap diese Woche mit dem Wiener Philosophie-Professor Konrad Paul Liessmann in der Tageszeitung "Die Presse" führte.
Und das war von einer Interessantheit, auf die ich hier extra noch mal hinweisen möchte.
Liessmann vertritt vor allem in Bildungs-, aber auch gesamtgesellschaftlichen und ökonomischen Fragen Standpunkte, die so manchem Politiker durchaus unangenehm werden können. Besonders plakativ gerinnt seine Kritik an aktuellen Irrungen im vor einigen Jahren erschienen Buch "Theorie der Unbildung". Dort geht Liessmann etwa mit dem Ranglistenwahnsinn, der uns regelmäßig per PISA heimsucht, streng ins Gericht:
"Es geht um eine Nationenwertung. Ohne diese wäre PISA eine Sache von Experten geblieben. Der Schock über die vermeintliche Bildungskatastrophe speist sich aus dem Ungeist der Sportberichterstattung und bestätigt so das, was er beklagt." (K.P. Liessmann, "Die Theorie der Unbildung" – Wien 2010, S.78)
Im Zuge der aktuellen Debatte über die Rolle der SPÖ im ökonomischen Schuldendrama und den Wirren, die ein ungezügelter Raubtierkapitalismus, wie etwa Jean Ziegler das nennt, über die arbeitenden Menschen bringt, leitet Liessmann das Streitgespräch mit Cap folgendermaßen ein:
Beastie Boys
"Die SPÖ wirkt paralysiert. (...) Entscheidend aber ist, dass sich in der gegenwärtigen Situation viele Fragen aufdrängen, zu denen pointierte Positionen der SPÖ kommen müssten: Finanz- und Schuldenkrise, EU- und Eurokrise, Gerechtigkeits- und Steuerfragen, Pensionen, Bildungs- und Wissenschaftspolitik. Zu hören ist da wenig. (...) Wenn doch, fragt man sich, was das Sozialdemokratische dran ist. (...) Wozu macht eine sozialdemokratische Partei bürgerliche Politik? Dazu braucht es die SPÖ nicht!"
Caps Replik und das ganze Gespräch ist hier nachzulesen.
Und nun noch zu den dieswöchigen Charts:
TV On The Radio landen mit "You" in der fünften Woche auf Platz 3. Die aktuelle Nummer 2 stellen die Arctic Monkeys mit "The Hellcat Spangled Shalala". Und die neue Nummer 1 von FM4 heißt "don´t Play No Game" und ist eine Zusammenarbeit der Beastie Boys mit Santigold.
Ein wunderbares Wochenende!