Erstellt am: 30. 7. 2011 - 05:00 Uhr
Shadows of the Damned
Bei so kalten Sommertagen wie derzeit, ist das Bedürfnis groß, es sich mit Konsole und Gamepad gemütlich zu machen. Da stellt sich dann heraus, dass das vielbeschworene Sommerloch nur herbeigeredet ist.
In Sachen Games erscheinen in diesen Wochen interessante Titel, wie etwa das abgedrehte "Shadows of the Damned". Survival-Horror vom "Resident Evil"-Produzent Shinji Mikami trifft dabei auf die Punkrock-Attitüde des Autorenspieldesigners Goichi Suda alias Suda 51 ("killer7", "No More Heroes"). Was dabei herauskommt, ist eine ebenso packende wie unterhaltsame Mixtur aus Grusel, Action und Latino-Machismo, eine ebenso bizarre wie brachial-heitere Videospielwelt.
Grasshopper Manufacture / EA
Ein schreiender Babykopf, der in einer Tür steckt, will mit einer Erdbeere gefüttert werden. Zwei Meter darüber schmatzt ein goldener Ziegenkopf gemütlich an einem Bissen Heu. Das Geschehen wechselt ständig zwischen kurios und verstörend.
So verhält sich das auch mit unserem Helden: Garcia Hotspur ist ein halbstarker Mexikaner in Boots und Lederjacke, bewaffnet mit seinem (britisch) sprechendem Totenkopf namens Johnson. Gemeinsam landen sie in der Hölle und versuchen, Garcias Freundin Paula zu befreien.
Der Trashfaktor zieht sich durch die Hintergrundgeschichte, die Gespräche zwischen den Protagonisten und das Spielgeschehen. Wir schießen auf abscheuliche Monster, zombieartige Wesen und andere Alptraumgestalten. Wirklich gruselig wird es aber nie, weil Humor und Action das Erschreckende und Bizarre in der Waage halten.
Wir sehen das Geschehen aus der Third-Person-Perspektive, die virtuelle Kamera befindet sich knapp hinter Garcia - ganz so, wie wir es aus "Resident Evil" kennen. Die Hölle aus "Shadow of the Damned" sieht meist aus wie ein verwinkelter Innenbezirk einer Stadt und auch die Verwaltung dieser Hölle scheint in vielerlei Hinsicht klaren, sehr weltlich wirkenden Gesetzen zu folgen. So verrät der ehemals fiese Dämon Johnson in einem der vielen Dialoge mit seinem Gefährten Garcia, dass es in der Hölle verboten ist, mit Dämonenzähnen ausgestattete automatische Schussfeuerwaffen zu verwenden - etwas, das für die beiden an der Tagesordnung steht.
Grasshopper Manufacture / EA
Neben der intensiven Kampfszenen ist ein Hauptelement im Spiel der Wechsel zwischen Hell und Dunkel. In der Dunkelheit sind die Monster stärker und Garcia verliert automatisch Lebensenergie. Doch ein gezielter Lichtschuss auf einen der schmatzenden Ziegenköpfe genügt, und das Licht kehrt zurück.
Als Bruch zu den üblichen Spielpassagen sind manche Levels in einer völlig anderen Optik gehalten. Dabei fliegt man dann in einer zweidimensionalen, seitlich scrollenden Papierwelt durch die Luft und muss so auf die Monster und Zombies schießen.
Grasshopper Manufacture / EA
"Shadows of the Damned" ist vor allem wegen seiner ungewöhnlichen Atmosphäre interessant. Spielerisch wird es schon nach ein paar Stunden etwas eintönig, das Geschehen wird dann hauptsächlich durch Bosskämpfe abgewechselt, die - gemäß dem alten Problem mit Endgegnern - deshalb nerven, weil man dabei oft zu lange nicht genau weiß, mit welcher Waffe man wann auf welches Ziel schießen muss.
"Shadows of the Damned", entwickelt von Grasshopper Manufacture und erschienen bei EA, ist für PlayStation 3 und Xbox 360 erhältlich.
Abgesehen von der allgemein heftigen Präsentation sollte man auch politisch unkorrekten Humor mögen. Vor allem die sexuellen Anspielungen im Spiel sind ziemlich ausgeprägt und schlagen sich sowohl in den Dialogen als auch den Darstellungen einzelner Figuren und Gegenständen nieder, denen man im Laufe der Spielzeit unterkommt. Freuen werden sich alle jene, die schon immer mal einen Robert-Rodriguez-Film spielen wollten - sie sind bei "Shadows of the Damned" genau richtig.