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Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

17. 7. 2011 - 12:26

Song Zum Sonntag: Eleanor Friedberger

Wozu Zeitreisen? My Mistakes

"Nicht nur sie sollte eigentlich aus ihren Fehlern gelernt haben und er aus seinen, nein, auch er aus ihren.

Ihrer ist vielleicht: Sie versucht es nochmal, so wie in 2001. Immerhin hat sie sich guten Rat geholt. Aber nichts: Er zieht die Konkurrentin vor, nach wie vor. Noch ein paar Fehler: Von der Brücke springen, losrennen und sich wieder und wieder die Knie aufschlagen. Aus gehabtem Schaden nichts gelernt."

Wozu also Zeitreisen, wenn es das zweite Mal nicht besser wird?

Eleanor Friedberger

http://musicalduke.blogspot.com

Diese hübsche hektische Nummer stammt von "Last Summer", dem Soloalbum von Eleanor Friedberger. Friedberger ist die Eleanor aus Franz Ferdinands "Eleanor put your Boots on" und sie bildet gemeinsam mit ihrem Bruder Matthew die Fiery Furnaces, die vielleicht seltsamste Popband der Nullerjahre. Auf Fiery Furnaces Alben konnte man präparierte Pianos neben Calypso Parodien, neunminütige Großerzählungen neben atonalen Instrumentalminiaturen, First Take Singles neben Konzeptalben finden. Die Geschwister sind dem Vernehmen nach derzeit solo unterwegs, wobei Matthew seine experimentelle Seite weiter auslebt und auf jedem seiner Solowerke ausschließlich ein Instrument spielt, das er während der Aufnahme gerade erlernt (derzeit soll es die Harfe sein).

Eleanor machte mit "Last Summer" eine persönliche Popplatte voller Innensicht und so wirr- assoziativen wie sinnstiftenden Lyrics, ein New York Produkt mit Themen/Stil/Soundanleihen bei ihrem großen Gesanges-Geschwistern im Geiste, dem stets ein wenig neben der Melodie gieksenden Johnny Thunders (dessen "You can't put your Arms around a Memory" hier gut als thematische Flipside gepasst hätte) und der blechernen Chrissy Hynde (siehe Foto), bei Lou Reed und den Strokes, Roxy Music und den TV Personalities. "My Mistakes" entführt uns in die Hoch-Zeit des New Yorker Post Punk, 1976 bis 1980.




Dennoch - man denke an die "No New York"-Bands, zu denen die Fiery Furnaces in Playlists immer gut gepasst haben - die Störsounds und die Exaltiertheit der Fiery Furnaces fehlen hier, keine Spur von Parodie oder musikalischer Distanzierung. Songs und Stories im Popsongformat. Allerdings steht auch hinter "Last Summer" ein Konzept: Sämtliche Songs wurden bereits letzten Sommer aufgenommen, um diesen Sommer veröffentlicht zu werden. Also doch eine kleine Zeitreise.