Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Here comes the Rocket"

Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

17. 7. 2011 - 11:58

Here comes the Rocket

Früher hieß er Ronnie Urini, jetzt ist er die singende Rakete. Österreichs einziger Rockstar spricht im FM4 Soundpark über alte Hitparaden, schwierige Sternzeichen und seine Leidenschaft für Perry Rhodan und Avantgarde Jazz.

Nichts prägt einen mehr als die eigene Kindheit. Neben diversen Stolpersteinen beim vielen Lernen und Erfahrungen sammeln bringt kindliche Naivität üblicherweise auch eine große Unbeschwertheit mit sich. Das überträgt sich natürlich auch auf Musik. Jeder, der selbst Kinder hat oder schon mal welche näher beobachtet hat, weiß: Solange etwas nett und einladend klingt, kann sie kein noch so irrer Text erschüttern. So habe ich Anfang der 80er Jahre die bissig-zynischen Zeilen von Ludwig Hirschs "Spuck den Schnuller aus" ebenso heiter mitgegröhlt wie ich die nihilistischen Textzeilen von Konrad Bayers "Niemand hilft mir" genossen habe - zumindest, wenn sie ein gewisser Ronnie Urini gesungen hat und seine Letzten Poeten dazu die Musik gespielt haben.

Für Ronnie Urini - eigentlich Ronald Iraschek - selbst war "Niemand hilft mir" ebenfalls sehr prägend. Es war nach einigen lauten Jahren im Wiener Musikuntergrund seine erste Single, die ihren Weg bis in die Top 10 der damals noch als "Hitparade" titulierten österreichischen Charts gefunden hat.

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Kreative Studienzeit

"Ronnie Rocket Iraschek Superstar" ist bei monkey music erschienen und bietet eine Werkschau aus 30 Jahren Ronnie Urini sowie ein neues Album von Ronnie Rocket & The Subcandies.

1974 maturiert, hat der junge Ronnie seine vielfältige Studienzeit begonnen. Doch aus dem Immatrikulieren wurde zunächst nichts: Nachdem er auf den Weg in die Uni aus einem Proberaum einschlägige Klänge vernommen hat, fand er sein Schicksal Minuten später hinter dem Schlagzeug einer ihm bis dato unbekannten Band wieder. Seit diesem Zeitpunkt macht sich Ronnie zunächst als Drummer in diversen Bands einen Namen - darunter die Psychedelic-Rock-Formation The Vogue als auch die damals sehr bekannte Linzer Band Willi Warma, mit der gemeinsam später "Niemand hilft mir" vertont wurde. Zu diesem Zeitpunkt wechselt Ronnie Urini bereits regelmäßig vom Schlagzeug zur Stimme.

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Ronnie Rocket alias Ronnie Urini live in der Szene Wien. Er trägt dunkle Sonnenbrillen, dunkle Haare und singt am Boden sitzend.

Emil Goldberg

Ronnie Rocket live in der Szene Wien am 28. Mai 2011.

Als Ausgleich zur exaltierten Rockpersönlichkeit ist Ronald Iraschek privat - Sternzeichen Fisch, Aszendent Löwe - zur selben Zeit immer auch eine feinfühlige, mitunter rückgezogene Person. Als Fan von Science Fiction und Cyberculture liest er sämtliche Perry-Rhodan-Romane und ist begeistert von der wundersamen Welt in William Gibsons "Neuromancer".

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Auslandserfahrungen

Ende der 80er Jahre entdeckt Iraschek zunehmend sein Faible für Erzählungen, Übertreibungen und alternative Geschichtsschreibung. Er beginnt mit seiner eigenen Karriere zu spielen, dichtet und fabuliert lustige Fiktion zur vorhandenen Vorlage der eigenen Biografie.

Die gesamte Listening Session mit Ronnie Urini alias Ronnie Rocket gibt es in der FM4-Soundpark-Sendung am 19.7. ab 1 Uhr Nacht zu hören.

Danach folgen Interviews mit dem Elektropop-Musiker Zsolt Marx und der Technolectro-Live-Band Gudrun von Laxenburg.

Im FM4-Soundpark-Interview erzählt Ronnie Rocket (so nennt sich der Mann seit einigen Jahren), der selbsternannte "einzige Rockstars Österreich", unter anderem von turbulenten Reisen durch die USA, wo er etwa mit dem Drummer von Jimi Hendrix und dem Frontmann von "Born to be Wild"-Gruppe Steppenwolf Konzerte gespielt und in deren Gemächern übernachtet hat. Alles Fakten? Wer weiß. Es ist aber auch nicht wirklich wichtig. Was zählt und im Gespräch in jedem Moment rüberkommt, ist Irascheks Leidenschaft, zu erzählen. Ebenso wie das Schreiben, das Livespielen und das regelmäßige Besuchen seines Wiener Stammbeisls "Das Einhorn" zu den Tätigkeiten zählen, die aus Ronnie Rocket einen interessierten, amüsanten und gut gelaunten Zeitgenossen machen.