Erstellt am: 15. 7. 2011 - 18:14 Uhr
Dürre - Hunger - Flucht
"Ostafrika wird gerade von der schlimmsten Dürrekatastrophe seit 60 Jahren heimgesucht. Mehr als elf Millionen Menschen in Kenia, Somalia, Äthiopien Dschibuti und Uganda benötigen Hilfe," sagte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon am Dienstag. Vor allem die Weidegebiete in der Region sind stark von der Dürre betroffen. Das trifft vor allem die Menschen, die als Hirten leben. In einigen Regionen Äthiopiens ist die Todesrate von Nutztieren wegen der Trockenheit um 40 bis 60 Prozent gestiegen. "Viele Herden müssten dringend wieder aufgestockt werden und die Menschen müssten noch vor der Regenzeit im Oktober Saatgut erhalten, um die Verluste wieder auszugleichen," meinte Shuri Ahmed, Ökonom des Welternährungsprogramms (WFP). Die Probleme weiten sich auf die insgesamte wirtschaftliche Lage aus: So sind die Lebensmittelpreise in Kenia seit Jänner dieses Jahres um 25 Prozent gestiegen und auch die Inflation ist so hoch wie zuletzt vor zwei Jahren.
EPA/ABUKAR ALBADRI
Spezialfall Somalia
Besonders schlimm ist die Lage in Zentral- und Südsomalia: Dort hat die Hungersnot erschreckende Ausmaße angenommen, vor allem der Ernährungszustand der Kinder unter fünf Jahren ist alarmierend, berichten Hilfsorganisationen. Aus diesem Grund sind alleine im vergangenen Juni 54.000 Menschen vor dem Hunger und der anhaltenden Gewalt aus Somalia geflohen. Denn der Süden Somalias wird von der radikalislamischen Shebab-Miliz kontrolliert. Diese kämpft gegen die somalische Regierung und versucht sie zu stürzen. Die Miliz hatte vor zwei Jahren auch allen ausländischen Helfern verboten, in den besetzen Gebieten zu arbeiten. Wegen vermehrter Angriffe auf MitarbeiterInnen musste das Welternährungsprogramm der UNO seine Hilfe dann ab Anfang 2010 komplett einstellen. Dadruch konnte die Not in speziell diesen Gebieten eskalieren.
Nun ist der Hilfsbedarf so groß, dass das Welternährungsprogramm alle Möglichkeiten prüft, wieder Hilfslieferungen nach Zentral- und Südsomalia zu bringen. Auch die Shebab-Miliz hatte letzte Woche schlussendlich um internationale Hilfe gebeten und somit eine Kehrtwende in ihrer Haltung zu den internationalen Hilfsorganisationen vollzogen. Trotzdem kommt diese Kehrwende reichlich spät, denn hunderttausende Menschen sind bereits ins benachbarte Kenia geflüchtet.
Flüchtlingslager in Kenia
Die meisten Somalischen Flüchtlinge kommen im und ums Dadaab-Camp in Kenia unter: In dem ursprünglich für 90.000 Flüchtlinge ausgerichteten Lager haben bereits über 370.000 Menschen Zuflucht gesucht. Die Lage vor Ort sei "inakzeptabel", sagte der Kenianische Präsident Raila Odinga vor wenigen.
EPA/DAI KUROKAWA
Auch Ärzte ohne Grenzen ist in Daadab vor Ort. Irene Jancsy, Sprecherin der Hilfsorganisation war heute in FM4 Connected zu Gast und berichtete von der Lage in den Flüchlingslagern. "Die Situation ist wirklich sehr schlimm", sagte sie im Interview mit Mari Lang "Es können längst nicht mehr alle betreut werden. Täglich kommen tausende an, die sich außerhalb des Lagers aus Planen und Stöcken behelfsmäßige Unterkünfte bauen. Diese Menschen können nicht alle in den Aufnahemzentren unterkommen." Ärzte ohne Grenzen übernimmt dort jetzt teilweise die Aufgaben, den Menschen, die außerhalb des Camps lagern, zumindest Wasser zu bringen. "Denn das Problem ist: Alleine die Registrierung dauert derzeit allein bis zu 40 Tage. Und solange die Flüchtlinge nicht registriert sind, haben sie keine Nahrung und kein Wasser"
Lichtblick
EPA/DAI KUROKAWA
Seit heute gibt es immerhin einen Lichtblick: Die Kenianische Regierung hat der Eröffnung eines weiteren Lagers an der Grenze zu Somalia zugestimmt. Es wird in spätestens zehn Tagen eröffnen und soll ca. 80.000 Menschen Platz bieten.
Die Vereinten Nationen begrüßten diese Entscheidung Kenias, betonten aber, dass dem Welternährungsprogramm derzeit auch schlicht die Mittel fehlten. Sein Leiter, Ralf Südhoff, sagte heute, dass weitere 20 Millionen Euro notwendig seien, um die bereits in Kenia lebenden, rund 400.000 Flüchtlinge bis Jahresende durchzubringen. Er sieht daher nun die internationale Staatengemeinschaft gefordert, Geld zur Verfügung zu stellen.
Österreich stellte heute 500.000 Euro an Soforthilfe bereit: "Die Bundesregierung wird dafür Mittel aus dem Auslandskatastrophenfonds zur Verfügung stellen, um die humanitären Anstrengungen der internationalen Staatengemeinschaft zu unterstützen", verlautbarte Außenminister Michael Spindelegger heute in einer Aussendung.
Spenden!
ORF und "Nachbar in Not" bitten um Spenden für die hungernden und Not leidenden Menschen am Horn von Afrika.
Alle Infos dazu und Spendenmöglichkeiten auf nachbarinnot.orf.at.