Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Song Zum Sonntag: Bonnie Prince Billy"

Boris Jordan

Maßgebliche Musiken, merkwürdige Bücher und mühevolle Spiele - nutzloses Wissen für ermattete Bildungsbürger.

10. 7. 2011 - 17:12

Song Zum Sonntag: Bonnie Prince Billy

Schildkröten retten ohne Gott: "There is no God"

Es gibt keinen Gott, ausser den, der die Zunge umgibt, der die Liebe in der Brust entdeckt und der seine Lippen um Schwanz und Vagina legt. Es gibt kein Gebet, außer dem, das lachend gesungen wird, das voll der Liebe geäußert wird oder durch knirschende Zähne gemurmelt. Es gibt keinen Gott. Es gibt die, die dich Überdauern, es gibt einen, der Viele ist, es gibt Tonnen, es gibt einen, es gibt nicht irgendeinen.

cover von bonnie prince billy, beware

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Also ich sage euch, es soll heute nicht ein Lied-"Song zum Sonntag" sein, sondern eine Single zum Sonntag. Eine, die Gott auf den ersten Blick schmäht, aber, wie Meister Eckart sagt, "selbst wer Gott lästert, lobt Gott". Sogar und umsomehr, weil die B-Seite der Single den Titel "God is Love" (vom etwas älteren Duett-Album mit Dawn McCarthy , "Wai Notes") trägt. Die recht widersprüchliche Message der A-Seite stammt von eben dieser Single mit dem recht eindeutigen Titel "There is no God" von Bonnie "Prince" Billy aka Will Oldham.

Die Single hat neben dem theologischen Aspekt noch einen praktischen, der sich liebevoll zwar nicht dem Schöpfergott, aber doch seiner Schöpfung annimmt. Der Reinerlös der am Freitag via Drag City im 10" Format erhältlichen Single kommt dem Projekt "Save Our Gulf" und dem damit betriebenen "Turtle Hospital" zu Gute, das sich um die Erhaltung der Seeschildkröten und um die Reparatur der durch die Erdölkatastrophe im Golf beinträchtigte Natur der Golfregion kümmert. Dazu passend auch die Musik: Bonnie "Prince" Billy bedient sich bei der (in letzter Zeit durch die Soloplatte von "Dr. House", Hugh Laurie, und die Vampirserie "True Blood" wieder bekannter gewordenen) Musik des Deltas und von New Orleans. Begleitet von Frauenchören trällert Billy ungewohnt fröhlich zu einem Blueslick und darf im Video zugleich einen Mississippi Kapitän und das berühmte "Swamp Thing" spielen.