Erstellt am: 12. 7. 2011 - 16:03 Uhr

SBTRKT

The man with the mask. Unser Album der Woche.

Wem auch immer ich in einem spontanen Begeisterungsanfall über den Lautsprecher meines Telefons Auszüge aus dem SBTRKT-Album vorspiele, der beginnt sofort vor Begeisterung "HIT! HIT! HIT!" zu kreischen. Die Eingängigkeit, Schönheit und das Begehren, das durch Tracks wie "Wildfire" oder "Hold on" flackert, können nicht mal die räudigen Lautsprecher meines Phoney-Phones zerstören.

SBTRKT ist ein britischer Producer, der auf dem the XX Label Young Turks sein selbstbetiteltes Debüt veröffentlicht hat. Er geistert seit etwas über zwei Jahren durch die Blogs und Playlists. Durch seinen Remix von Goldies "Timeless" hat er wichtige Verwandschaftslinien hörbar gemacht, "Art & Cash" von Modeselektor kriegt eine sphärische Leichtigkeit ohne den Drive zu verlieren und auch seine letzte Single vor dem Album - living like I do - ließ auf Großes hoffen. Und Bingo!

sbtrkt

Es gibt ein Vorleben, eine Zeit, in der SBTRKT unter seinem bürgerlichen Namen Aarone Jerome im Broken Beat Glashaus werkte, aber dieses Kapitel ist abgeschlossen und hat nichts mit SBTRKT zu tun. Als vor einigen Jahren sich aus Dubstep eine Klangmatrix entwickelte, die vielfältige und auch sehr diverse Mutationen zulässt, die in Ermanglung einer Terminologie als Future Bass oder Post Dubstep bezeichnet werden, wurde SBTRKT geboren.

Sein Sound ist reich und dicht an Einflüssen, man hört die letzten Dekaden britischer Dancemusic. Deshalb wundert es mich, dass Reduktion und Subtraktion Namensgeber sind. Musikalisches Credo ist das nämlich keinesfalls, eher das Gegenteil: Einflüsse wie UK Garage, Jungle, Soul, House sind in der Future Bass Klang Matrix kompatibel - das hat SBTRKT bei der Arbeit gepuscht. "Dass es keine limitierenden Genregrenzen mehr gibt, und dass du dir nicht mehr überlegen musst, wohin die Musik geht, die du produzierst, und dass du als Producer die Freiheit hast zwischen den Polen, die dich beeinflusst haben, zu pendeln."

Der Name SBTRKT und die Masken haben etwas mit dem Versuch zu tun, zu Persönliches aus der Musik rauszunehmen. Es geht nicht drum, was der Dude so tut und wie er aussieht und was er für einen Stress mit den Ladies hat oder nicht, das Werk ist das was zählt. Ein elegantes Fuck Off an die Starmaschinerie. Die Musik und die Gefühle, die sie evoziert, darum geht es und nicht die Person.

Bei "Wildfire",dem ersten Appetizer der vom Album zu hören war, kommt jeder Exorzismus zu spät. Ich bin nicht der größte Little Dragon Fan, ganz unter uns, sie gehen mir sogar ziemlich auf die Nerven, aber was Yukimi Nagano, die Sängerin von Little Dragon unter der Regie von SBTRKT zu Wege bringt, ist mindestens neunter Kreis der Hölle des unerfüllten Begehrens, fünfter Bußbezirk des Purgatoriums.

Mein Testsubjekt, der junge Mann, dem ich auf den schlechten Telephonboxen das Album vorspiele, überschlägt sich vor allem bei "Hold on" vor Begeisterung. Die Texturen und die Stimme von SBTRKT Partner Sampha: Einmal hören und du bist ganz tief in dem emotionalen Malstrom, der da losbricht. Eine Geschichte von Entfremdung und Verzweiflung, aber das Verlangen ist immer noch hörbar. Hölle des unerwarteten Liebes- und Aufmerksamkeitsenzugs, siebenter Bußbezirk des Purgatoriums. Sampha ist ein großartiger Vocalist der auf dem Großteil der SBTRKT Nummern zu hören ist.

Genug der Interpretationen und dem Weiden im Seelenpein:
SBTRKT der Mann mit der Maske in seinen eigenen Worten. Wir beginnen mit dem schönen Thema Remixe.