Erstellt am: 3. 7. 2011 - 13:32 Uhr

It´s all true

Das vierte Album der Junior Boys ist eine Sommerplatte für die akustische Muße. Luftiger Pop, funky Electro, sexy Synths.

Langsam plätschernd beginnt "It´s all true" und im Laufe der Zeit gewinnt das Rinnsal der akustischen Entschleunigung mit einer warmen Brise aus Funk und Sexiness an Breite und Tiefe.

junior boys

Die neun Songs entstanden nicht nur in der Heimat der Junior Boys, Ontario in Kanada, sondern auch in Shanghai, wo der Kopf der Band, Jeremy Greenspan einige Monate bei seiner Schwester gelebt hat. Sie hat auch das Coverfoto des neuen Albums geschossen, es zeigt die pelzige Hülle des britischen Expo-Pavillions in Shanghai.

Nicht nur das Coverfoto zeugt von dem Entstehungsort des Albums, sondern auch die Kollaborationen mit chinesischen Gastmusikern, deren exotisch klingende Instrumente sich unauffällig in die Synth-Konstrukte einweben, wie zum Beispiel bei dem zweiten Track "Playtime". Dieser Song ist der Soundtrack für heiße Tage und schwüle Nächte jenseits der 30 Grad. In Slow-Motion tropft die Melodie wie Schweißperlen aus den Synthesizern. Ein windstiller Song. Mit dieser Weichzeichner-Erotik à la Bilitits gehen die Junior Boys wieder an ihre Wurzeln der Bedroom-Beat-Produktionen zurück.

junior boys

Hörbar steigert sich nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Zuversicht der beiden Musiker im Laufe des Albums, die unter der negativen Kritik des letzten Albums "Begone Dull Care" merklich gelitten hat. Die Junior Boys geben sich selbst und auch dem Album Zeit, um zu wachsen. In mehreren Interviews gibt Jeremy Greenspan zu Protokoll, das dieses Album sein bislang persönlichstes ist und durch die Filme von Orson Welles inspiriert ist. Orson Welles thematisiert in seinen Filmen das Scheitern von Persönlichkeiten und den Verlust ihres Selbstvertrauens. Ein Gefühl, das Jeremy Greenspan nachvollziehen kann. So kann der Titel von Song Nummer Sieben "Second Chance", durchaus wörtlich genommen werden.

"It´s all true" ist unaufgeregter Electro, pluckernde Coolness. Es verbreitet mit seinen neun Songs dezente, aber dafür umso nachhaltigere Fröhlichkeit, die in dem letzten Song kulminiert. "Banana Ripple" ist vielleicht der zweite Hit des Albums, neben "A truly happy ending". Der Song klingt wie ein Freispiel von allen Selbstzweifeln und wird mit seinem clubkompatiblen Groove und einer Dauer von 9 Minuten kein einziges Mal langweilig.

Die Junior Boys weisen mit "It´s all true" den narkoleptischen Weg aus dem Bett in die Indie Disco, wobei man auch noch einmal die Decke über den Kopf ziehen kann, um wieder auf den Play-Button zu drücken. Denn wenn man so in sich ruht wie die Junior Boys, versäumt man sowieso nie etwas.