Erstellt am: 25. 6. 2011 - 14:13 Uhr
Hallelujah Berlin in der Waldbühne
Die Berliner Waldbühne wird ja mit Fug und Recht als die schönste Bühne Berlins, sagen wir ruhig Deutschlands, bezeichnet und letzte Woche war dort einiges geboten: Ein Orchester in absurden Verkleidungen, ein DJ und Streichquartett, die Bolschewistische Kurkapelle, hasen-rauchende Schlagzeuger, ein Dromedar auf Rollschuhen, ein weißer Wallach, Bauchredner mit taubstummen Krokodilen und dazu zog Kabarettist Rainald Grebe auch noch eine beeindruckende, dreistündige One Man Show ab.

FM4
Nebenbei gab er einen Überblick über die Geschichte der Waldbühne, samt tanzender „Mädels“ bei der Olympiade 1936, der mythischen Waldbühnenzertrümmerung von 1965 beim ersten Rolling Stone Konzert in Deutschland und den Karl May-Festspielen in den Siebzigern.

-
Stadt, Land, Bundesland – so könnte man den Liederkosmos des Rainald Grebe umschreiben. Die Stadt ist Berlin und besteht für ihn hauptsächlich aus den Pärchen in Mitte und Prenzlauer Berg, dem Berliner Stadtteil der grünen Besserverdienenden, wo die Bibel und der Manufactum Katalog auf den Nachttischen liegen. Dort, wo die kommende grün-konservative Mehrheitsgesellschaft jetzt schon gruslige Wirklichkeit ist.
In den Landliedern sind die grünen Städter bereits ins Umland gezogen und gehören jetzt der "Dorfbohème“ an, einer Szene, in der Senf selber gemacht wird, in der man Dinkelbier braut und Wiesenboviste paniert. Richtig bekannt geworden ist Grebe aber durch seine Länderhymnen, in denen er die „schwierigen Bundesländer“, den Osten Deutschlands, als trostlosen Ort des Niedergangs besingt. Auch wer in kritischer Distanz zu Kabarett und Comedy steht, kann diese Lieder lustig finden und mögen.
Grebe gilt Vielen als Gegenentwurf zum Comedian Mario Barth, der ja unbegreiflicherweise das Berliner Olympiastadion zwei Mal hintereinander füllte. Und wer angesichts dieses Erfolgs an der Menschheit, beziehungsweise den deutschen Comedy-Fans zweifelte, den kann der Erfolg Reinhard Grebes doch trösten und versöhnen.

FM4
Am Schluss des Waldbühnen-Abends kam dann der Länderblock, die Songs über die schwierigen Bundesländer. Charmant und treffend besang Grebe Mecklenburg-Vorpommern mit „Dafür stehen wir Ayuveda und Hatz 4“. Bei "Brandenburg" hielt es dann auch das Publikum nicht mehr auf den Sitzen.
Alle 15 000 standen auf und sangen die Hymne von den drei Nazis auf dem Hügel, die keinen finden zum Verprügeln, von Brandenburg wo wieder einer an Baum gegurkt ist. Bei dem Refrain rollten mit großem Tschingderassa riesige Berlin-Fahnen von der Bühne herunter, und all die Berliner und Brandenburger und die Angereisten aus den anderen, schwierigen und unschwierigen Bundesländern sagen zum Finale ein ganz ironisch-unironisches „Berlin Halleluja Berlin!!!“.