Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Ins Licht"

Daniela Derntl

Diggin' Diversity

25. 6. 2011 - 15:22

Ins Licht

"Lupercalia" von Patrick Wolf. Ein Fest der Liebe und unser Album der Woche.

Patrick Wolf findet auf seinem 5. Album Lupercalia die große Liebe und klingt dabei dementsprechend glücklich, überschwänglich und opulent, ohne dabei kitschig zu werden. Harmonische Melodien dominieren, verziert mit eingängigen Bläsern und Streicharrangements. Pop, Poetry, no Crap.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Statt weiteren Industrial-Battles und düsteren elektronischen Eroberungsfeldzügen lässt Patrick auf Lupercalia die Sonne scheinen, die darauf auch kein einziges Mal untergeht. Das ist ungewöhnlich für Patrick Wolf, der bislang nicht mit seinem Optimismus aufgefallen ist.

patrick

ryan mcginley

Während der britische Folk-Prinz auf dem Vorgänger Album "The Bachelor“ noch die Ansicht von Queen Elizabeth I. teilte ("I will never marry - marry at all") und eigentlich in diesem Sturm und Drang weiter an den Leiden des jungen Patrick arbeiten wollte, dreht er sich auf Lupercalia fast um 180 Grad und setzte die Segel Richtung Süden:

cover

mercury records

"There was an Album coming called "The Conqueror". I was working on it but it just felt like a musical hangover. So I took a little break, went up to the mountains in Spain and started a whole new record, so that I could be 100 Percent honest with my audience. And I was not in a depressed state anymore, I wasn´t feeling odds with the world, I was very much like I belonged. I had roots, I had a house and I had somebody to love. So I was opening up again as a person."

Lupercalia

Titelgebend für das neue Album war ein antikes römisches Fruchtbarkeitsfest, bei dem es zu exzessiven sexuellen Ausschweifungen kam. Das war natürlich zuviel für die römisch-katholische Kirche und kurzerhand verbot der Papst die Lupercalien. Stattdessen hat er den Valentinstag eingeführt – zu Ehren des heiligen Valentin - der wegen seinem Glauben enthauptet wurde. Ein Märtyrerfesttag ist mehr nach dem Geschmack der Kirche, als sexuelle Freizügigkeit. Bei Patrick Wolf ist es umgekehrt:

"I´ve never really liked Valentine's day. Especially when you are single, you want to throw roses at people. Lupercalia is better, it´s more about sex and more a pagan than a commercial thing. And it was banned by the church for being too sexual, too uncontrollable. I think love and desire is totally uncontrollable. It´s a wild beast and you can´t tame it. Valentine´s day is like taming the tiger."

Nach dem Stimmungstief vergangener Tage schwebt Patrick Wolf nun auf Wolke Sieben und verlobte sich zu Silvester mit seinem Freund William. Doch diese Beziehung hat auch ihre Höhen und Tiefen, die er in seinen autobiographischen Texten verarbeitet:

"A long-term Relationship comes with a lot of sadness sometimes. The separation of a couple, long distances… so there is definitely a shade to the light. But sometimes, my most optimistic ideas come out of going through a lot of trouble."

"The City" ist der Opener des neuen Albums, das Video ein Hipster-Spin-Off von Baywatch? In chronologischer Reihenfolge erzählt Patrick Wolf auf Lupercalia seine Liebesgeschichte mit William, dem er eine gleichnamige, 50 Sekunden dauernde Ode gewidmet hat. Es geht los mit ihrem ersten Kuss in "The City", gefolgt von dem gemeinsamen Domizil in "The House". In der Mitte des Albums ("Time of my life") geht das Paar dann kurzzeitig getrennte Wege, findet dann doch wieder zu einander ("Together") und feiert seine Verlobung in "The Falcons":

"This is the engagement of the Couple. You´ve been through all this together, we´ve done all this. Now it´s time to seal the deal."

Wobei der Titel "The Falcons" im Songtext nicht vorkommt:

PATRICK WOLF

Livedates:

27.11.2011 Wien / Arena

28.11.2011 Salzburg / Rockhouse Salzburg

"Near where I live, there is a nest of falcons in the top of the Tate Modern. They left, when we separated and they came back, when we came back together. And the day, when I finished the song in the garden, one of the falcons of the Tate Modern came into the garden and ate a black bird. So this is why we have the falcons there and this is why we have the neck-piece on the Cover of the Album."

Der Stoff dieser Lovestory hätte auch für eine Soap-Opera gereicht und auch wenn Patrick Wolf gelegentlich etwas dick aufträgt, bleibt Lupercalia stringenter Pop, ohne Peinlichkeiten.