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Simon Welebil

Abenteuer im Kopf, drinnen, draußen und im Netz

21. 6. 2011 - 17:09

Haben die UserInnen Facebook satt?

Letzte Woche wurde gemeldet, dass Facebook in seinen Kernländern NutzerInnen verliert. Droht das Myspace-Schicksal?

Laut checkfacebook.com sind 45,71% der ÖsterreicherInnen mit Internet-Anschluss Mitglieder bei Facebook, 2,560,320 Personen. Kein schlechter Wert, möchte man meinen, und doch hinkt Österreich den Führenden in dieser Statistik hinterher. Wenn man den Zahlen glauben kann, sind etwa in der Türkei, in Mexiko oder Indonesien alle Personen, die online sind, auch bei Facebook, in den USA immerhin 68%.

Facebook ist weltweit auf dem Vormarsch und nähert sich der 700 Millionen Mitglieder Marke. Alleine im letzten Monat ist die Zahl der Facebook-UserInnen um etwa 12 Millionen gewachsen. Allerdings gingen dem Webdienst zur gleichen Zeit auch sechs Millionen UserInnen im Kernmarkt USA verloren, wie der Facebook-Analyse-Blog von Inside Facebook letzte Woche gemeldet hat. Dazu kämen Verluste in weiteren Early-Adopter-Staaten wie Kanada (-1,5 Mio), UK, Norwegen und Russland (jeweils mehr als 100.000 weniger).

Mark Zuckerberg

facebook

Kann immer noch gut lachen: Mark Zuckerberg

Facebook wollte diese Daten nicht bestätigen, verwies auf saisonale Schwankungen verursacht durch die Prüfungszeit am College etc. und mittlerweile hat auch Inside Facebook seine Meldung abgeschwächt. Mit neuer Datengrundlage kann nun gesagt werden, Available Data Shows Facebook User Numbers Growing Quickly, or Slowly, or Falling.

Ohne Relativierungen kann aber festgestellt werden, dass, sobald Facebook ca. 50% der Online-Population eines Landes erreicht, das Wachstum schön langsam endet. Das ist ungefähr der Punkt, wo die Facebook-Sättigung und eine Facebook-Müdigkeit einsetzt. Bei der Hälfte der Online-Population sind natürllich auch ältere Personen dabei, die Facebook nicht so intensiv nutzen und andere, die den Service nur ausprobieren wollen und merken, dass er nicht das Richtige für sie ist.

Dass massenhaft Leute von Facebook abwandern wegen der ständigen Privatsphärenverletzungen, zuletzt etwa die Aktivierung einer automatischen Gesichtserkennung bei allen Fotos auf Facebook, ergibt laut PCmag nur auf dem Papier Sinn. Das würde nämlich voraussetzten, dass sich FB-UserInnen wirklich um Privatsphäre und Sicherheit scheren würden, was die bisherige Entwicklung des Dienstes widerlege. Privatsphärendiskussionen würden höchstens Leute abhalten, Facebook beizutreten.

FGacebook Screenshot

Facebook

Facebook braucht sich also keine großen Sorgen machen das Myspace-Schicksal zu erleiden, das als einst größtes Social Network nur mehr eine Nischenfunktion ausübt. Konkurrenz ist keine in Sicht, und auch wenn die Entwicklung in den Kernländern stagniert, kann Facebook diese Verluste in den bevölkerungsstarken Ländern wie Mexiko, Brasilien, Indien oder Indonesien wieder wettmachen, wo esWachstumsraten von 3% pro Woche aufweist. Dieses Wachstum braucht es wahrscheinlich auch, wenn Facebook nächstes Jahr an die Börse gehen und 100 Milliarden Dollar erlösen will. Ob der Dienst dieses Geld wert ist oder nur der Höhepunkt einer neuen Internetblase wird man zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich noch nicht abschätzen können.