Erstellt am: 13. 6. 2011 - 17:13 Uhr
AZUBIS02 - The Battle
Diese Modeschauen vom Bakkalaureatsstudium an der Modeschule Wien Hetzendorf werden auch jedes Jahr interessanter. Diesmal trifft sich das Modevölkchen zwischen Autobahn und Donaukanal im Marxpalast, der Halle, wo auch Ster- und Grissemanns "Willkommen Österreich" aufgezeichnet wird. Es wird ein Battle geben! Aber wird der Endpunkt des 11festivals for fashion and photography auch der Höhepunkt werden? Hoffen wir das Beste, liebe LeserInnen.
"Haus of Gaga". Das Kostümteam der Künstlerin. Klingelt's?
AZUBIS02 - Die Convention war inspiriert von einer großen Doku über das harte, aber auch schillernde Leben der schwulen schwarzen Dragqueens im New York der späten 80er: "Paris is burning". Damals subigste Subkultur, trafen sich die Männer zu "Balls", bei denen auf Leben und Tod gevoguet wurde. Gruppen, sogenannte "houses", traten gegeneinander an.
Jakob Lena Knebl
Los geht's. Fünf Performance-Patinnen haben Studierendengruppen geholfen, sich eine Präsentation der Gewänder der letzten zwei Semester auszudenken. Manche haben den Studentinnen freie Hand gelassen, andere Patinnen haben ein fixes Konzept vorab erdacht.
Viel Freiheit gab's im Workshop von Genderterroristin Jakob Lena Knebl, die die Studierenden erst mal mit zeitgenössischen Klassikern der Performancekunst bekannt machte. Bruce Nauman geht im Viereck, Yoko Ono schneidet, Leigh Bowery geht mit Lampionkopf in die Talkshow.
Recht wörtlich nimmt der Workshop rund um Modefotografin Maria Ziegelböck und Gelitin-Kumpel Salvatore Viviano die Inspiration durch Drag Queens. Aber mit großem Effekt, die Jury vergibt Höchstnoten für fiese Queens und bebrillte Mauerblümchen, wilde Frauen in "Obelix Pants" und Modelle wie "Sausage" und "Baron Chanel".
Während aller Performances waren die Outfits der Studierenden durcheinandergemischt, nicht so leicht auszumachen, wer was geschneidert hat. Oft auch schwierig, die Kleider überhaupt zu sehen vor lauter performativ-mystischem Halbdunkel. Dazu später mehr. Workshop-Vorsitzende Sonja Eismann, eine der Gründerinnen des Missy Magazins, hat ihren Studentinnen einen Text von Steffen Kitty Herrmann zu lesen gegeben: "Performing the Gap - Queere Gestalten und geschlechtliche Aneignung".
Kleiderständer werden hereingerollt, Geschlechterrollen an- und wieder ausgezogen. Und Crazy Bitch in A Cave singt dazu live!
Die nächste Performance! Künstler und DJ Christian Egger hat nicht gezögert, den Studierenden sein "Wir machen was mit Filmprojektionen und Spiegelungen, von wegen dem Anschauen und Angeschautwerden" aufs Aug zu drücken. Vielleicht hätte man zwischen Spiegelflächen und Projektionskartons, die die Models körperflächendeckend vor sich hertrugen, und einem Haufen Dunkelheit etwas mehr als eine Sekunde Sichtbarkeit einplanen können? Zum Glück kann man fotografieren und sich die Bilder im Nachhinein angucken.
"Dress as though your life depends on it, or don't bother" ist übrigens ein Zitat von Leigh Bowery, dem vorhin erwähnten Lampionkopf in der Talkshow, Clubkid höchsten Ranges und Spießgeselle von Michael Alig und Amanda Lepore. Viele Modefuzzis zitieren Leigh Bowery als Inspiration - Video anschauen und staunen.
Letzte Performance - im Workshop bei Tanja Widmann wird noch einmal alles gegeben. Trockeneisnebel! Ohrenstechender Noise! Blendung! Und dann - Stille. Und die Lyrics von Gonzales' "I am Europe".
Gerlinde Lang/ fm4
Was werden sich die Expositur der Kunstuni Linz an der Modeschule Wien, und die Bakk-Studierenden nächstes Jahr einfallen lassen? Eins steht fest, nach zwei Jahren mit Wally Salner und Johannes Schweiger von fabrics interseason wird die künstlerische Leitung im nächsten Studienjahr von Ute Ploier übernommen. Der einzigen Österreicherin, die jemals das Modefestival in Hyères gewonnen hat. Good luck, und gute Nerven!