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Roland Gratzer

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8. 6. 2011 - 05:54

Kleine Gitarrenkunde

Heute: Hannes Duscher und ich auf der Suche nach den Geheimnissen des Hair Metals.

Wer bisher geschwänzt hat, den gesamten prüfungsrelevanten Stoff gibt es hier: FM4 Gitarrenkunde

Am Nova Rock-Plakat hat es The Darkness nur in die dritte Reihe geschafft. Trotzdem gelten die fesch frisierten Jungs als "moderne" Vertreter eines Genres, dass für die Jüngeren unter uns so seltsam erscheinen muss wie eine erfolgreiche Privatisierung der ÖBB: Besagtes Genre nennt sich Hair Metal und braucht drei Dinge: Haarspray, virtuose Gitarrensoli und ein Stimmgerät.

Hannes Duscher unter der trockenhaube

FM4/Irmi Wutscher

Ambitionierte Haarpflege und undezente Behängung sind ein absolutes Muss. Die notwendigen Tätowierungen sind alle am Rücken.

Das Stimmgerät hat den Sinn, dass ambitionierte Gitarrenkunde-Schüler am Festival-Lagerfeuer so richtig einen auf Hair Metal machen können, auch wenn die Bands noch vor der Geburt der durschnittlichen Festival-BesucherInnen schon vom schäbigen Grunge verdrängt worden waren. Es ist schließlich immer noch Metal. Deshalb muss es hart und räudig klingen. Einfach alle Saiten einen Ganz- oder einen Halbton runterdrehen und schon ernten wir verschwörerisches Kopfnicken.

gitarren stimmgerät

FM4/Irmi Wutscher

Stimmgerät auf Bandana. Akkorde sind im Hair Metal überbewertet.

Beginnen möchten wir mit Mötley Crüe. (Die Punkte auf den Vokalen haben übrigens keine phonetische Relevanz). So wie bei vielen anderen Hair Metallern sind ihre Songs aus dem Leben gegriffen, und das nicht nur metaphorisch. "Kickstart my Heart" ist so ein Song. Mötley-Bassist Nikki Sixx hat es nämlich schon in jungen Jahren zu einem Herzstillstand gebracht. Dank zweier Adrenalin-Spritzen in die Glam-Pumpe durfte er aber weiterleben. Akkordmäßig ist Ambition sicher das falsche Wort. A, C, D und G, alles auf Powerchord gespielt. Die Duettaufteilung sieht folgendermaßen aus: Eine Person spielt und singt die Vocals, die andere Person schreit immer wieder mal "Oh yeah" und "Make some fucking noise" rein und singt die Gitarrensoli. Die zu erklären würde einfach zu weit führen.

Roli mit hut am Kopfwaschbecken

FM4/Irmi Wutscher

So sehen Quereinsteiger aus dem Stoner Metal aus, kurz bevor sie ein ordentliches Hair Metal Styling bekommen.

Jetzt schließen wir die Augen, werfen die Hände in die Höhe und schwanken im Takt. Denn ganz wichtig im Hair Metal sind natürlich Balladen, präzise: Power Balladen. Hier überwiegen platte sprachliche Bilder, wie das Beispiel "Every Rose has its Thorn" von der Gruppe Poison zeigt. Beispiel gefällig? "Every rose has its thorn just like every night has its dawn". Zur Entschuldigung sei gesagt: Immerhin behaupten solche Menschen nicht, dass sie essayistische Texte schreiben.

Auch hier brauchen wir nur vier Akkorde gespielt: G, C, ein ganz wenig D und noch weniger E-Moll. Außerdem treffen wir hier auf einen alten Bekannten, nämlich den U2-Schmäh. Die beiden unteren Saiten werden bei all den oben genannten Akkorden am dritten Bund gespielt. Eselsbrücke: Die "U"nteren "2" Finger bleiben immer gleich. Runter gestimmt wird auch wieder, diesmal aber nur einen Halbton.

hairmetal-Posen mit gitarre und wasserhahn

FM4/Irmi Wutscher

Nach der dritten Reunion...

Das Schönste am Hair Metal ist die Tatsache, dass man mit sehr wenig sehr viel erreichen kann. In diesem Sinne, lasset uns spielen:

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