Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Des sogt eigentlich ois"

Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

7. 6. 2011 - 15:15

Des sogt eigentlich ois

Das neue, erste Solo-Album des Linzer Rappers Kayo zeigt uns ungewohnte Facetten eines Reimperfektionisten.

Talk about "Sich mit dem ersten Album Zeit lassen": Anfang 1999 sah ich Kayo (wie immer mit Phekt als DJ) auf der Bühne der Linzer Stadtwerkstatt zum ersten Mal rappen, vor zehn Tagen feierte sein Solo-Debüt Des sogt eigentlich ois am strom Live-Premiere. Dazwischen liegen zwölf Jahre, eine EP, vor allem aber eine hochkarätige Diskographie, die der Linzer als Teil von größeren Bandprojekten ansammelte. Bei der mysteriösen Supergroup Die Unsichtbaren war Kayo ebenso mit von der Partie wie bei den Tonträger Allstars oder Markante Handlungen, die in Sachen österreichischer Dialekt-Rap völlig neue Maßstäbe setzten.

Kayo live

Claudio Farkasch

In all diesen Konstellationen war Kayo immer eher ein ruhiger, zurückhaltender Teil. Wenn er das Mikrofon in die Hand gedrückt bekam, begeisterte er dafür umso mehr mit gefinkelten Doppeldeutigkeiten, Wortspielen und Metaphern. Auf seinem lange gereiften ersten eigenen Album wollte der mittlerweile in Wien lebende MC aber noch mehr bieten als das: Musikalisch, vielseitig und eingängig sollte es werden - und wurde es auch, mitunter sogar auf Kosten der Reimkomplexität. Plus, vielleicht die größte Überraschung auf Des sogt eigentlich ois: Kayo singt!

Hörproben in diesem Snippet:

Der höhere musikalische Anspruch und das Achten auf Eingängigkeit führt dazu, dass das Album tatsächlich so manchen Hit beinhaltet - allen voran I kenn di doch nu net amoi. Aber auch Dubai, Verlorene Zeit oder Ois hoib so wüd bleiben gut im Ohr hängen - von den bereits vorab veröffentlichten Songs Rap is erwoxn und I woa a amoi jung ganz zu schweigen.

"Hits" bedeutet aber nicht, dass auf dem Album der Wortsport oder die Inhalte auf der Strecke bleiben: Da wird schüttelgereimt (Limericks Pt. 3) oder mit Silben gedoppelt (Purpur), andernorts über den eigenen Perfektionismus (Perfektionist ich) oder die in Österreich allgegenwärtigen Zweifler (Weama scho seng) sinniert.

All diese Facetten machen Des sogt eigentlich ois zu einem äußerst runden Ding. Zu einer Rap-Platte, die im Idealfall eingefleischte HipHop-Fans genauso begeistern sollte wie einen weiteren Kreis von Musikliebhaber/innen mit breiter gefächerten Vorlieben. Das wird sicher nicht über Nacht passieren, denn Charts-Strategie oder meisterhafter Business-Plan stecken hier keine dahinter. Aber das war ja damals bei Skero auch nicht anders...