Erstellt am: 6. 6. 2011 - 18:27 Uhr
Majesty, Magic and love for free
Das Interview mit Mimi Parker und Alan Sparhawk gibt’s ab Dienstag im Interviewpodcast.
Viel Zeit haben sie sich gelassen. Knappe vier Jahre ist das letzte Album her und in der bald zwei Dekaden umfassenden Bandgeschichte war die gähnende Leere zwischen zwei Alben noch nie so tief. C´mon klingt daher auch wie eine Aufforderung der Band an sich selbst und steht seines Zeichens ganz in der Tradition von The Great Destroyer, dem happier Sound der Band. Freunde der leichten Schwere werden es mit mehr Bussis versehen als das letzte.
![© low Albumcover C´mon](../../v2static/storyimages/site/fm4/20110623/cmon_body_small.jpg)
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Love and time
Untätig waren sie nicht: Alan Sparhawk widmete sich dem Retribution Gospel Choir, Mimi Parker den gemeinsamen Kindern und wenn Zeit war, dann schrieb man an einem angefragten Danceperformanceprojekt. Tatsächlich. Low und Tanzen geht sich nicht ganz aus, laut Bandaussagen war´s auch eine große Umstellung und Herausforderung. Deshalb war man auch ganz froh zwischendurch am Album arbeiten zu können. Der Titel verrät es, C´mon ist ein sehr intimes Album, eine knapp formulierte Aufforderung an die Zuhörer, aber vor allem eine Phrase zwischen Menschen, die einander geneigt sind. Liebe als zentrales Thema, aber, keine Angst, Liebe vielmehr als ein Gefühl nicht nur zwischen Lovers sondern als zwischenmenschliche Möglichkeit, die über die Jahre wachsen kann und verändert. There are beautiful things, that love can lay on you over time. Das Ehepaar Parker/Sparhawk lässt in diesem Album zwischendurch teilnehmen an der jahrzehntelangen Beziehung der lovers and workers. Garniert wie gewohnt mit einer sehnsüchtigen Schwere, Langsamkeit und Stille. Low.
![© low Low Band mit Schnurrbart](../../v2static/storyimages/site/fm4/20110623/low band_body.jpg)
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Accessible wtf?
Lowlinge haben es wahrscheinlich schon gemerkt: In den letzten zehn Jahren wurde sich in einer Art Auf und Ab zwischen den Alben eingeschaukelt. Ein Album zugänglicher, poppiger, das nächste dünkler und schwerer. Laut Band hat man von dem einen jeweils bei Produktionsende zu viel und muss das Pendel wieder in die andere Richtung schlagen lassen. Sonst wird Alan Sparhawk unrund. C´mon wird in der Presse immer wieder mit dem Wort accessible versehen, mit dem die Musiker so gar nichts anzufangen wissen, da es für jeden unterschiedlichste Konnotationen hat.
![© low Drums and Guns Albumcover](../../v2static/storyimages/site/fm4/20110623/9991-drums-and-guns_body_small.jpg)
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Betrachtet man jedoch den Wellengang, ist die Zugänglichkeit von C´mon gegenüber Drums and Guns verständlich. Letzteres war von außen betrachtet schwerere Kost, mit morbiden Themen und dem zentralen Track "murderer". Heavy stuff, aber gemeinsam mit Trust in heavy rotation auf meinem hauseigenen Plattenteller.
We´re buying your stairway to heaven
Die Anordnung der Tracks von C´mon ist angeblich pick and mix by chance, genauer betrachtet wirkt sie allerdings wie ein perfider Plan der akustischen Rattenfänger: Der Hörer wird in der leichtfüßigen Umarmung der Glöckchen und süßen Gesänge des ersten und des letzten Tracks in Sicherheit gewogen. Dazwischen zieht die Langsamkeit, die Herrschaft der Sanftheit und, ja, eben auch der vorsichtigen Zugänglichkeit ins Gehör ein, um dann bei der vorletzten Nummer nothing but heart in voller Wucht von uns Besitz zu ergreifen. Neun Minuten dauert ihr, wie sie es formuliert haben, Stairway to heaven und momentan eröffnen sie damit ihre Shows. Straight to Low, ohne Einführungsfirlefanz oder Vorspiel.
Schön. Tief. Still. Tänzelnd. Eingängig. Sehnsüchtig. Wenn man das alles aushält, oder eventuell einen zarteren Zugang legen möchte in die Welt von Low, dann sei einem das Album ans Herz gelegt. Wer im tiefen Ozean der Welt von Mimi Parker und Alan Sparhawk ertrinken möchte, greift zumindest auf das Album davor zurück. Empfohlen sei jedes einzelne Werk in jedem Fall.
Anspieltipps:
Für Frisch Verliebte, best friends und Schmachtende:
You see everything, $20, Witches
Für Glückliche mit Blumen im Haar:
Try to sleep, Something´s turning over
Für den Beelzebub mit Schmalzbrot im Gepäck:
Nothing but heart, Majesty/magic