Erstellt am: 8. 6. 2011 - 16:13 Uhr

Vegan feiern?

Mitten in der Grillsaison darf's ein bisschen mehr sein als Tofugeschnetzeltes. Eine Vorschau auf das move Festival in Graz. Mit Miezekatze! Und mit Rezept!

"Mmmmh, Kuhli-Muh!" sagt Andreas und beißt voll Genuss in seine Wurstsemmel. Vegetarier-Bashing nenne ich das und finde es selbst lustig. Nach fünfzehn vegetarischen Jahren bin ich schon froh, wenn mich Backhendelwirte bei Familienessen nicht schikanieren, sondern gebackene Champignons anbieten. Dass der Koch bitte das Ei bei der Panier weglassen soll, würde ich mich nicht zu fragen trauen.

Vegan zu essen, das erscheint mir eine immens zeitaufwändige Angelegenheit, die in Listen beginnt und oft bei Apfel und Brot endet. Dabei geht es viel lustvoller und flotter in veganen Haushalten zu, als angenommen, weiß Katharina Gypser. Mit fünf FreundInnen organisiert sie das move Festival in Graz: Am 11. Juni lädt das Festival für Ethik, Diskurs, Kunst und Musik zum veganen Sommerfest mit Konzerten in den Grazer Stadtpark.

move-festival.org

Die Wiese wartet! Unter den Bäumen darf im Grazer Stadtpark niemand sitzen. Das würde die Wurzeln beim Wachsen stören. Wieder was gelernt.

Lokal verankert sind die auftretenden Bands beim Open-Air bei freiem Eintritt tagsüber, wie Pirates on a boat of love, Pack of Wolves oder Der gebenedeite Herr Bogensberger. Das move Festival ist keine Pinkerl-Party, die Gastronomie zum großen Picknicken stammt von regionalen Anbietern, die veganen Leckerbissen reichen von Süßem bis zu asiatischen Gerichten. Ein Star des move-Festival rollt aus München an: Mit veganem Kebab!

Abends wandert das move Festival weiter, zur Clubstage, in den Keller des Forum Stadtpark, wo Ogris Debris nicht einzig ihre "Miezekatze" aus ihren Klangerzeugern schnurren lassen werden. Lokalmatador Favela Gold katapultiert Achtziger-Synthiepop ins Hier und Jetzt und tanzt, dass man es ihm gleichtun wird. Mit Feelipa, Simon/of und Zvonko als DJs wird es eine wohltuende Nacht.

Jasmin Schuller

Favela Gold

Ökologiebewegt und sozialkritisch

Der Grundgedanke des move ist, dass zivilgesellschaftliches Engagement in allen Lebensbereichen zusammenspielt. Tierrechte, Feminismus, Umweltschutz gehen ineinander über, finden die VeranstalterInnen. Daher reihen sich Stände mit veganem Essen an Infotische regionaler Gruppen "sozialkritischer und ökologiebewegter Initiativen", wie es Katharina Gypser gut zusammenfasst.

Der Verein gegen Tierfabriken macht sich vorstellig, das Spektral unternimmt einen Ortswechsel ins Grüne und mit dabei sind u.a. Attac und Amnesty International. Keine Angst! Gekeilt wird nicht. Die AktivistInnen von der veganen Gesellschaft bringen jedoch Starterkits für alle mit, die es einmal ohne tierische Produkte versuchen wollen.

Radio FM4/Maria Motter

Das move Festival bietet Handlungsanleitungen für ein gesamtheitliches, nachhaltigeres Leben. "Du musst ja nicht gleich vegan werden!", lacht Katharina Gypser, die ihr einjähriges Töchterchen von Anfang an vegan ernährt. Die Tierrechtsbewegung sei eine emanzipatorische Bewegung wie die antirassistische Bewegung.

Wenn Personen behaupten, sie hätten Tiere lieber als Menschen, sei das zutiefst kontraproduktiv, sagt Gypser. Rechte Ideologien plädieren gerne, sich für Tiere zu engagieren. Während links gerichtete Bewegungen doch erstaunlich lange brauchten, um die Zusammenhänge zwischen Fleischkonsum und dem Klimawandel anzuerkennen. Aus diesen Widersprüchen heraus entstand vor drei Jahren das unabhängige move Festival.

Ressourcenschonend leben könnte und sollte eine alltägliche Strategie werden. Das move Festival kommenden Samstag widmet seinen diesjährigen Schwerpunkt dem Recycling: Mit Workshop und der ausgezeichneten Doku "Addicted to plastic" als Kino im Freien (21.30 Uhr, Forum Stadtpark). Vegan leben beschränkt sich nicht auf das Essen, sondern zieht sich durch den Alltag. Von Schuhen ohne Leder zu tierversuchsfreiem Shampoo. "Und wir überlegen, ob wir nicht lieber mit dem Rad als mit dem Auto fahren und wer unsere Kleider macht", erklärt Katharina Gypser ihre Vorstellung veganen Lebens.

Ogris Debris

What's cooking, good looking? Ogris Debris kommen zum move Festival.

Moussaka, vegan!

Erfahrene VeganerInnen tischen beim move Festival auf. Für eine Grillrunde mit FreundInnen hat Katharina Gypser für uns in ihrer Rezeptsammlung nachgeschlagen und empfiehlt ein Moussaka.

Zwiebeln fein hacken und Walnußkerne grob zerkleinern.
2 EL Öl in einem Topf etwas erhitzen, Kräuter zugeben, ein paar Sekunden anbraten, Zwiebeln hinzufügen, weichdünsten.
Nüsse kurz mitdünsten, mit Salz, Pfeffer und Zimt würzen.
Dann die Melanzani und Zucchini in dünne Scheiben schneiden. Das Gemüse in 7 Esslöffel Öl bei mittlerer Hitze anbraten und beiseite stellen.
Tomaten würfeln, Knoblauch fein hacken.1 Esslöffel Öl erhitzen, Tomaten und Knoblauch darin andünsten und weich kochen.

Für die Sauce:
40 Gramm vegane Pflanzenmargarine,
40 Gramm Weizen- oder Dinkelvollkornmehl,
500 ml Sojamilch,
3 EL Würzhefeflocken,
Salz und Pfeffer und 1/2 TL frisch geriebene Muskatnuß sowie 1EL Zitronenensaft und 2EL Sojamehl, vollfett, und
Wasser.

40 Gramm Pflanzenmargarine bei mittlerer Hitze schmelzen lassen, Mehl unterrühren, Sojamilch unter Anwendung des Schneebesens unterrühren. Suace ca. fünf Minuten bei schwacher Hitze köcheln lassen.
Hefeflocken unter die Sauce rühren, mit Salz, Pfeffer, Muskat und Zitronensaft würzen. Sojamehl in Wasser cremig rühren und in die Mischung rühren.

Kartoffeln schälen und in dünne Scheiben schneiden. Backofen auf 180° vorheizen.

Zuletzt die Auflaufform schichtweise mit Kartoffeln, Zwiebelragout, Zucchini, Tomatenmischung und Melanzani in dieser Reihenfolge füllen. Jede Schicht mit weißer Sauce übergießen. Etwas Sauce aufheben, um sie dann über das Moussaka zu gießen, mit Margarineflöckchen belegen.
Bei 180° ca. 45 min. backen. Und dann mit Fladenbrot servieren.

Mahlzeit!