Erstellt am: 1. 6. 2011 - 14:57 Uhr
Fucked up: David comes to life
Von Anfang an haben Fucked Up mit ihrem Schaffen versucht Genre-Grenzen zu sprengen. Sei es mit interessanten Release-Projekten, herrlichem Artwork, Marathon-Konzerten oder animalisch anmutenden Live Shows. Aber irgendwie war es dann doch meistens ihr Sänger Damien, der optisch und haptisch an den rauen Punk der 80iger Jahren erinnerte.
Der Rest der Band war immer eher nerdig und ein optischer Befreiungsschlag gegen die Dress-Codes der Hardcore- und Punk-Community. Waren Fucked Up eigentlich je die Punk-Band, als die sie oft dargestellt wurden? Oder nur ein Haufen Nerds, die den Stil und die Ethik des rauen 80iger Punks verwendeten, um ihre musikalischen Phantasien auszuleben? Gebührt aber nicht gerade ihnen deswegen Aufmerksamkeit, weil sie sich durch eigenartige Projekte immer wieder selbst in Szene setzen und Dinge anderes angehen als all die anderen Prügel-Bands da draußen?
Grundsätzlich waren Fucked Up durch die nicht einfache Schubladisierung immer anderes. Auch in der Szene. Vor einigen Jahren hab ich über die komischen Kanadier in einem Fanzine gelesen, und schon beim ersten Kontakt waren sie interessant. Musikalisch habe ich die Band aber erst später entdeckt, so mit The Chemistry of Common Life.
Mit ihrem neuen Output "David comes to life" überraschen die Kanadier positiv. Fucked Up erzählen eine Geschichte. Genauer gesagt die Geschichte von David.
In insgesamt 18 Songs und vier Akten wird durch Davids Leben geführt. Besagter Hauptprotagonist lebt Ende der siebziger Jahre in einer britischen Industriestadt und verliert in einem nicht näher definierten Krieg durch einen Bombenangriff seine große Liebe. Was folgt ist die Auseinandersetzung mit seinem dunklen Inneren. Soviel zur Story.
Punk-Band macht auf Rock-Oper, auch noch dazu thematisch im Liebes/Verlust-Kontext. Neu? Nicht wirklich, aber verdammt gut. Die Songs sind allesamt aus einem Guss und machen verdammt Spaß. Und Fucked Up berauben in gewohnter Manier allen Kritikern und Szene-Polizisten ihre bereits vorbereitete Hinrichtungs-Munition und geben im Release-Trailer auf davidcomestolife.com bekannt, dass sie eigentlich keine Hardcore/Punk-Band mehr sind, sondern nur mehr interessante Musik machen wollen. Damien geht gar soweit das Ende von Fucked Up in den Raum zu stellen. Ernst gemeint, oder wieder nur eine weitere inszenierte Irreführung? Eigentlich egal, Fucked Up sind großartig und machen auf "David comes to life" Lust auf mehr.
Detailliertere Auseinandersetzung mit den Kanadiern und ihrem am Freitag erscheinendem Rock-Opus gibts heute, Mittwoch, ab 22 Uhr im House of Pain.