Erstellt am: 28. 5. 2011 - 19:00 Uhr
Die FM4 Charts vom 28. Mai 2011
- Die FM4 Charts vom 28.5.2011
- Brand New - Die FM4 Neuvorstellungen der Woche
Der Treichl-Sager von den "blöden und feigen Politikern" ist nun schon etliche Tage alt und beschäftigt noch immer die Öffentlichkeit. Erst heute stand in einem Wirtschaftsblog, dessen Inhalte ich sonst selten teile, die richtige Analyse: Es geht Treichl und dem Bankensektor gar nicht darum, die Eigenkapital-Unterlegung für den Kauf von Staatsanleihen zu erhöhen, nein, tatsächlich wollen sie auch künftig in sämtlichen Bereichen mit so wenig vorgeschriebenem Eigenkapital wie möglich agieren.
Und schon macht die EU-Kommission Männchen (denn dort wird de facto entschieden, nicht bei Werner und Michi): Komplizierte Ausnahmeregeln sollen dafür sorgen, dass vor allem große Institute auch künftig leichter Kredite vergeben können. Die Lobby hat sich durchgesetzt, wer allerdings überlegt, wie und von wem etwa der US-Wahlkampf finanziert wird, kann sich darüber auch nur schwer wundern. Das Argument der Banken lautet dabei stets, dass im Falle einer höheren Eigenkapital-Unterlegung eine Kreditklemme, vor allem im Geschäft mit Klein- und Mittelbetrieben, ausbrechen könnte.
Doch was steckt hinter diesen absichtlich verkomplizierten Sachverhalten? Nun, seit jeher vergeben Banken auch teilweise Geld, das sie nicht haben und das auch gar nicht existiert. Schon vor Jahrhunderten handelten Kaufleute Depot-Scheine für eingelagertes Gold, teils auf Holzbänken, daher der Name. Da man diese Scheine (die das Eigentum des eingelagerten Goldes verbrieften) leichter handeln konnte als das Edelmetall, setzte sich dieses System schnell durch. Doch schon bald merkten die "Banker": In der Regel bleibt das meiste Gold liegen, ohne schnell abgeholt zu werden – es reicht also, nur ein Zehntel davon vorrätig zu haben, sprich, man kann zehnmal so viele Scheine handeln, als Gold vorhanden ist. Solange nur nicht zu viele Kunden zeitgleich ihre Einlagen beheben wollen.
Dies war der Beginn des sogenannten "Fractional Reserve Banking". Und da bewegen wir uns noch immer. Noch immer fürchten Banker nichts mehr als einen sogenannten "Run" auf die Banken, da eben (nach Basel III) nur etwa 10% des Kreditvolumens als Eigenkapital existieren. Aber der Trick geht noch weiter: Auch diese 10% Eigenkapital sind kein Geld, nicht mal das sogenannte "Core"-Kapital, also die harte Reserve. Keine Scheine, keine Münzen.
Eigenkapital entsteht bloß als Rechenvorgang, also als Differenz der Passiva von den Aktiva in einer Bilanz. Da aber etwa Aktiva einer Bewertung unterliegen (mit welchen Wert etwa bucht man ein Grundstück ins Soll einer Bilanz?) ist auch dieser Wert mit Vorsicht zu genießen. Gerade beim Eigenkapital kennt die Kreativität der Buchhalter keine Grenzen, leiten sich doch von Kennzahlen, die auf diesem Kapital basieren, Boni und Prämien von Managern ab.
Insofern ist eine der wichtigsten Fragen zu Treichls Sager eine, die faktisch, zumindest in den Maistream Medien, nie gestellt wurde: Warum sollen Private das Geld eines Staates oder eines Staatenbundes mit Gewinnabsicht und in diesem Mindestreservesystem überhaupt "schöpfen" dürfen? Insbesondere, wenn die Staaten, die ihre Geld-Infrastruktur an diese Banken auslagern, dann auch Schulden bei diesen machen und sie anschließend auch fallweise "retten" müssen?
Vielleicht ist es ja irgendwann möglich auch diese Fragen zu erörtern, ohne das Gefühl zu haben gegen ein religiöses Dogma zu verstoßen. Diesen Eindruck hatte man nämlich als Ex-Nationalbank Gouverneur Klaus Liebscher im Club2 auf eine ähnliche Frage ganz entrüstet einwarf: "Na wollens vielleicht die Banken abschaffen, oder was?"
Oder man bewegt sich mit seiner Kritik im herrschenden Konsens und formuliert es, wie etwa Dr. Markus Marterbauer vom WIFO, etwas vorsichtiger: Der Bankensektor muss dringend schrumpfen. Nachzulesen im aktuellen Falter.
Und nun zu den Charts:
Wolfram ft. Holy Ghost landen mit "Hold My Breath" auf Rang 3.
Die neue Nummer 2 ist die alte Nummer 3: Metronomy mit "The Look".
Und die neue Nummer 1 von FM4 ist gleichzeitig die alte: Digitalism können mit "2 Hearts" die Spitze verteidigen.