Erstellt am: 27. 5. 2011 - 20:30 Uhr
Fußball-Journal '11-45.
Bundesliga, Meisterschaft und der Cup, der ÖFB und das Nationalteam, das europäische Geschäft, der Nachwuchs und die vielen Irrsinnigkeiten im Umfeld: Das Fußball-Journal '11 begleitet nach dem Jahr 2010 auch 2011 wieder ungeschönt und ohne Rücksichtnahme auf Skandalisierungen und Stillhalte-Abkommen, die den heimischen Fußball-Journalismus so mutlos daherkommen lassen.
Heute mit Teil 2 eines vielteiligen Fazits zur abgelaufenen Bundesliga-Saison 2010/11.
Teil 1 war gestern und brachte Die Position der Saison und andere Fazits zum Ende der Bundesliga-Spielzeit.
Abgesehen von der Ausgeglichenheit (= Mittelmäßigkeit) der Liga, der Ausgeglichenheit des glücklichen, aber verdienten Meisters und der (endlich, um Jahre zu spät!) aufkeimenden Wichtigkeit des modernen Sechsers, also all den Dingen, die in Teil 1 dieser Rückschau schon Thema waren, ist vor allem eines auffällig: die Saison hat endlich das in den letzten Jahren nur zögerlich angenomme Bewußtsein, dass sich die Bundesliga als Ausbildungsliga verstehen muss, wenn sie überlegen will, mit Fakten unterlegt.
Kavlak, Kayhan, Pehlivan, wohl auch Junuzovic, Baumgartlinger, Dani Alar und einige andere mehr werden exportiert werden können, ganz ohne sich - wie bisher ausschließlich über internationale Auftritte empfohlen zu haben. Die internationalen Scouts haben die heimische Liga als brauchbares Pflaster für junge Talente akzeptiert - durchaus zurecht erst so spät; denn bis vor der heutigen Saison waren die Behauptungen man würde "den Jungen" eine Chance geben, reine Lippenbekenntnisse.
Das Unter 21-Team der Bundesliga-Saison
Das enthält alle Spieler, die für die U21 oder ein anderes Jugend-Nationalteam spielberechtigt sind, die Jahrgänge 90 und jünger. Und da sind 2011/12 verdammt viele ins Blickfeld gerückt.
Sturm brachte Klem und Kainz durch, die Austria Heinz Lindner, Dilaver und Tadic. Moniz integrierte Hierrländer, Teigl und andere mehr, Hinteregger war schon vorher dabei. Bei Rapid kam zu Drazan U20-Kapitän Schimpelsberger dazu.
Bei Ried liessen neben Shooting-Star Daniel Royer auch Ziegl und Robert Zulj aufhorchen, beim an sich jugendlichen Neustädter Team kamen die ganz Jungen (Thomas Kral, Helly, Felix, Maak) nicht auf sehr viele Einsätze.
Die meisten jungen Kräfte kamen in Kapfenberg in den Fokus: Elsneg und Gucher, die Ex-GAKler, die in Italien soviel dazugelernt haben, der im Frühjahr verletzte Christoph Kröpfl und vor allem die stark umworbenen Angreifer Dani Alar und Michael Gregoritsch.
Und auch Mattersburg ist ein Hafen: Linksverteidiger Rath und die Mittelfeldspieler Farkas und Christian Gartner gehören zu den stabilsten der Jungen.
Beim Schlußlicht LASK hatte Hart dem Abstieg zum Trotz eine grandiose Saison, Stürmer Kragl eine verheerende.
Das macht folgendes Junioren-Team der Saison:
Tor: Heinz Lindner, ersatzlos, kein anderen junger Goalie beham eine seriöse Chance.
Abwehr: Hart, Schimpelsberger, Hinteregger, Rath.
Mittelfeld: Dilaver, Gucher, Hierländer, Teigl, Gartner, Klem, Kainz, Farkas, Drazan, Royer, Elsneg.
Angriff: Alar, Gregoritsch.
Das Legionärs-Team
Je weniger Legionäre sich in der Bundesliga einfinden, desto besser für sie. Je besser diese Legionäre sind, desto besser für sie.
Schildenfeld und Szabics waren Leader bei Sturm.
Jun war ein Mitantreiber bei der Austria, und der deutlich beste Ausländer der Liga, Nestor Barazite aus Holland, ein Versprechen - Leader waren sie aber in keiner Phase.
Kein einziger der vielen Salzburger Legionäre hatte eine gute Saison: Sekagya schwächelte am Schluß, Zarate in der Mitte, Mendes war zu lang verletzt, Gustafsson fand nicht zurück, und Alan konnte erst nach dem Ende des Mobbing aufzeigen. Svento war noch der Stabilste.
Die Krise Rapids ist auch die Krise von Soma und Heikinnen.
Bei Ried fiel Nacho zurück und Ivan Carill konnte das nicht auffangen, aber Stocklasa und Guillem hielten die Balance.
Bei Innsbruck waren zumindest Inaki Bea und Abraham Korsett-Stangen, in Kapfenberg Tormann Raphael Wolf und, obwohl er schon draußen war, Verteidiger Mavric und Ronaldos hiesiger Stellvertreter, der Deutschtürke Kocin.
Das macht folgendes Team:
Tor - Raphael Wolf
Abwehr - Stocklasa, Inaki Bea, Schildenfeld, Kocin.
Mittelfeld - Abraham; Zarate, Barazite, Svento.
Angriff - Szabics, Salihi.
The Usual Suspects - kein Team der Saison
Christian Gratzei ist der Tormann der Saison, ganz klar.
Manchmal sind Margreitter-Ortlechner so gut, dass ich Dragovic nicht vermisse, manchmal sehen sie dann aber so schlecht aus, dass ich mir die Augen reiben muss. Und letztlich gilt für Sonnleitner und Thomas Burgstaller, die anderen, die sich als Kandidaten für den inländischen Innenverteidiger der Saison anstellen (der ausländische, und der übnerhaupt, Schildenfeld, ist auch klar), genauso.
Dass es in Österreich kaum Außenverteidiger gibt, ist auch nix Neues. Ulmer war verletzt, muss erst zurückkommen, Kayhan haben die Türken schon gescoutet, der gestern abgefeierte Hadzic hat andere, bessere Positionen, das rohe Talent Dober, der Mann mit dem besten Schuß überhaupt, haben Pacult und Rapid geschreddert - bleiben noch Schrammel, Pichler, Hauser.
Der Sechser ist die große Ausnahme - mehr über Baumgartlinger, Pehlivan, Hadzic, Mader, Kienzl, Manuel Weber gibt es in Teil 1 dieses Fazits - aber das macht noch keine ganze Mannschaft.
In der Offensive sieht es, oberflächlich, besser aus. Junuzovic! Genau! Royer! Super! Aber dahinter?
Veli Kavlak konnte maximal die Hälfte dessen zeigen was er kann, Hölzl kam nach seiner Verletzung schwer in Tritt, Jantscher spielte eine katastrophale Doppelrunde, Leitgeb kam erst, nach dem herrische Quälgeist Huub weg war zurück.
Haben Guido Burgstaller, Alex Grünwald und Simkovic die Saison genützt um sich von Status "Hoffnungsfroh" auf "Stabilisiert" zu verbessern? Ist das Stankovic und Liendl gelungen? Ist Stefan Lexa tatsächlich so gut gewesen, wie es der Kurier glaubt? Und: hat Boris Prokopic die erzwungene Rückkehr zu Rapid wieder ruiniert?
Vorne ist alles klar: das Angriffs-Duo heißt Roland Linz und Roman Kienast, auf der Bank sitzen Mario Haas und Patrick Bürger.
Die Award-Verleihung fällt aus
Mit den zuletzt im Dezember 2010 hier verliehenen Awards möchte ich mich an dieser Stelle zurückhalten.
Wichtige Preisträger wie Stronach, Pacult oder Stevens haben sich vertschüsst, für andere Wiederholungstäter wie der Bundesliga-Chef, der Teamchef wäre das ein Zuviel an Aufmerksamkeit.
Und Armutschkerln wie Chefabsteiger PM Reichel, die Rapid/Austria-Funktionäre, die sich von Hools erpressen lassen, oder Hans Krankl den Erfinder der "besten Fans der Welt", sind ohnedies gestraft genug.
Auch der Paul Gludovatz-Taktik-Award kann mangels interessanter und neuer Strategien in der Herbst-Saison nicht verliehen werden. Zuletzt wurde 2010 Adi Hütter prämiert.
Der damals mit einer lobenden Erwähnung bedachte Walter Kogler hat sein auf Prokopic und Schreter zugeschnittetes System im Frühjahr nicht aufrechterhalten können.
Die Newcomer Moniz und Barisic hatten zuwenig Zeit zur Profilierung, Kollege Daxbacher zauderte im Finish zu stark, Schöttels Handschrift wurde immer unlesbarer, als würde er nur mehr mit Zaubertinte schreiben.
Fodas klares und einfaches System enthält nichts herasuforderndes - so war Werner Gregoritsch mit dem auf die Kapfenberger Möglichkeiten zugeschnittenem 4-2-3-1-Fächer eine Überlegung wert. Aber auch der wurde allzu oft schleißig gewachelt.
Also bleibt nur der Namensgeber - und der braucht ihn nicht.
Der kleine 1.Liga-Exkurs
Heute für morgen?
Schaun mer mal.
Dibon, Windbichler, Drescher, Palla, Schwab, Benji Sulimani und Marcel Sabitzer - die Admira besteht den Test.
Matthias Hopfer, Daniel Schütz, Matthias Koch, Jelenko, Ademi; und Martin Kobras ist Tormann der Saison - Altach besteht den Test.
Tormann Kofler, Mario Leitgeb, Micic, der Brasilianer Soares, Dominik Rotter - beim Cupfinalisten Austria Lustenau geht es sich auch aus.
Sollbauer, Zakany, Putsche, Gotal - der WAC besteht.
Christoph Riegler, Popp, Zwierschitz, Gravogl, Hofbauer, Thomas Fröschl, Florian Zellhofer und Thürauer - St. Pölten übererfüllt die Erwartungen.
Karner, vielleicht noch Pirker - Grödig hat nicht nur ein Zuschauermangel-Problem.
Dejan Stojanovic, Kobleder, Holzmann und andere mehr - der FC Lustenau hat es im Griff.
Thomas Hopfer, Rakowitz, Luca Tauschmann und andere - Hartberg ist auf einem gruten Weg.
Alle vier Torleute, Mario Kröpfl, Kienzl, Mattes, Hosiner und andere mehr - die Vienna schafft es.
Vorraber, Zündel, Perchtold, Maritschnegg - Gratkorn hätte bestanden.
Unter den Älteren sind Jezek und Ledezma, Cabrera und Tomi, Boller und Roth, Reich und Kreuz die Legionärs-Vorbilder. Die Wiggerl Drechsels, die älteren Österreicher sind die Ausnahme, es dominieren die Mitt/EndZwanziger, die allesamt noch in der Hoffnung für weiter oben entdeckt zu werden, spielen.
Mein unendlich subjektives, durch zuwenig "auf dem Platz"-Beobachtung beschränktes Team der Saison ohne den überragenden Joshua Gatt, der Altach im Winter in Richtung Norwegen verließ:
HP Berger;
Sollbauer, Dibon, Popp, Palla.
Daniel Schütz, Thürauer, Karatay, Harun Erbek.
Benjamin Sulimani, Hosiner.
Fromme Wünsche für 2011/12
Schon jetzt passiert: Entwarnung im Fall Salkic, es gibt wohl keinen Wettbetrugs-Background.
... dass Salzburg den Versprechen Taten folgen lässt und endlich vom Red Bully, dem Schulhof-Poser und Schläger zu einem Kumpel des Fußballs wird. Die Nachwuchsarbeit würde es erlauben.
... dass Rapid seine beiden aktuellen Baustellen in der Griff kriegt - nicht nur das mit den offensichtlich im reflexionsfreien Raum lebenden Fanvertretern, auch das mit dem Ausmisten und Neuaufstellen. Und das ohne Sportdirektor.
... dass die Austria meine Prophezeiung (Bestes Team 2012 lebt) und endlich mit der Neonazi-Bagage unter ihren "Fans" aufräumt.
... dass Sturm nach dem überflüssigen Kreuzer-Konflikt nicht auch nocnh Foda, und damit die Fähigkeit sich nach jeder Saison trotz Abgängen optimal zu regenerieren, verliert.
... dass beim SV Ried die Dinge einfach so bleiben, wie sie sind.
... dass Wr. Neustadt nicht, wie zu erwarten steht, total zerfällt. Zumindest nicht sofort, sondern mit Anstand.
... dass Innsbruck sich finanziell endlich stabilisiert und an die heurige Saison anschließen kann.
... dass sich Gregoritsch bei Kapfenberg noch mehr Risiko nehmen traut, als schon bisher.
... dass die jungen Kräfte Mattersburg tragen und beflügeln.
... dass Trenkwalder das Abenteuer Bundesliga nicht allzu sehr in den Kopf steigt und ihn zum Reichel 2011/12 macht.