Erstellt am: 27. 5. 2011 - 11:45 Uhr
Die Niesenberger ist Zwei

disko404
"Schau! Unten ist eh Licht". Matthias Maurer steigt die Treppen hinunter in den Keller, Jörn Grocholl folgt ihm. Was alles in der Niesenbergergasse 16 in Graz funktioniert, erstaunt die Betreiber des Kulturkompetenzzentrums vulgo Niese selbst. Nach einem Jahr ist die Niesenberger im FM4 Exit Poll 2010 auf Platz 3 der beliebtesten Clubs und Locations gelandet, gewählt gleich nach Flex und Pratersauna.
Diesen Freitag feiert die Niesenberger "2wei Jahre". Wie zwei lustige, doch müde Vögel lassen sich Matthias Maurer und Jörn Grocholl auf Ledersofas nieder. Draußen scheint die Sonne, in der Niesenberger ist die Nacht ein ständiger, unsichtbarer Gast. Die Belüftungsanlage macht sich, doch die dunklen Wände ziehen bei minimaler Beleuchtigung die Zeit in die Länge. Und das, obwohl nicht mal Musik läuft.
Auch das Grazer Explosiv feiert!
Am 28. Mai, und zwar den ersten Geburtstag nach der Neueröffnung mit: Wild Evel & The Trashbones, Warantee, Eosin, Norikum, Support (tatsächlich eine Band!) u.a.
3.500 Mitglieder zählt allein die Kartei des "Vereins zur Förderung von Produktion & Präsentation", der die Niesenberger begründet. Wenn in der Niese was los ist, dann aber Hallo. Progressive, elektronische Musik spielt es hier und zwar meist an Freitagen. Disko404 und Filipa Cicin-Sain mit bigMaMA haben ihr Büro im Nebentrakt. Sämtliche Veranstaltungen passieren auf Vereinsbasis. "Underground?", wiederholt Maurer den Schluss meiner Frage. "Darüber wurden ein paar Bücher geschrieben", sagt er, angesprochen auf den Ruf, den die Niesenberger genießt. Die Hausherren wollen damit offensichtlich nichts anfangen. "Mainstream ist es definitiv auch nicht", sagt Grocholl und reicht mir eine Flasche Limonade.
Was ist schon Underground?
Jeden Mittwoch gibt es die Jam-Night bei freiem Eintritt. Bald folgt "Open Decks" für DJs.
Aus idealistischem, freien Willen ist ein Ort entstanden, der nur Subkultur bedient, bringt es Mario Rampitsch auf den Punkt. Mit Le TamTam arbeitet Rampitsch in einem der Studios in der ehemaligen Lift-Montagehalle. Zuletzt haben Le TamTam Hella Comet remixt und die Grazer Heifetz, während daneben die Party abging. Das störte aber nicht, zwei Räume liegen dazwischen.
Le TamTam stellen ihr Setting um. Alles wird nun live erzeugt und geradewegs danach, wie sich der Abend entwickelt und der Raum gestaltet. Alte Lieder spielt das Elektroduo nur sporadisch. Das wird mitunter eine psychedelische Elektro-Show. "Fast wird ein hypnotischner Zustand erreicht, indem wir auf ein paar Synthesizer-Flächen hängenbleiben. Das ist das Spannende".
In den Clubräumen hängt eine neue Soundanlage. Alles entwickle sich gut, sagt Matthias Maurer. "Abgesehen davon, dass das alles ziemlich anstrengend ist und grenzwertig."

Radio FM4 /Maria Motter
Riesen Nische
Unter der Woche gehen bis zu achtzig Personen ein und aus, viele davon haben sich ein kleines Studio gemietet - wie Le TamTam oder DJ Bernstein. "Eine mutige, alternative Musiksparte, die sich immer wieder was Neues traut, war zuvor nicht da." Die Niese ist eine Riesennische, in der sich experimentieren lässt. "Unten kann es ganz arg werden. Wie man sich das als DJ wünscht: Du bist direkt in der Energie drinnen, direkt unter den Leuten und kannst sehr kompakte Sets spielen. Das fährt schön an." House, Richtung Discohouse, legt Bernstein auf.

Radio FM4 / Maria Motter
Vor Jahren schon hat der gebürtige Deutsche Grocholl WiFi-Kurse für Gastro belegt und die Ausbildung zum Musikkaufmann absolviert. Maurer hat im einstigen Club "Veilchen" im Forum Stadtpark-Keller und im Sub Lektionen gelernt. Ihre Vorstellung dreht sich weniger um einen aufregenden Club. Präsentation und Produktion will unter ihrem Dach vereint sein.
Das Ansuchen für die Betriebsanlagengenehmigung ist eingebracht, die Umweltverträglichkeitsprüfung bestanden. Die Hallen bekommen eine weitere Verschalung. Der einstige Keller sieht nun wie ein Clubraum aus, an einer Wand steht es ein kleines Bühnenpodium. Die Fluchtwege in den unteren Räumlichkeiten sind ausgegraben.
Im August machen Maurer und Grocholl die große Bude dicht. "Wir müssen auch umbauen, zwischen den Veranstaltungen geht das schlecht."
Wild und üppig blühen Rosen an baumhohen Sträuchen. Hochbeete stehen neben kniehohem Gras. "Wie wäre es mit Rasenmähen?", fragt der eine den anderen. Das Gartenteam, das sich gemeinschaftlich und ehrenamtlich um die Pflanzen kümmert, hat indes Bambus gepflanzt. Zum Glück fachgerecht in Trögen, sonst könnte die Niesenberger bald Pandas adoptieren.
Vorwärts steppt der Niesenbär
Gefeiert wird heute, 27. Mai, ab dem frühen Nachmittag ab 15.00 Uhr. Mit einer Grillparty, Skate Jam und Graffiti Sprühen, Sport und Spiel... und DJs wagen sich auch in die Sonne! Außerdem rollt ein Fashion Pop-Up Store mit Kleiderständern und allerlei slowakischem Design ins Freie.

Radio FM4 / Maria Motter
Denn zum Geburtstagsfest kommen Gäste aus der Slowakei: Košice wird 2013 Europäische Kulturhauptstadt sein. In der Niesenberger stellen sich Angehörige der Kreativszene der ostslowakischen Stadt mittels Pecha Kucha vor und bringen Bands mit.
Konzerte (ab 20 Uhr):
The Uniques (Slowakei)
PPE (Slowakei)
Aufgrund Krankheit leider absagen mussten: Le TamTam
Danach:
M.a.r.s. sowie Bernstein live
DJs:
Renoa & Hadrian, Florian Wallner & Florian Herzog, Furth van der Haam und die famosen Melodien für Millionen.
Afterhour: Bitz & Puschmann.
Visuals:
{MO:YA}
OchoReSotto
Gratulation! Und: Gesundheit!
Und ja nicht übersehen: Das Ladyfest Graz!

Sarah Haas
Mach's dir selbst, lautet das Motto des Ladyfest Graz, das am 27. und 28. Mai stattfindet. Das passt doch hervorragend zur Niesenbergergasse, findet aber andernorts statt. Nach Programmpunkten wie Selbstmanagement freitags oder einem Radio-Workshop, kreativem Schreiben und dem Textilcafé am Samstag folgen ab 20.00 Uhr Konzerte.
Neun Bands mit zahlreichen Musikerinnen, allen voran Luise Pop, Get Out Josephine und das DJ/VJane-Kollektiv Etepetete spielen im Event Center Loft (Griesgasse 25).