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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

21. 5. 2011 - 19:00

FM4 Charts vom 21. Mai 2011

„Naheverhältnisse“

Während Griechenland und Spanien an der Kippe von großflächigen Erschütterungen stehen (um das Wort Bürgerkrieg nicht unnötig zu strapazieren), schwärmt man in der deutschsprachigen EU vor allem vom tollen Wirtschaftswachstum.

Ein Zahlen-Fetisch überdeckt dabei allerdings die Tatsache, dass dieses Wachstum sich zu allererst bloß in Kursen, Dividenden und Gewinnen niederschlägt, der durchschnittliche Arbeitnehmer also wenig davon bemerkt. Im Gegenteil, gerade in den letzten Jahrfünften sind in Deutschland (und Österreich) die Reallöhne nicht oder nur kaum gewachsen, während die Arbeitszeit stieg. (Die Gehälter der Top-Manager der ATX-notierten Unternehmen haben sich gegensätzlich alleine in den letzten beiden Jahren im zweistelligen Prozentbereich erhöht.)

Diesen neoliberalen Wettbewerbsvorteil misst man ihn Lohnstückkosten, und er ist mit ein Grund, warum die südlichen EU Länder den Deutschen in Sachen Produktivität nicht das Wasser reichen können. So profitierten Deutschland, aber auch Österreich, enorm von diesem Exportwunder (und dem Euro), natürlich wiederum vor allem die Konzerne und Banken, weniger die Arbeitnehmer. Man drängte auf südeuropäische Märkte, dort wurde mit Krediten finanziert – praktischerweise gleich von jenen deutschen Banken, die nun, im Rahmen der griechischen Schuldenkrise, um ihre Forderungen bangen. Vielleicht wollen andere Länder in diesem Standorterpressungs-Poker gar nicht mitspielen, meinte eine Stimme im Club2 über Banken, letzten Mittwoch.

Trotzdem müssen sie, dafür sorgen die EU und der Geist der unbeaufsichtigten Marktwirtschaft, der ohne Ende nach Kostensenkung und höheren Gewinnen schreit und meint, all diese Segnungen vor allem durch Privatisierung und neoliberale Dogmen erreichen zu können (weniger Staat, Sozialkürzungen, Wettbewerb in allen Lebensbereichen, etc.)

Banken und Politik

Die Perfidität liegt allerdings darin, dass der Status Quo gerne als nicht hinterfragbar verkauft wird, also als Naturgesetz – freilich unter Vorsatz, und zwar von jenen, die tatsächlich profitieren. (Also die Kapital-Großeigentümer und ihre Zulieferer, etwa die Ersteller und Prüfer aussageloser Bilanzen). Eine Finanzministerin, die sich ausgerechnet über Vergleiche mit Maggie Thatcher freut (jene britische Premiere Ministerin, unter der Kinderkrankheiten aus dem 19.Jahrhundert in England wieder auftauchten, während das Defizit, auch wegen hoher Rüstungsausgaben, aber dennoch konstant blieb) passt ebenfalls in diesen Konsens der Märkte, die nicht mehr den Menschen dienen sollen, sondern umgekehrt.

Besonders offenbarend klangen auch die Dementis der Banker (in der erwähnten TV-Sendung) auf die Feststellung, dass zwischen Banken und Politik seit jeher ein enges Naheverhältnis besteht.

Dazu nur 3 Punkte:

  1. Basel III, also das Regelwerk, das etwa die neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken regelt, wurde von einer Expertenriege aus BANKERN beschlossen – welche sonstigen Berufsgruppen dürfen sich ihre eigenen Gesetze schreiben?
  2. Es ist bekannt, dass etwa in den USA Banken und die Finanzindustrie große Teile des Wahlkampfs BEIDER Parteien sponsern, insofern darf es auch nicht überraschen, dass Obama den Weg der Deregulierung der Finanzmärkte fast unverändert (zu Bush) weiterverfolgt.
  3. Und schließlich ist die Funktion von Banken schon rein historisch eng mit den Machthabern verbunden, finanzierten sie doch seit jeher die Projekte (und Kriege) von allerlei Herrschern und hielten schon im 14. Jahrhundert sogar das Monopol der päpstlichen Finanzen.

Wie man überhaupt einst auf die Idee kam, das Geschäft mit den bunten Zetteln, die einen Wert verbriefen, privaten Geschäftemachern zu überlassen, das wollen wir uns nächsten Samstag anschauen, hier vorerst mal die Charts dieser Woche.

Die Charts

Metronomy stellen mit „The Look“ Platz 3.

The Naked & Famous, die mit „Young Blood“ nun wochenlang ganz oben standen, schaffen es heute immerhin noch auf die 2.

Und die neue Nummer 1 kommt von Digitalism und heißt „2 Hearts“.

Digitalism

FM4

Digitalism

Ein sensationelles Wochenende Euch allen!