Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Ahoi, Linz! "

Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

21. 5. 2011 - 06:23

Ahoi, Linz!

Das Herz konnte einem aufgehen bei der FM4 Bühne am LINZFEST. Was will man mehr in einer frühen Sommernacht?

Bevor die Harpunen den Wal trafen, kam Ja, Panik direkt an den Ufern der Donau auf die FM4 Bühne. Zugegeben, das Spiel mit den Namen der Bands, die beim LINZFEST gestern ein beglückendes Gastspiel nach dem anderen boten, ist nicht mir eingefallen, sondern Ezra Furman. Der sympathische Amerikaner zweifelte zwar an den Englischkenntnissen des Publikums, mit "Seawas Ezra!" wird er schließlich nicht alle Tourtage begrüßt. Wie Furman scherzt und zwischen den Songs kleine Unterhaltungen anpeilt, sind wir schon mitten drin in einer sonnigen Open-Air-Sause der FM4-Bühne bei freiem Eintritt.

Schon am frühen Nachmittag hatten es sich eigens für Ezra Furman aus unterschiedlichen Städten angereiste Geschwister mit Freunden im Donaupark bequem gemacht. Die Bühne und den Soundcheck behielten sie gut im Blickfeld. Das Linzfest ist jedes Jahr ein großer Treffpunkt, wird mir noch mehrmals erzählt an diesem Tag und Abend. Quasi die dritte Wiedersehensoption, gleich nach Weihnachten und Ostern, für jene, die nicht mehr in der oberösterreichischen Hauptstadt zuhause sind. Für ein freudiges "Bouncen, vom Brucknerhaus bis zum Lentos!" braucht es dann nur noch einen Move von Skero.

Video: Zwergerlschnäuzen mit Texta am Pöstlingberg von Eva Brunner, Christian Pausch & Nina Hofer

Texta können zu Recht auf Lokalpatriotismus bauen. Wie oft hat man als LinzerIn Texta live gesehen? Eine kleine, vor Ort erhobene Statistik überrascht mich. Bei einer durchschnittlichen Angabe von zwei bis drei Konzerten, lässt sich zusammenfassen: Da geht noch einiges. Bevor Texta nach mehreren lautstark eingeforderten Zugaben mit "Sprachbarrieren" schließen, zurück gesprungen zu Ezra Furman & The Harpoons.

Ezra Furman freut sich im Freien

Andreas Kepplinger

Publikum bei der FM4-Bühne beim Linzfest

Andreas Kepplinger

Alle Bands des Abends haben vor wenigen Wochen ein neues Album veröffentlicht, das jeweils geschickt mit bekannten Songs kombiniert wird. "Mysterious Power" heißt Ezra Furmans, und jedes einzelne Lied ist als "explicit" gekennzeichnet. "Do you speak English? It's better if you don't", scherzt er und schickt erklärende Worte vorweg. Nein, das eine sei nicht frauenfeindlich zu verstehen und das andere, "How long Diana?", ein ganz frühes. Und dann covert der Songwriter Daniel Johnston, schickt seine Stimme auf die Achterbahn und lächelt herzlich in die ersten ZuschauerInnenreihen. Auch die Harpoons haben ihre Freude.

Andreas Spechtl singt sich fast die Seele aus dem Leib bei der FM4-Bühne am Linzfest.

Christoph Thorwartl

Evermore

Ich sag's wie es ist: Die jungen Herren von Ja, Panik haben inzwischen viele Hits, die viele Mädchenchöre auf den Plan rufen. Reihum wenden sich Ja, Panik in einem der neuen Songs, bei "Nevermind", an den nächsten, und werfen sich gegenseitig Wahrheiten an den Kopf. Die Authentizitätsdiskussion ist mir dabei herzlich egal. Wie sich das titelgebende Kürzel des neuen Albums "DMD KIU LIDT" richtig auflöst, hat Sänger Andreas Spechtl in seinen Betrachtungen in seiner FM4-Kolumne durchbuchstabiert.

Ja, Panik beim Linzfest

Radio FM4

Sehr exakt fasst Andreas Spechtl Zustände und Umstände in den Lyrics kurz, da kann man schon sehr gut hineinkippen. Die Gruppe Ja, Panik verabschiedet sich mit einem dreifachen Alles hin und wird sich noch ein bisschen Noah And The Whale und Texta anschauen.

Mädchenchöre bei Ja, Panik

Radio FM4

Der Sänger von Noah And The Whale bei der FM4-Bühne am Linzfest 2011.

Christoph Thorwartl

Der Sänger von Noah And The Whale sieht von der Seite aus wie der junge Ben Stiller, findet eine liebe Kollegin. Er heißt aber Charlie Fink und seine sonore Stimme kann einen einlullen. Zum balladesken "Wild Thing" aus dem neuen Album "Last Night On Earth" leuchtet das Lentos bereits rosa in die Nacht, "it's a beautiful scenery". Ja, indeed. Einsatz Geiger. Gimme the love of an orchestra, Noah And The Whale packen die Hits aus, die teils höchst fidel sind. Von "Five Year's Time" zu "Tonight's the kind of night" gegen Ende. Folktanzgrüppchen bilden sich spontan keine. Vor der Bühne ist einem auch noch im T-Shirt angenehm, weil nun schon so sehr viele Menschen da sind, die Übermutige minutenlang crowdsurfen lassen.

Das war die finale Aufwärmrunde. Hier kommen Texta!

Skero von Texta

Andreas Kepplinger

Vielen Dank für die Fotos an Andreas Kipplinger und Christoph Thorwartl von subtext.at

Mehr Bilder von der FM4 Bühne beim Linzfest 2011 auf subtext.at

Zur Begrüßung liefern sich Esther Csapo und Mari Lang mit Texta-Texten einen Schlagabtausch. Und schon wird die Schwerkraft herausgefordert, mit aller Energie in die Lüfte hüpfen zum neuen, achten Album "Grotesk" und einem "Rückblick in die romantische Old School Vergangenheit" samt "3 Uhr zehn". Und immer sieht das bei Hip Hop so locker aus, wenn hunderte Menschen hüpfen und die Hände bewegen. "Leicht gebeugt bouncen", das passt zum titelgebenden Stück "Grotesk", dem politischen Track des neuen Werks. Texta bestehen noch keine zwanzig Jahre wie das Linzfest. Man glaubt es kaum: Aber viel fehlt nicht mehr.

Hinterland fanden sich bei Texta auf der Bühne ein. Beim FM4 Club in der Stadtwerkstatt Linz übernahmen Hinterland anschließend das Ruder. Live in eine kurze Nacht ging’s mit Kayo & Phekt. Guten Morgen, du blinkendes Linz.