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Burstup

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17. 5. 2011 - 17:43

Black Prophecy

Kostenlose Online-Space-Sim eines deutschen Indie-Gamestudios

Der deutsche Science-Fiction-Autor Michael Marrak gewann bereits mehrere Literaturpreise: zweimal den Kurd-Laßwitz-Preis und ebenfalls zweimal den Deutschen-Science-Fiction-Preis. Marraks neuestes Werk ist allerdings kein Buch, sondern Hintergrundgeschichte und Script für ein Computerspiel. Das Spiel stammt vom norddeutschen Independent-Studio Reakktor Media und wurde vor kurzem - nach fünf Jahren Entwicklungszeit - veröffentlicht. Es heißt Black Prophecy und steht in der Tradition großer Space-Sims wie "Elite", "Wing Commander: Privateer" oder "Freespace 2" - und es ist ein MMOG.

Reakktor Media

Ein blauer Planet liegt majestätisch vor uns. Er könnte die Erde sein, aber ein Ring aus Eis und Gestein umgibt ihn, ähnlich dem Saturnring. Wir sind in einem fremden Sonnensystem namens Triamon. Die Menschheit hat es vor hunderten Jahren kolonisiert, doch die Verbindung zur alten Heimat ist nach Katastrophen und Kriegen längst abgerissen. Das Triamon System wird bewohnt von genetisch veränderten Menschen, den sogenannten Genides, und von Menschen mit Technik-Upgrades im Körper, den sogenannten Tyi. Nichtmodifizierte Menschen werden von Genides und Tyi verächtlich "Sapiens" genannt. Als Spieler ist man so ein Sapiens und wird bald in die politische Intrigen zwischen Genides und Tyi hineingezogen. All das findet im einige Stunden dauernden Prolog von "Black Prophecy" statt.

Reakktor Media

Zwar ist es bereits im Prolog möglich, mit anderen Spielern zu chatten und Missionen zu absolvieren - dennoch fühlt sich Black Prophecy zuerst wie eine klasische Solospieler-Space-Sim an. Man sitzt im Cockpit eines kleinen Shuttles und fliegt durch die wunderschöne Weltraumszenerie, vorbei an Asteroiden, Monden und riesigen Raumschiffen. Man gerät in Weltraumkämpfe, "levelt" hoch und fällt strategische Entscheidungen, zum Beispiel über Konstruktion und Modifikation seines Shuttles. Erst wenn der Prolog nach einigen Stunden vorbei ist, entfaltet sich das Spiel vollends zum MMOG: Die politischen Verwicklungen zwingen uns jetzt, das Dasein als Sapiens aufzugeben. Wir müssen uns einer Fraktion anschließen, entweder den genmanipulierten Genides, oder der technikverliebten Cyborgrasse Tyi. So werden die Spieler gegeneinander positioniert, ähnlich den Fraktionen Allianz und Horde in World of Warcraft. Dazu kommt noch eine mysteriöse, computergesteuerte Alien-Rasse ins Spiel.

Reakktor Media

Space-Sims spielen meistens in einer Galaxie aus hunderten oder gar tausenden Sonnensystemen. Black Prophecy beschränkt sich auf nur ein System. Nach anfänglicher Skepsis darüber erscheint mir die Spielwelt dennoch nicht zu klein. Hunderte Sektoren mit ganz unterschiedlichem Weltraumambiente sorgen für Abwechslung. Schade ist, dass man zwischen den Sektoren via Sternenkarte springen muss - mehr freier Flug wäre schön gewesen. Dafür fühlt sich Black Prophecy sehr flott an, ungewöhnlich für eine Space-Sim. Der Download des Spiels ist gratis, auch eine verpflichtende Monatsgebühr gibt es nicht. Geld braucht man nur auszugeben, wenn man Extra-Ausrüstung kaufen will - für den Spaß ist das aber nicht nötig. Zwar wirft das "Free-to-Play"-Modell auch die Frage nach Fairness und Balance auf, doch bei "Black Prophecy" wurde das auf sympathische Weise umgesetzt: auch nach mehreren Tagen bekommt man nicht das Gefühl, etwas kaufen zu "müssen", um im Spiel weiterzukommen. "Black Prophecy" ist ein gut gemachtes Indie-MMOG, das den Spielen großer Entwicklerstudios in nichts nachsteht. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Onlinegames sich innerhalb der ersten Jahre ihrer Existenz oft radikal verändern und weiterentwickeln - auch beim Weltraum-MMOG "EVE Online" des isländischen Indie-Studios CCP war das so. Es wird spannend, wie sich "Black Prophecy" in den nächsten Monaten entwickelt.