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Zita Bereuter

Gestalten und Gestaltung. Büchereien und andere Sammelsurien.

19. 5. 2011 - 12:17

Multikultureller Bullshit

Slavoj Žižek gilt als einer der Popstars der Philosophie, als einer der bekanntesten Intellektuellen Europas, der gleichzeitig unterhält und provoziert. Ein Interview über die Revolution im arabischen Raum und den Tod Bin Ladens.

slavoj zizek an einem tisch sitzend

Georg Soulek

Slavoj Žižek ist die personifizierte Unruhe. Ständig zupft er sein T-Shirt von der Brust, fährt sich mit der Hand über die Stirn, streicht sich durch die Haare oder reibt sich an der Nase.

Und so wie er an sich herum nestelt, springt er rasant mit seinen Gedanken: eben noch wundert er sich über das versponnene Schönreden der Klimaveränderung ("Grönland wird wieder Grünland") schon macht er sich lustig über die ideale Form von Sexualität (Massenmasturbation; "Masturbathon") springt zu James Bond (der am Ende des letzten Filmes erstmals keinen Sex mit dem Bondgirl hatte, weil zu traumatisiert) und weiter zur Leitkultur in Weimar. Von Hitler über Muslime zu Martin Luther King. Žižek schimpft auf den Neoliberalismus, ruft nach einem neuen linken Radikalismus und hält nicht viel vom Multikulturellen Bullshit, wie er es gerne nennt.
Dabei widerspricht er sich auch durchaus mal selbst. Er kann das, er darf das, von ihm wird das geradezu erwartet.

am 19. Mai setzt der ukrainische Autor Juri Andruchowytsch im Vestibül den vorläufigen Schlusspunkt unter die Kakanien-Reihe.

Im September erscheint das Buch mit den Texten aller AutorInnen bei Zsolnay.

"Die Lage ist hoffnungslos, aber ..." unter diesem Thema spricht er im Rahmen der Vortragsreihe "Kakanien - Neue Republik der Dichter" im ausverkauften Kasino am Schwarzenbergplatz. Den Vortrag gibt es jetzt auch zum Nachhören bzw. Nachlesen (Ins Deutsche übersetzt! Wer mal versucht hat, Žižek zu übersetzen, weiß das zu schätzen ...)

Manches von ihm kenne man bereits von youtube, entschuldigt sich Žižek zu Beginn seines Vortrags. (An dieser Stelle muss einmal mehr die ganz großartige Visualisierung von "First as Tragedy, Then as Farce" gelobt werden.)

Slavoj Žižek ist die personifizierte Unruhe, der auch mit seinen Gedanken und Ansichten für Unruhe sorgt. Der eigenen Gedanken nämlich. Denn Žižek regt zum Denken an.

Vor seinem Vortrag in Wien hat er sich mit mir kurz über die Revolution im arabischen Raum und über den Tod Bin Ladens unterhalten.

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