Erstellt am: 14. 5. 2011 - 19:00 Uhr
Die FM4 Charts vom 14. Mai 2011
- Die FM4-Charts vom 14.5.2011
- Brand New - Die FM4 Neuvorstellungen der Woche
Als ich klein war, stellten mich meine Eltern ab und an in den Mai oder Juni-Regen (so genau weiß ich das nicht mehr), da selbiger Kinder angeblich Spargel-artig in die Höhe schießen lässt. Und auch wenn ich ansonsten kein besonderer Fan der Naturheilkunde bin – es scheint funktioniert zu haben, eventuell sogar ein bisschen zu gut.
Am Anfang des Lebens wächst unser Körper ja noch exponentiell, also aus 2 Zellen werden 4, aus 4 werden 8, und so weiter. Irgendwann verlangsamt sich der Prozess aber zuerst in ein lineares, also gleichförmiges Wachstum entlang einer Geraden und irgendwann stoppt es dann ganz.
Und das ist auch gut so, es gibt beim Erwachsenen nämlich nur eine Form des unkontrollierten und damit exponentiellen Wachstums – und das nennt man Krebs.
In einer anderen Wissenschaft, namentlich der Ökonomie, gehen die Uhren aber anders, wie wohl man natürlich auch dort den Naturgesetzen unterliegt – sollte man meinen.
Erst gestern wurde Euphorie verordnet, da das österreichische Wirtschaftswachstum, im Windschatten Deutschlands, nun doch weit höher ausfällt als erwartet.
Die Krux ist nämlich: Da sich Schulden über den Zinseszins-Mechanismus (vergleiche das obige Beispiel, oder auch das des „Joseph-Pfennigs“, der, hätte man ihn zu Christi Geburt angelegt, bei einer Verzinsung von 5%p.a. mittlerweile das Vielfache des Erdballs in reinem Gold „wert“ wäre) exponentiell ausweiten, steht auch die Realwirtschaft unter permanenten Wachstumsdruck. Wenn die Wirtschaft im Jahr 1 um 3% wächst und im nächsten Jahr wieder, erhöht sich natürlich auch die Basis, weshalb auch diese Kurve keine Gerade sein kann.
Da Geld aus Schuld entsteht, und zwar nur aus Schuld die dann mit Zinsen und Zinseszinsen zurückgezahlt werden muss (oder sollte, denn de facto können und werden viele Schulden niemals getilgt werden), stehen wir also auch hier vor dem Problem, dass sich dieser Betrag exponentiell vermehrt – Griechenland ist auch dafür ein gutes Beispiel.
Bereits vor 100 Jahren haben daher namhafte Wirtschaftswissenschaftler, unter ihnen etwa Silvio Gesell, analysiert, dass dieses Schuldgeldsystem in regelmäßiger Frequenz kollabieren muss, einfach weil die Wachstums-spirale krebsartig funktioniert, und das in einem mehr oder weniger geschlossenen System immer tragisch endet.
Als historische „Reset-Ereignisse“ dienten, so Gesell, dabei Krieg, Gewalt und Nationalismus.
Und ohne jetzt den Teufel an die Wand zu malen, zumindest das Schreckgespenst des Nationalismus lässt sich europaweit vermehrt blicken – dazu muss man nicht mal das Bild des „faulen Griechen in der Hängematte“ strapazieren, das eine österreichische Partei im Wahlkampf plakatierte.
Und auch wenn das kein Plädoyer sein soll Zinsen von einem Tag auf den anderen abzuschaffen, eine gewisse redliche Debatte unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten hätte sich ein derartiges Gefahren-Szenario allemal verdient.
Und im Übrigen wäre es auch mal interessant, dazu zu sagen, warum die Real-Löhne derer, die in der Krise die Verluste von Kapitalgesellschaften tragen mussten (also aller Steuerzahler), nun, in Zeiten des Aufschwungs nicht bis nur minimal wachsen. Damit die „Euphorie“ alle teilen können, nicht nur die Vorstände der ATX-Unternehmen, deren Durchschnittsgehalt das 41fache des normalen Durchschnittsgehalts ausmacht oder gar Aufsichtsräte einer Bank, die vor Kurzem mit Steuergeld gerettet werden musste, und die nun ihre Jahresgagen von 350.000 € auf 700.000 € verdoppelten.
Silvio Gesell, Geld oder Krieg (1912), in: Gesammelte Werke Band 7, S. 170
„Unser Geld bedingt den Kapitalismus, den Zins, die Massenarmut, die Revolte und schließlich den Bürgerkrieg, der zur Barbarei zurückführt. ... Wer es vorzieht, seinen eigenen Kopf etwas anzustrengen statt fremde Köpfe einzuschlagen, der studiere das Geldwesen.“
Wieder mit Mehrwert für alle, unsere heutigen Charts:
Auf Platz 3 landen DIGITALISM mit „2 Hearts“
Der zweite Platz kommt heute von JUSTICS und heißt „Civilisation“
Und bereits zum dritten Mal die Nummer 1 von FM4 sind The Naked & Famous aus Neuseeland und heißt „Young Blood“.
Ein feines Wochenende Euch allen!
Universal Music