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Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

17. 5. 2011 - 06:00

Patti Smith: An Evening Of Words And Music

Lesung, Spoken Word Poetry und akustisch gespielte Songs - Patti Smith tritt am 30. Mai in Wien im Rahmen von Burg in Concert auf. Bei uns gibts die letzten Tickets.

Patti Smith, die US-Ikone, die mit ihrem Schaffen gern als Punk-Poetin bezeichnet wird - und ja, es gibt wahrscheinlich eh keinen besseren Begriff, um Patti Smith zu beschreiben, also bleiben wir dabei - spielt diesmal nicht in ihrer allerliebsten Konzert-Location in Wien, der Arena, und auch nicht in der Oper, wo sie schon einmal auftrat, sondern im Burgtheater, im Rahmen von "Burg in Concert".

In London etwa performte sie schon Ende Jänner mit ihrem Words And Music Programm in der wunderschönen alten Kirche St. Giles-in-the-Fields, welche sich mitten in London, in Soho, befindet. In London war auch Patti Smiths inzwischen 24 Jahre alte Tochter Jesse mit auf der Bühne. Sie spielte das Piano. Und Patrick Wolf war ebenfalls dabei; er spielte die Viola und die Harfe. In Wien dürfte Patti Smith einzig von Lenny Kaye begleitet werden - dem legendären Gitarristen ihrer Patti Smith Group aus den 70er Jahren, und von Tony Shanahan, an Bass und Piano. Letzterer ist nun schon seit einer Weile ihr fixer musikalischer Partner.

Oh Patti

I had a dream of us together, in a world where we knew what was true.

Diese Zeilen stammen nicht aus der Feder von Patti Smith, sondern aus dem 80er Jahre Pop-Hit "Oh Patti" der britischen Band Scritti Politti. Etwa zur selben Zeit lief mir ein Song via Radio in die Gehörgänge, den ich damals besonders gern mochte. Er war eigentlich schon ein paar Jahre alt, stammte aus den späten 70er Jahren und war ein Bruce Springsteen Song, was ich aber nicht wusste, und Patti Smith coverte dieses Stück namens "Because The Night". Dieser eindringliche Beginn, und dann der Refrain: "Because the night, because the night belongs to lovers, because the night belongs to us.“ Der Song, aus dem dritten Album von Patti Smith, "Easter", wurde ein kleinerer Hit. Ein weiteres Album folgte, "Wave", das Pop-Album der Patti Smith, auf dem sie mit neugewonnener Sanftheit von einem gewissen "Frederick" sang. Er sollte Schuld sein, gewissermaßen, dass Patti Smith mit dem Musikmachen und Plattenveröffentlichen bald aufhören würde, bis zu ihrem Comeback-Album "Dream Of Life", 1988.

Patti Smith, Musikerin

smith

Das "richtige" Comeback von Patti Smith sollte aber noch einige Jahre auf sich warten lassen, und als es dann stattfand, waren es eigentlich keine glücklichen Umstände - ganz und gar nicht. Der Mann von Patti Smith - zufällig ebenfalls mit Namen Smith - Fred "Sonic" Smith, als Gitarrist der Detroiter Garage-Punk-Rocker The MC5 ("Kick Out The Jams") tätig gewesen, war einem Herzinfarkt erlegen, gerade mal 46 Jahre alt.
Die große Liebe, für die Patti Smith Ende der 1970er Jahre New York verlassen und nach Detroit gezogen war, war nicht mehr. Patti Smith war nun Witwe, mit zwei Kindern, Tochter Jesse, damals sieben Jahre und Sohn Jackson, damals zwölf Jahre alt. Jackson Smith ist heute übrigens mit Meg White von den White Stripes verheiratet. Einmal Detroit, immer Detroit, musste sich der junge Smith gesagt haben.

Michael Stipe, der wohl weltgrößte Patti Smith Fan, griff ihr nun unter die Arme, half beim Umzug zurück nach New York. Die Wohnung, die Patti Smith gegen Mitte der 90er Jahre in NYC bezog, kaufte ihr angeblich Michael Stipe, als Geschenk an die Künstlerin, deretwegen er einst die Schule geschwänzt hatte, weil er die ganze Nacht hindurch ihr Album "Horses" - produziert von Velvet-Underground-Mann John Cale - gehört und morgens schlichtweg zu erschöpft war, um den Schulweg anzutreten.

"Little sister, the sky is falling. I don´t mind."
("Kimberley", vom Album "Horses", 1976)

Patti Smith Plattencover von Horses

Robert Mapplethorpe

Patti Smith. The artist as a young woman.

Über ihre Musik, ihr Aussehen und ihre Ausstrahlung sagte Michael Stipe einmal: "She tore my limbs off and put them back on in a whole different order". Weil Patti Smith ohnehin nie das große Geld gemacht hatte, konnte sie die Hilfe des REM-Sängers gut gebrauchen, und den NYC Vibe mochte sie auch sofort wieder. Ja, und seither ist der kreative Output der heute 65 Jahre alten Amerikanerin enorm: Alben, Poetry-Bände, Fotografien, Illustrationen, Ausstellungen, Konzerte, und zuletzt das preisgekrönte Buch "Just Kids", in dem Patti Smith ihre Geschichte erzählt, eine Autobiografie also, oder besser: eine "memoir". Eine, die einen regelrecht zwang, mich jedenfalls, sie in einem Zug durchzulesen, so sehr zieht einen Patti Smith hinein in dieses persönliche Zeitdokument, in die Beschreibung einer Stadt und ihrer Szene, die es so längst nicht mehr gibt. Bis dann die erste Stelle im Buch kommt, in der es um den langsamen Tod ihres besten Freundes und früheren Boyfriends, dem Fotokünstler Robert Mapplethorpe, geht. Too much to bear, wie sie sein Sterben - an den Folgen von Aids - beschreibt.

Aus diesem Buch "Just Kids" liest Patti Smith auch bei ihren "Words And Music"-Konzerten, zwischen den Songs, und sie redet voller tief empfundener Liebe über Robert Mapplethorpe und Fred "Sonic" Smith. So soll es jedenfalls bei ihrem London-Konzert gewesen sein. Sie spielt Klassiker wie "Dancing Barefoot", "Ghost Dance", "Because The Night", oder auch "Pissing In A River".

Die Geschichte der Patti Smith, eine der großen Frauenfiguren der Rockmusik, muss immer wieder erzählt werden. Also es war so: Ende der 1960er Jahre geht eine schlanke, blasse, etwa 20 Jahre alte Frau mit rabenschwarzem Haar aus New Jersey nach New York. Das ist keine große Entfernung, aber doch meilenweit weg vom Aufwachsen von Patricia Smith. Die Mutter gibt ihr Bettwäsche mit auf den Weg, eine große Geste. Patti Smith kommt aus einer Arbeiterklasse Familie, viel ist nicht da, um der Tochter den Start in der großen Stadt zu erleichtern. Ebenfalls zurückgelassen hatte Patti Smith damals ein Kind. Darüber redete sie all die Jahre in Interviews eigentlich nie. In "Just Kids" erzählt sie von einer ungewollten Teenager-Schwangerschaft, und dass der Vater ein erst 17jähriger Mann war, und sie keine Möglichkeit sah, das Kind zu behalten. Es wurde gleich nach der Geburt von einem Akademikerehepaar adoptiert. Patti Smith hat es bis heute nicht kennengelernt. Warum, erzählt sie auch in "Just Kids".

Ist da eine gewisse Harschheit, eine Härte? Klar. Als sie von the boy looked at Johnny redete - in "Horses", das Teil des 9-Minuten-Stücks "Land" ist, traf sie mich voll. I was scared, to be honest. Aber da war ich auch erst zwölf Jahre alt, als ich Patti Smiths damals schon einige Jahre altes Werk entdeckte. Das war nicht Blondie, das war schon auch New York und Punk und so, aber das war etwas Unbeschreibliches, das einem, wie Michael Stipe sagte, erst einmal die Gliedmaßen wegriss, um sie dann wieder irgendwie andersherum an den Körper zu heften. Härte, Harschheit - ihre Musik, ihre Kunst, ihr Äußeres zeigen das auch, diesen Teil, der genauso zu Patti Smith gehört wie ihre zärtlichen Momente, ihre gewisse Romantik, und der immense Respekt, den Patti Smith stets verlangt hat. Eigentlich ist diese Punk-Poetin ja ein Hippie. Gut so. Wetten, dass sie ohne Schuhe die Bühne betreten wird?

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Die letzten 200 Tickets gibt es am 23.05. ab 08:00 in der Volksbankfiliale Operngasse 8 in Wien. Mehr Infos auch unter volksbank.at/burginconcert.

Burg in Concert

Patti Smith spielt am 30. Mai im Rahmen von Burg In Concert ein Konzert im Wiener Burgtheater.

Motto des Abends: An Evening Of Words And Music.

Das Konzert ist fast ausverkauft, auf Radio FM4 werden ab 24.5. die letzten Karten verlost.