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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

16. 5. 2011 - 10:41

Die FEST

Die FEST - Fraktion engagierter Studierender steht auf keinem Wahlzettel. In der ÖH Bundesvertretung vertritt sie die Interessen der Studierenden an den FHs.

Sie ist mit 20 Mandaten derzeit die zweitgrößte Fraktion in der ÖH Bundesvertretung und trotzdem kann sie niemand wählen: Die Rede ist von der FEST, der gemeinsamen Fraktion der VertreterInnen der Fachhochschulen.

Wegen eines anderen Wahlrechts als auf den Universitäten, kann man dort keine Fraktionen oder Listen wählen sondern nur Personen. Die direkt gewählten FH- und StudiengangsvertreterInnen wählen unter sich eineN VorsitzendeN. Und die FHs mit mehr als 1000 Studierenden entsenden den/die als Mandatar oder eine Mandatarin in die ÖH Bundesvertretung. Soweit so kompliziert.

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In der ÖH-Bundesvertretung sollten alle FH-VertreterInnen idealerweise der FEST, der Fraktion engagierter Studierender angehören, müssen sie aber nicht. „Wir hoffen natürlich, dass wie so viele FH-MandatarInnen wie möglich von unserem Programm überzeugen können“, sagt Thomas Wallerberger, der derzeit als FEST-Entsandter im ÖH-Vorsitz tätig ist. Es gibt aber natürlich auch immer wieder KandidatInnen, die von parteipolitischen Fraktionen aufgestellt sind oder ihnen nahe stehen. Bloß weiß man das vorher nie ganz genau, meint Wallerberger.

Thomas Wallerberger

ÖH

Thomas Wallerberger

Kurz vor den jetzigen ÖH-Wahlen hat sich die FEST, die zuvor eher ein loser Zusammenschluss der FH-MandatarInnen war, ein Zehn-Punkte-Programm und damit ein schärferes Profil als zuvor gegeben. Das soll Fachhochschul-VertreterInnen über Partei- und Ideologiegrenzen hinweg vereinen: „Wir haben den Anspruch abseits und unabhängig von externen Interessen die Studierenden zu vertreten und das Programm, das wir uns gegeben haben, sonst niemanden. Keine Partei und keinen Verband.“ sagt Thomas Wallerberger.

Die ÖH-Wahlen 2011 auf FM4

Von 24. bis 26. Mai können Österreichs Studierende ihre Interessensvertretung für die nächsten zwei Jahre wählen.

Programm für die Fachhochschulen

Das Programm der FEST umfasst einerseits Themen, die nur Studierenden auf den Fachhochschulen bertreffen. Denn die Situation dort unterscheidet sich in einigen Punkten von der an den Unis.

Thomas Wallerberger nennt als die 3 zentralen Punkte die rechtliche Verfassung der FHs, Studiengebühren und Praktika. Da die FHs privatrechtlich und nicht öffentlich organisiert sind, ist es dort für Studierende viel schwieriger sich zu beschweren oder ihre Rechte durchzusetzen, dafür müssen sie teilweise sogar vor Gericht ziehen. Auf einem Großteil aller Fachhochschulen müssen auch noch Studiengebühren gezahlt werden, während diese auf den Unis zumeist erlassen wurden. Auch da möchte die FEST eine Gleichstellung zwischen Unis und Fachhochschulen erreichen. Der 3. Punkt sind die Praktika, die bei Fachhochschulstudiengängen verpflichtend vorgeschrieben sind und wo es darum geht, Studierende vor Ausbeutung zu schützen. „Diese drei Punkte sind im Fachhochschulsektor sicher schärfer zu diskutieren als auf den Unis“, meint Thomas Wallerberger.

Und für alle Studierenden gemeinsam

Es gibt aber auch Themen im FEST-Programm, die alle Studierenden gleichermaßen bertreffen, ganz egal ob FH oder Uni. Denn ein Anliegen der Fest ist auch, den tertiären Bildungssektor gemeinsam zu denken, also die – vielleicht auch künstlich aufgezogene – Kluft zwischen den theoretischen Unis und praxisnahen Fachhochschulen aufzubrechen.

Ein so ein universelles Thema ist für Thomas Wallerberger die Frage von Bildung vs. Ausbildung: „Die Fachhochschulen sehen sich zwar aus ihrer Definition heraus als Zubringer für die Wirtschaft, auf einen konkreten Job hin“ sagt er „das sind aber Entwicklungen, die auch auf den Universitäten immer sichtbarer werden, z.b. durch neue Studienprobleme. Das ist zwar schärfer auf den Fachhochschulen verankert, ist aber ein gemeinsames Problem, diese Zurichtung von Humankapital muss man diskutieren.“

Ein weiteres gemeinsames Problem ist die finanzielle Absicherung von Studierenden. Dieses hat sich mit der Verkürzung der Familienbeihilfe, die ab 1. Juli in Kraft tritt, noch verschärft. Und die FEST setzt sich für eine Wahlrechtsreform bei den ÖH-Wahlen ein: „Wir sind für die Direktwahl der ÖH-Bundesvertretung und für einen Vereinheitlichung des Wahlgesetzes, aus demokratiepolitischen Gründen“, sagt Wallerberger. „Auf den FHs herrscht durch die Personenwahl eine irrsinnige Intransparenz – also man weiß einfach nicht was man wählt oder was für ein Programm. Und für die Studierenden muss klar sein, wen und was sie wählen.“