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Erich Möchel

Netzpolitik, Datenschutz - und Spaß am Gerät.

11. 5. 2011 - 22:00

Führerhymnen der arabischen Welt

Videoclips mit musikalischen Huldigungen an die jeweiligen Herrscher sind fixes Element der arabischen TV-Kanäle. Eloge auf König Abdullah samt englischen Untertiteln ausgestrahlt vom saudischen Staats-TV KSA2. Slideshow inside.

Neben der "Berichterstattung" über selbst inszenierte Demonstrationen für den Status Quo sind Videoclips zur Huldigung des jeweiligen Herrschers fixes und stetig wiederkehrendes Element in den staatlichen TV-Kanälen der arabischen Welt.

Schon bei den Kundgebungen wird mit Superlativen nicht eben gespart. Im syrischen Staatsfernsehen begnügt man sich zum Beispiel nicht damit, dass Bashir Al-Assad über Syrien herrscht, sondern es darf da schon ein bisschen mehr sein. Mit schöner Regelmäßigkeit werden Transparente ins Bild gerückt, die den syrischen Diktator als "Führer aller Araber" bezeichnen.

Gegen die Medien der digitalen Massenkommunikation - Handys, SMS, E-Mail und WWW - setzen die Machthaber von Tripolis bis Damaskus auf ihr Staats-TV. Gemeinsamer Feind der Diktatoren ist der Sender Al-Jazeera aus Katar.

Die Führerhymnen

Während die Parolen bei den für das westliche Ausland inszenierten Kundgebungen praktischerweise zumeist in Englisch gehalten sind, entziehen sich die Führerhymnen dem Verständnis durch ein nicht-arabischsprachiges Publikum.

Dankenswerterweise haben nun die Kollegen vom zweiten Programm des saudiarabischen Staatsfernsehens (KSA2) einen dieser Huldigungsgesänge mit englischen Untertiteln versehen.

Abu Meteb

Die Bilder der folgenden Slideshow sind Screenshots aus einem Videoclip mit dem Titel "Abu Meteb" (Vater Metebs). Dieser Ehrenname für 87-jährigen König Abdullah ist gleichzeitig ein dynastischer Verweis darauf, dass von all den saudiarabischen Prinzen - es sind mehrere tausend (sic!) - eben Meteb (oder "Mutaib") bin Abdullah, der designierte Nachfolger ist.

Die Dramaturgie: Vom Krankenbesuchen im Spital begibt sich der vielbeschäftigte Abu Meteb in den Kreis seiner Minister, sitzt danach einer Stammesführersitzung vor und nimmt eine Parade ab. Zwischendurch hält er Gericht und muss streng sein. Danach gönnt er sich einen Tee, der Text dazu: "Aber sobald Gemütsruhe einkehrt und er sich freut, teilt das ganze Land seine freudigen Gefühle."

Wer Meteb ist

Meteb bin Abdullah ist Kommandant der saudiarabischen Nationalgarde, einer 125.000 Mann starken Privatmiliz des Königshauses. Teile davon sind derzeit in Bahrain stationiert, wo man half, die Demonstrationen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit blutig niederzuschlagen.

In Saudiarabien sind Demonstrationen generell verboten, offizielle Begründung: Weil dafür keine Notwendigkeit besteht.

Zackige Märsche, African Pop

Während der stets etwas gemütliche wirkende, greise Abdullah von getragenen Weisen begleitet wird, mag es einer wie Oberst Muammar al-Gaddafi deutlich schwungvoller. Solange Libya TV noch via Satellit empfangbar war, dominierten zackige Märsche.

Die "Voice of Africa", Libyens Kurzwellenprogramm für den schwarzen Kontinent ist auch in Europa momentan sehr gut zu empfangen: Täglich auf Englisch ab 14:00 MESZ, im 16-Meter-Band 17.725 MHz.

Zackige Märsche, fesche Sängerinnen in Uniformen, bizarre Auftritte von "Bruder Muammar" in Libya TV - das war die Al-Gaddafi-Show, bis die drei Sat-Kanäle infolge der UN-Sanktionen abgeschaltet wurden.

Anstelle von Marschmusik wird dem "Brother Leader" dort mit Mitteln des African Pop gehuldigt, der gleichnamige Song hat die Refrains: "Is it true or is it a dream? Gaddafi - no racist regime" bzw. "Gaddafi, the leader of African continent".

Hier wird man sich allerdings noch mit Bashir al-Assad verständigen müssen, da sich die Herrschaftsansprüche dieser beiden arabischen Führer doch deutlich überschneiden.