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Elisabeth Gollackner

Subjektivitäten, Identitäten und andere feine Unterschiede.

31. 5. 2011 - 18:08

Oh! Knicky come home

Körperliche Auffälligkeiten und die Kreativität des Mobs.

Oh! - Irritationen im Alltag

Eine Katze ist entlaufen, und die vielen Rufezeichen am Entlaufen-Plakat, das mit zittrigen Fingern am Bushütterl festgeklebt wurde, zeugen von schlaflosen Nächten, Drama und vielen, vielen Kindertränen.

"Knicky" heißt das wuschelige Ding, ein Farbfoto aus besseren Tagen zeigt sie vorm obligaten Ficus im Wohnzimmer, und als Zusatz ist zu lesen: "Knick im Schwanz".

Jetzt bin auch ich traurig.
Nicht wegen dem Flohtaxi, das soll seine Freiheit genießen. (Bei Zimmerpflanzen und Haustieren offenbart sich die dunkle Seite meiner Seele.) Nein, ich trauere über die Grausamkeit der Menschen, andere Lebewesen mit Namen zu demütigen, die eh schon peinliche optische Auffälligkeiten auch noch herausstreichen. Als ob die Tatsache an sich nicht schon reichen würde.

Comicstil; jemand denkt an einen Mann mit einem kürzeren Bein.

elisabeth gollackner, fm4

Es beginnt bei unkreativem Hickhack wie "Shorty" (klein), "Meter" (noch kleiner), "Fassl" (dick) oder "Soletti" (dünn wie ein Strich). Steigert sich in Richtung Technikaffinität zu Namen wie "Blitzableiter" (Zahnspange) und "Hööm" (Helmfrisur). Bleibt ewig haften wie beim "Burli" (ein knapp 50-jähriger Mann, der wegen seiner weichen Gesichtszüge - und vermutlich auch wegen der Dominanz des Vaters - diesen Spitznamen nie verloren hat). Bringt Stilblüten hervor wie den "Balkonfotz" (eine Dame mit besonders ausladendem Unterkiefer), "Godawetzi" (Mann mit Doppelkinn - Goda wetzt quasi auf Kragen) oder "d´Sau" (selbsterklärend). Und findet seinen demütigenden Höhepunkt in "Galopp-Hansi" (ein Bein kürzer als das andere).
Galopp-Hansi ist inzwischen übrigens verstorben. Seine Seele möge in Frieden ruhen.