Erstellt am: 9. 5. 2011 - 16:55 Uhr
Fear Of A Schwarzkopf Planet
Auf dem Weg des Schwarzkopf-Films hätte viel schiefgehen können. Ghetto-Verklärung, ein egomanischer Haupt/Selbstdarsteller und/oder eine zu hollywoodisiertes Skript - daran sind schon andere Rapper-Biopics mehr oder weniger grandios gescheitert (einzig "8 Mile" kann man sich durchaus ansehen, das aber vor allem wegen der Freestyle-Szenen).
Der Wiener Regisseur Arman T. Riahi hat all diese Gefahren gekonnt umschifft und mit "Schwarzkopf" eine packende Dokumentation in die Kinos gebracht. Obwohl sich der Film in erster Linie um Nazar dreht, wird wesentlich mehr erzählt als nur eine weitere Aufstiegsgeschichte im Rap-Geschäft. Die im Kebap-Restaurant oder in der Fahrschule arbeitenden besten Freunde des Rappers kommen darin ebenso ausführlich zu Wort, wie die nächste Generation der rappenden "Schwarzköpfe" aus Wien-Favoriten.
austrianfilm
So zeichnet Regisseur Riahi ein unaufgeregtes Bild vom Alltag junger Österreicher mit Wurzeln im Iran, am Balkan oder in der Türkei. Entgegen der Ängste mancher Ureinwohner wollen diese weniger das Land und seine Kultur unterwandern oder übernehmen, sondern vielmehr ihren Platz in der Gesellschaft finden.
Rap scheint da ein probates Mittel zu sein, könnten sich junge Nazar-Fans denken, wenn sie ihr Idol auf der Bühne strahlen sehen. Im Film sehen wir den Musiker aber mehrmals an seiner nur scheinbar glamurösen Berufswahl (ver)zweifeln. Als er erfährt, dass sein Album drei Wochen vor Veröffentlichung zum freien Download im Netz steht, schmeißt er in Rage das Filmteam aus seiner Wohnung.
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Eine Szene die zeigt, dass es Arman T. Riahi bei aller sicherlich vorhandenen Freundschaft zum Rapper nicht nur darum ging, Nazar gut aussehen zu lassen. Ebensowenig wie an Beschönigung, ist er aber an der blassgrauen Tristesse interessiert, die andere österreichische Filmemacher im Zusammenhang mit Migrant/inn/en und ihren Lebensumständen so gerne inszenieren.
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Dank seines differenzierten Zugangs ist "Schwarzkopf" ein bemerkenswerter Film geworden: Das lebensnahe Portrait einer Generation, die in Österreichs Mainstream-Medien selten selbst zu Wort kommt, obwohl in der so genannten "Integrationsdebatten" viel über sie gesprochen wird. Ein Film, in dem es unter anderem um HipHop geht - aber auch um so viel mehr.