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Christian Stiegler

Doktor für grenzwertiges Wissen, Freak-Shows und Musik, die farblich zu Herbstlaub passt.

10. 5. 2011 - 14:04

Ring Freiheitlicher Studenten (RFS)

Die ÖH-Wahlen 2011: Ein Interview mit Oskar Polak, Spitzenkandidat des Ring Freiheitlicher Studenten.

Von 24. bis 26. Mai können Österreichs Studierende ihre Interessensvertretung für die nächsten zwei Jahre wählen.

Wir stellen euch eine Woche lang die Spitzenkandidaten und Spitzenkandidatinnen der vergangene Wahl in die Bundesvertretung gewählten Fraktionen vor.

Heute: Oskar Polak, Spitzenkandidat des Ring Freiheitlicher Studenten (RFS).

Oskar Polak

Oskar Polak - ÖH-Spitzenkandidat Ring Freiheitlicher Studenten

RFS

  • Fraktionsvorsitzender und Spitzenkandidat des RFS
  • Student der Medien- und Kommunikations-wissenschaft in Klagenfurt

Warum bist du gerade beim Ring Freiheitlicher Studenten?

Oskar Polak: Ich bin deshalb beim RFS, weil ich merke, dass es viele Vorurteile über den RFS gibt und ich bin jemand, der sich total gern die Vorurteile anschaut. Das heißt, wenn ich ein Vorurteil habe, dann gehe ich automatisch hin und überprüfe das. Und ich habe beim RFS festgestellt, dass diese Vorurteile eigentlich alle nicht stimmen. Der RFS hat sehr viele Anliegen, die sehr wichtig sind für die Studierenden, die wirklich das Studium betreffen, und eigentlich sehr wenige oder gar keine politischen Forderungen. Das ist etwas, das mir sehr wichtig ist, weil die Qualität der Studien immer weiter abnimmt.

Was sind denn das für Vorurteile?

Oskar Polak: Sobald ich sage, ich bin vom RFS, heißt es als erstes, ich bin undemokratisch. Und das stimmt nicht einmal ansatzweise. Ich bin ein leidenschaftlich glühender Demokrat, mein Lieblingsautor ist Karl Popper, einer der großen Demokratietheoretiker überhaupt. Jedes Argument, das man bringt, wird einfach abgewiegelt mit: Der ist ja vom RFS. Weil ich das einmal ausprobieren wollte, habe ich bei der ÖH-Bundesvertretungssitzung die Alice Schwarzer zitiert. Die hat ein Buch geschrieben über den Islamismus, die tritt da sehr stark für Integration ein, was zwar sehr politisch ist, aber ich finde es auch wichtig. Und nur weil ich vom RFS bin, ist mir dafür Verhetzung vorgeworfen worden, von den Grünen, von den Roten. Ich hab mir gedacht, das gibt es doch gar nicht. Das kann doch nicht sein, dass selbst die Aussage einer Feministin, einfach weil ich sie zitiere – und ich habe angegeben, dass das ein Zitat ist – schon Verhetzung ist. Und ich finde das ehrlich gesagt undemokratisch.

Also ist sozusagen die Freiheitliche Partei auf Bundesebene dafür verantwortlich, dass du mit Vorurteilen zu kämpfen hast?

Oskar Polak: Nein, das finde ich nicht. Ich studiere Medienwissenschaften und ich habe mir die Berichterstattung über die Freiheitlichen angesehen. Und ich finde, es wird immer insinuiert, dass die Freiheitlichen ganz böse und rechts sind und undemokratisch und was alles noch... Ganz blöd gesagt: Es wird bewusst mit Vorurteilen gearbeitet. Ich habe auch die Bundespartei näher kennengelernt und dabei festgestellt, dass viele Sachen einfach nicht stimmen. Die Bundespartei hat wichtige Anliegen, die zur Bevölkerung einfach nicht durchdringen.

Die ÖH-Wahlen 2011 auf FM4

Von 24. bis 26. Mai können Österreichs Studierende ihre Interessensvertretung für die nächsten zwei Jahre wählen.

Wir stellen euch eine Woche lang die Spitzenkandidaten und Spitzenkandidatinnen der Fraktionen der aktuellen Bundesvertretung vor.

Kommen wir zu deinen oder euren Anliegen: Was sind denn die drei wichtigsten Punkte in eurem Wahlprogramm?

Oskar Polak: Das Wichtigste ist, wir müssen die Qualität der Studien wieder steigern. Es ist derzeit so, dass unsere Studien immer weniger wert sind. Ich merke das gerade bei meinem Studium, Publizistik. In einigen Redaktionen wird mir klar gesagt: Du studierst das, wir brauchen dich nicht. Das heißt eigentlich, mein Studium wird mir zum Verhängnis. Wenn ich etwas anderes oder wenn ich Publizistik im Ausland studiert hätte, wären meine Chancen auf diesen Beruf wesentlich größer. Das ist aber natürlich eine große soziale Ungerechtigkeit, weil sich nicht jeder ein Studium im Ausland leisten kann. Und deshalb müssen wir schauen, dass wir in unsere Universitäten wieder eine ordentliche Qualität bringen.
Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass die ÖH endlich damit aufhört, alle möglichen allgemeinpolitischen Sachen zu machen. Jeder, der einmal in der Bundesvertretung gesessen ist und sich das angehört hat, weiß: Da wird über Libyen diskutiert, Bleiberecht für alle, Grundsicherung für alle. Das sind natürlich Meinungen, wo ich als Demokrat sage, die darf jeder vertreten, wie er will. Aber die ÖH hätte die Studierendeninteressen zu vertreten. Wenn wir von der ÖH ein Bild hinterlassen, das so ausschaut, wie irgendwelche linken Chaoten, die – überspitzt gesagt – flaschenwerfend durch die Straßen ziehen, tut sich die Politik natürlich auch leicht zu sagen: Naja, die Chaoten, ist eh wurscht, was die sagen. Man merkt auch, sie werden eigentlich aus allen Verhandlungen ausgeschlossen. Eigentlich sollten alle Fraktionen nur die Interessen der Studierenden vertreten.

Darf ich da nachhaken, was ist denn deiner Meinung nach die Hauptaufgabe der ÖH?

Oskar Polak: Es wären ja eigentlich zwei: Das Eine ist das Service für die Studierenden, was mäßig gut funktioniert, um auch einmal etwas Positives zu sagen. Das kann man natürlich noch ausbauen. Und das Zweite wäre die Interessensvertretung. Wir alle wissen, wo es bei den Universitäten krankt, das ist kein großes Geheimnis: Es wäre wichtig, dass wir mehr Geld hätten, ich kenne keinen Studenten, der die zwei Prozent vom BIP nicht als Forderung hat. Und dass die Studienbedingungen besser werden, dass die Studienrichtungen, die mehr Studierende haben, auch mehr Geld bekommen. Dass man sich auch einmal mit den Rektoren zusammensetzt. Die Studienplatzfinanzierung ist jetzt von den Rektoren gekippt worden. Da müsste man sich auch trauen, zu sagen: Ihr seid die Rektoren, ihr seid für unsere Studienbedingungen verantwortlich.

Ich lese auf eurer Homepage eine Forderung, die schon auch ein bisschen weggeht von der Uni: Kurzfristige Studentenmietverträge. Was ist das?

Oskar Polak: Es geht uns darum, dass ja viele Studenten mit langen Mietverträgen ein Problem haben, sie machen ein Semester in einem anderen Bundesland und bei den meisten Mietverträgen muss man mindestens ein Jahr lang in der Wohnung bleiben. Dann hat der Student natürlich das Problem, dass er einen Nachmieter suchen muss und wenn er keinen findet, zahlt er sechs Monate weiter. Und da wäre es sinnvoll, wenn es gesetzlich abgesicherte Studentenmietverträge gibt, in denen diese Sachen berücksichtigt werden.

Der RFS bei den ÖH-Wahlen 2009:

Ring Freiheitlicher Studenten Logo

RFS

Von den 85 Mandaten in der Bundesvertretung erreichte der RFS vor zwei Jahren ein Mandat. Die beiden besten Ergebnisse erzielte der RFS an der Montanuniversität Leoben (10,5 %) und der Universität Graz (4,83 %).

Man hat ein bisschen den Eindruck, die ÖH hätte eigentlich gar nicht so viel Einfluss, wie sie zumindest vorgibt. Wie viel Einfluss hat sie denn wirklich?

Oskar Polak: Genau das ist ein Punkt, den wir groß verändern wollen. Die ÖH hat meiner Meinung nach so wenig Einfluss, weil sie sich um so viele Sachen kümmert. Bildungsvolksbegehren, Bleiberecht, gegen das Fremdenrechtsgesetz, das heißt, die ÖH hat ein so breites Spektrum, dass natürlich alle Einzelpunkte kleiner werden. Wenn wir jetzt sagen, die ÖH kümmert sich nur um die Studenten, dann wird der Einfluss natürlich auch größer. Und es wird auch der Regierung nicht mehr so einfach gemacht, zu sagen: Na, Studenten, das machen wir das nächste Mal. Wir haben derzeit, und das klingt jetzt vielleicht blöd, die Hoheit auf Stammtischen verloren. Ich habe das einmal probiert. Wenn man aufs Land fährt, sich an einen Stammtisch setzt und sagt, man ist Student, dann heißt es sofort, man ist faul, man tut nichts, man mag nicht arbeiten. Und dieses Bild müssen wir wieder verändern. Wir brauchen eine ÖH, die widerspiegelt, dass wir sehr wohl leistungsbereit sind, aber natürlich Ressourcen brauchen, um das später der Gesellschaft auch zurückgeben zu können. Wenn dieses Bild in der Öffentlichkeit wieder herrscht, kann die Politik auch wesentlich schwieriger über uns hinweggehen.

Wie stehst du zur #unibrennt-Bewegung?

Oskar Polak: Als ich gehört habe, da ist ein Hörsaal besetzt, habe ich mir gedacht: Endlich passiert etwas. Ich habe dann aber nach ungefähr fünf Stunden mitbekommen, dass abgesehen von den paar studentischen Forderungen, die wirklich berechtigt sind, auch gleich alle möglichen Forderungen mit hineingekommen sind. Ich kenne einen Konservativen, der probiert hat, dort im Anzug vorm Audimax zu reden, der ist hinausgeschmissen worden. Nur weil er einen Anzug angehabt hat. Diese Diskriminierung, nur wegen Äußerlichkeiten, hat dann auch dazu geführt, dass das letztendlich eine rein linke Partie mit linken Forderungen war. Natürlich hat sich die Regierung dann leicht getan, wenn da Bilder in den Medien sind, auf denen zu sehen ist, wie irgendwelche Sandler im Hörsaal sitzen, der komplett verwüstet ist. Dass da nichts herausgekommen ist, ist dementsprechend logisch. Ich bin gegen Besetzungen, prinzipiell. Kurz einmal aufmerksam machen, da bin ich schon dafür, aber Verwüstung, Gewalt, Diskriminierung – das mag ich nicht.

Was ist denn deiner Meinung nach, abgesehen vom Geldmangel, das größte Problem an den Hochschulen?

Oskar Polak: Das größte Problem ist meiner Meinung nach, dass das Niveau der Hochschulen sinkt. Gerade durch die Einführung des Bachelors wird das Niveau wieder gesenkt. Ich bin ein großer Anhänger von Alexander Humboldt, der hat seinerzeit gesagt: An Universitäten muss es eine forschungsgeleitete Lehre geben. Und das wird immer weiter zurückgedrängt. Das heißt, dass wir Studenten nicht mehr die Möglichkeit haben, bei Forschungsarbeiten der Professoren mitzuarbeiten, weil grundlegende Forschungsmittel gekürzt worden sind.

Was hältst du vom neuen Wissenschaftsminister Töchterle?

Oskar Polak: Ich bin ehrlich gesagt gerade ein wenig enttäuscht von ihm. Es hat ein Unterausschuss im Parlament zu Bologna getagt, zu dem ich als Experte auch geladen wurde, und ich hab mir eigentlich erwartet, dass er dort vorbeikommt. Er hat ausrichten lassen, dass er keine Zeit hat.

Was war die letzte Prüfung, bei der du durchgefallen bist?

Oskar Polak: Kritische Medienpädagogik.