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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

4. 5. 2011 - 11:42

Ethik- statt Freistunde?

Heute wird im Parlament über vepflichtenden Ethikunterricht diskutiert. Bei uns im Studio sind dazu Manfred Göllner vom Schulamt der Diözese Wien und Niko Alm von den Konfessionsfreien zu Gast.

An Österreichs Schulen kann man sich ab der Oberstufe ganz einfach vom Religionsunterricht abmelden und hat stattdessen Freistunde. Meistens jedenfalls; im Schulversuch gibt es an 194 AHS und BHS in Österreich Ethikunterricht als Ersatzpflichtfach.

Vor allem VertreterInnen der evangelischen und der katholischen Kirche haben zuletzt auf die flächendeckende Einführung eines Pflichtfachs Ethik gedrängt. Die derzeitige Regierung hat das in ihrem aktuellen Programm zwar beschlossen, weil es aber kein Budget dafür gibt, wird frühestens 2014 in diese Richtung etwas passieren. Heute, 4: Mai 2011, wird im Parlament in einer Enquete über "Werteerziehung durch Religions- und Ethikunterricht in einer offenen, pluralistischen Gesellschaft" diskutiert. Geladen sind VertreterInnen aller anerkannten Religionsgemeinschaften und – allerdings erst nach Reklamation – auch die Konfessionsfreien.

An der Wand hängendes Kreuz  in einem Klassenzimmer

APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Den Schulversuch "Ethikunterricht" gibt es in Österreich seit 1997/98, hier muss der "Ersatzpflichtgegenstand" Ethik besucht werden, wenn man sich vom Religionsunterricht abmeldet oder keiner anerkannten Religionsgemeinschaft angehört. Das Geld für den Ethikunterricht müssen die DirektorInnen derzeit durch Umschichtungen selbst auftreiben. Fixe Curricula sind nicht vorgegeben. Die LehrerInnen werden dafür in einem Kurs an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule und an der Uni Wien ausgebildet.

Heute im Connected-Studio

Für die einen ist der Ethikunterricht eine notwendige und wichtige Werteerziehung, die mit dem Wegfall des Religionsunterrichts ansonsten fehlt. Für die anderen ist er Religionsunterricht durch die Hintertür, für Menschen, die damit eigentlich nichts zu tun haben wollen. Wir diskutieren im Studio mit Niko Alm, von den Konfessionsfreien, und Manfred Göllner vom Schulamt der Erzdiözese Wien. Die beiden haben uns vorab ein kurzes Statement geschickt.

Niko Alm

karola riegler

Niko Alm

Niko Alm: "Die Konfessionsfreien sind natürlich nicht gegen eine angemessene Vermittlung von Ethik bzw. einen Ethikunterricht. Im Gegenteil - wir halten ihn für essenziell im Rahmen der Schulbildung. Er sollte nur für alle Kinder verpflichtend sein statt des bisherigen konfessionellen Religionsunterrichts. Im derzeitigen Planungsstadium wird der Ethikunterricht zu einem durch die gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften gesteuerterten Pseudoreligionenunterricht. Das hat mit Ethik nicht viel zu tun und ist keine Option für Konfessionsfreie und Schüler_innen, die den Religionsunterricht eben nicht besuchen wollen."

Manfred Goellner

Manfred Goellner

Manfred Göllner

Manfred Göllner: "Die Frage der Werteerziehung für alle SchülerInnen stellt sich immer wichtiger und dringlicher. Den Schulversuch ‚Ethik‘ gibt es nun bereits seit 14 Jahren!
Es sollte daher Ethikunterricht für jene SchülerInnen geben, die - aus welchen Gründen auch immer - keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen. Das Ziel ist ein guter und profilierter Religionsunterricht und ein ebensolcher Ethikunterricht."

In FM4 Connected haben wir mit den beiden und HörerInnen darüber diskutiert, wie Ethikunterricht an Österreichs Schulen aussehen könnte und sollte und wie nicht.

Die Studio-Diskussion zum Nachhören

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