Erstellt am: 30. 4. 2011 - 19:00 Uhr
Die FM4 Charts vom 30.4.
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Das Ethos der Lohnarbeit ist das wichtigste Standbein des morgigen Feiertages, der vor allem für die größte österreichische Parlamentspartei von zentraler Bedeutung ist. Oder war.
Mit Stolz emanzipierte sich am Ende des vorvorigen Jahrhunderts die unselbstständige Arbeit an Maschinen, in Fabriken und dergleichen, womit der industrielle Fortschritt seinen Siegeszug antrat. Doch nicht die Halter von Kapital und Anlagevermögen haben dieses Wachstum indiziert, es war und ist ein Kind, das auf den Rücken jener Männer und Frauen geschnallt wurde, die im Takt der Stechuhr zunehmend entfremdete Tätigkeiten verrichteten.
Der Stolz auf diese neue geschaffene Klasse wurde also weit über ein Jahrhundert am 1.Mai auch auf den Straßen Wiens zelebriert.
Heute ist die Situation freilich eine andere, im Zeitalter des Post-Fordismus oder vielleicht sogar des Post-Post-Fordismus beutet sich die Klasse derer, die ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um die Zutritts-Barriere zu den Märkten zu überwinden, auf mannigfaltige Weise aus – die klassische Fließbandarbeit spielt aber freilich eine zunehmend unwichtigere Rolle.
Und trotzdem belohnt unsere monetär gesteuerte Anreiz-Wirtschaft noch immer nicht ausschließlich Leistung, sondern vermehrt Eigentum.
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Wenn das Horten von Kapital und dessen Zulieferberufe (Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Accounter, Anwälte) nach wie vor um den Faktor 10-1000 besser entlohnt werden als unselbstständige Arbeit im Pflege, Erziehungs- oder Bildungsbereich – obwohl diese Berufe nachweislich hoch nachgefragt werden – dann kann mit dem Preisgleichgewicht am Arbeitsmarkt etwas nachweislich nicht stimmen.
Wiewohl die Mär der freien Arbeitsmärkte ohnehin im Bereich von Hänsel und Gretel anzusiedeln ist, auch wenn ab morgen die Arbeits-Grenzen zu unseren östlichen EU-Nachbarn fallen werden, wie bizarr ist es, von "freien Arbeitsmärkten" zu sprechen (und mit deren vermeintlicher Heiligkeit etwa gegen Mindestlöhne und Sozialversicherung zu wettern), während der Zutritt zu diesen Märkten der halben Welt (Drittwelt-Staaten, etc.) verwehrt bleibt?
Eine tatsächlich leistungsgerechte Entlohnung von gesellschaftsdienlicher Arbeit (wozu natürlich auch kreatives, künstlerisches Engagement und Hausarbeit, die noch immer zum Großteil von Frauen unbezahlt geleistet wird) bräuchte also eine Neuordnung der mikroökonomischen Anreize, um dieses Marktversagen zu überwinden und den total-gesellschaftlichen Bail-Out durch die 1-2% Kapital-Feudalherren abzuschwächen.
Das Mittel der Wahl ist dazu für viele Experten das Konzept des bedingungslosen Grundeinkommens.
Auch in den Social Networks wird daher der morgige 1.Mai zu einem Tag für dieses bedingungslose Grundeinkommen erklärt, vielleicht die moderne Variante des althergebrachten Mai-Aufmarschs.
the naked and the famous
Zu den Charts:
Da landen die Beastie Boys mit "Makes Some Noise" auf Platz 3.
Rang 2 geht an Justice mit "Civilisation".
Und die neue Nummer 1 kommt von The Naked And The Famous und heißt "Young Blood".
Ein bedingungslos schönes Wochenende Euch allen!