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Conny Lee

Prokrastinative Hinterstübchen des Alltags

23. 4. 2011 - 11:11

Die nebulöse Cloud

Wie an einem verregneten Novembertag ist die Cloud mittlerweile in der IT-Branche omnipräsent. Cloud Computing hier, Cloud Computing da. Aber worum geht's denn eigentlich? Eine Zusammenfassung zum Schnelleinstieg.

Ganz, ganz grob gesagt umschreibt der Begriff "Cloud Computing", das Auslagern von Speicher und Rechenleistung ins Internet. Dieses Prinzip wird schon lange Zeit angewandt, in diversen Formen und zu unterschiedlichen Zwecken. In den letzten zehn Jahren wuchsen dann die Bandbreiten im Privatgebrauch immer weiter - und damit die Möglichkeiten für Cloud Computing. Was mit dem guten alten 56k Modem noch undenkbar gewesen wäre, ist heute Alltag. Ich kann Anwendungen direkt im Browser verwenden und auch große Datenpakete schnell up- und downloaden. YouTube, SoundCloud, Dropbox und viele andere Seiten haben sich diese Möglichkeiten zunutze gemacht.

So kann man Cloud Computing allgemein für den privaten User erklären. Unternehmen, die einen Cloud-Anbieter in Anspruch nehmen, delegieren damit quasi ihre IT-Angelegenheiten an jemand anderen. Anstatt eine eigene Abteilung aufzubauen, Fachleute anzustellen, Hardware zu kaufen, zu warten und zu erneuern, mieten Unternehmen Speicherplatz oder auch Software vom Cloud-Anbieter.

wolken

flickr/Supertin

Kumulus- oder Stratusformation, bei dieser Cloud ganz egal.

Ein ganz klarer Vorteil ist, dass auf die Cloud von überall zugegriffen werden kann, wo es Internet gibt. Ich brauche keine Daten auf USB-Sticks herumtragen, sondern kann mich einfach einloggen und hab alles parat. Ein anderer Vorteil ist die Skalierbarkeit, dass also Speicherplatz und Rechenleistung sich den Anforderungen des Verbrauchers anpassen. Amazon.com hat beispielsweise zur Weihnachtszeit einen stark erhöhten Bedarf an Rechenleistung. Um diesen Bedarf zu decken wurden Server eingekauft, die dann abseits der Spitzenzeiten nicht gebraucht wurden. Warum also nicht die Server vermieten? Heute zählt Amazon.com zu den größten Cloud Anbietern.

Wenn mein Endgerät nur mehr mein Terminal zur Cloud ist, ergibt sich daraus die Frage - was wenn die Cloud aus irgendeinem Grund nicht verfügbar ist? Als User bin ich auf die ständige Verfügbarkeit der Cloud angewiesen. Diese Reliability kann zu einem gewissen Teil durch redundanten Speicher gewährleistet werden. Im unternehmerischen Kontext wird diese Reliability zwischen Cloud-Anbietern und Kunden vertraglich geregelt. Microsoft bietet beispielweise eine Geld-zurück-Garantie, wenn eine Verfügbarkeit von 99,9% unterschritten wird.

Ein anderer Kritikpunkt ist das Thema Datenschutz. Wie sicher sind meine Daten? Wer kann sie einsehen? In diesem Zusammenhang spielt es eine wichtige Rolle, wo sich die Server befinden, auf die ich zugreife. Befinden sie sich auf amerikanischem Hoheitsgebiet, so unterliegen sie nämlich dem Patriot Act. Dieser wurde 2001 unter George W. Bush als Reaktion auf 9/11 erlassen und ermöglicht es der amerikanischen Regierung, den Datenschutz zu umgehen. Unternehmen können häufig wählen, in welchen Rechenzentren des Cloud-Anbieters sie ihre Daten speichern wollen. Die kostenlosen online-Accounts die du und ich so im Alltag verwenden (Facebook, MySpace, Hotmail, etc. etc.), bieten diese Auswahlmöglichkeit allerdings nicht. Meine Daten können überall auf der Welt verstreut sein und sind somit nicht sicher. Hier betritt das Schlagwort "Eigenverantwortung" die Bühne. Der User muss selbst darauf achten, welche AGBs er unterzeichnet und welche Daten er wohin lädt.

Sollten meine Daten aus irgendeinem Grund in der Cloud verloren gehen, dann sind sie meistens wirklich futsch. Will man auf Nummer sicher gehen, dann empfiehlt es sich auf jeden Fall immer noch, ein lokales Backup zu machen, frei nach dem Motto - den Kopf in den Clouds, die Füße auf der Festplatte.