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Christiane Rösinger Berlin

Ist Musikerin (Lassie Singers, Britta) und Autorin. Sie schreibt aus dem Leben der Lo-Fi Boheme.

23. 4. 2011 - 14:04

Mit Moses und Ben Hur durchs Osterfest

Anmerkungen zum Monumentalfilm der Fünfziger Jahre

Nun ist also Ostern, aber die Osterzeit ist eigentlich auch immer eine problematische, denn es gibt so viele Feiertage am Stück zu bewältigen: Karfreitag, Samstag, Ostersonntag, Ostermontag - es nimmt kein Ende. An Ostern ist es in Berlin auch immer sehr voll und gleichzeitig sind alle weg.Viele sind verreist, andere machen Fahrradtouren nach Brandenburg, mit Partnern und befreundeten Pärchen, aber da kommt kein Neid auf. Wer möchte schon Fahradfahren und dann auch noch mit Pärchen und durch Brandenburg?

Wer an Ostern seine Ruhe haben will, der sollte einfach in der Wohnung bleiben und fernsehen, denn da bietet das Osterfest jedes Jahr die beliebten Klassiker und Monumentalschinken.

Die Zehn Gebote 1956

Paramount Pictures

Ostern 2011 empfehlen wir: Die Zehn Gebote, vier Stunden in Technicolor. Interessant sind bei den Zehn Geboten nicht die vielgerühmten frühen Special Effects wie etwa die Rote-Meer-Zerteilung und der Tanz ums goldene Kalb, interessant ist vor allem die Darstellung der Geschlechterbeziehungen in den Fünfziger-Jahre- Verfilmungen. Moses´ Frau Zippora zum Beispiel wird als recht autonome Hirtentochter geschildert. Als ihre sechs Schwestern beim Schleiertanz in der Wüste um die Gunst des jungen Moses buhlen, hält sie sich vornehm zurück und will um ihrer selbst und ihrer schönen Seele willen erwählt werden. Dem bescheidenen, unverdorbenen Hirtenmädchen Zippora wird die vorherige Beziehung des Moses zur ägyptischen Prinzessin Nofretete diametral gegenüber gestellt. Das Leben in Saus und Braus im Pharaonenpalast gewohnt, nimmt sie die Rolle der Luxus-Bitch ein. Am Ende entscheidet sich Moses natürlich für Gott und bleibt Single.

Ben Hur mit Lorbeerkranz

Warner Bros

Bei Ben Hur - 3,5 Stunden ebenfalls in Technicolor - ist wiederum nicht das berühmte Wagenrennen die eindrucksvollste Sequenz, sondern die ergreifende Szene, in der Ben Hurs Mutter und Schwester nur noch mit Lappen über dem Gesicht im Tal der Aussätzigen herumirren, weil sie arg von der Lepra entstellt wurden. Ben Hur kommandiert der Einfachheit halber seine Freundin zur Betreuung ab, überträgt also recht geschlechtertypisch die sozialen Verpflichtungen gegenüber seiner Stammfamilie auf die Partnerin.

Außer den beiden Osterschinken gibt es auf vielen Kanälen noch ausführliche Dokumentationen über die neuesten Forschungsergebnisse das Turiner Grabtuch betreffend. Die Rekonstruktion der Geschehnisse in Golgatha mit modernsten wissenschaftlichen Methoden lässt sich traditionell am Karfreitag verfolgen und wenn der Papst dann am Sonntag seinen Fernsehsegen "urbi et orbi" gegeben hat, dann ist Ostern auch schon fast vorbei.