Erstellt am: 22. 4. 2011 - 11:44 Uhr
Bunter und Drüber
Wieder einmal hat der FM4 Soundpark zu einem Abend geladen: die 19. FM4 Soundpark Studio2 Session mit dem Grazer Schwesterngespann Sawoff Shotgun und einem der größten Poeten unserer Hauptstadt Der Nino Aus Wien.
Fotos: Pamela Rußmann
Pamela Rußmann
Sawoff Shotgun
Wie ein Wirbelsturm sind die drei Sawoff-Schwestern durch das Studio2 gesaust. Völlig unbeeindruckt von den altehrwürdigen Mauern, dem holzvertäfelten Saal und dem sitzenden Publikum. Und das, obwohl diese Situation etwas ganz neues für das Dreimäderlhaus war, denn normalerweise sitzt bei ihren Konzerten niemand. Da wird bis zur Ekstase getanzt, mitgegröhlt und da fliegen schon auch mal T-Shirts von verschwitzten Konzertbesuchern auf die Bühne. Dass es das alles gar nicht braucht, damit die Schwestern selbst in Fahrt kommen, hat die Studio2 Session gezeigt.
Pamela Rußmann
Randnotiz: Susanna Sawoff und Schlagzeuger Philipp waren schon einmal im Studio2 und zwar bei der allerersten Studio2 Session ever, mit ihrer damaligen Band Monk.
Pamela Rußmann
Früher, so erzählen Sawoff Shotgun im Interview, haben sie nur unter dem Weihnachtsbaum gemeinsam musiziert und sind sonst ihrer eigenen Wege gegangen.
Pamela Rußmann
Vor zwei Jahren ist der Entschluss gefasst worden, doch mal zu dritt was zu machen und Sawoff Shotgun war geboren. Dass die drei zwar blutsverwandt, aber dennoch vollkommen unterschiedlich sind, merkt man lustigerweise schon am Schuhwerk: Sonia trägt Stiefel, Monica High Heels und Susanna betritt die Bühne lieber barfuß. Außerdem gehen die drei Schwestern, die alle in unterschiedlichen Städten wohnen, auch im Alltegsleben getrennte Wege mit anderen Bands, Schauspielerei oder Soloprojekten.
Party im Studio2
Bunt, schrill, glitzernd - so sehen nicht nur die Outfits der drei aus, das scheint auch das Bandkonzept zu sein und es wirkt! Das Publikum konnte sich vor Begeisterung kaum auf den Stühlen halten und bei so großartig-witzigen Texten wie "I'm not much of a dancer, but hey I know how to fuck" haben dann sogar die Schüchternsten im Saal mitgeschrien. Diese drei Diven - im positivsten Sinn des Wortes - wissen sich in Szene zu setzen und haben, das spürt man vom ersten Moment an, Spaß an ihrer Musik und der ist nicht inszeniert, sondern pur und echt.
Pamela Rußmann
Der Nino Aus Wien
Das Studio2 war schon oft der Ort an dem zwei Bands miteinander aufgetreten sind, die ohne dieser Session wohl nie zueinander gefunden hätten. Auch diesmal sind die Unterschiede nicht zu übersehen und zu überhören, als nach dem ersten Konzert des Abends Der Nino Aus Wien samt Band die Bühne betritt.
Pamela Rußmann
Es ist immer das gleiche Phänomen bei Nino-Konzerten: diejenigen, die ihn zum ersten Mal live sehen, sind über seine Art erstaunt und oft am kudern, denn diese ruhige, unaufgeregte Haltung, die kann auch sehr witzig sein. Diejenigen, die ihn und seine Band schon kennen, erstarren in ehrfürchtiger Erwartung, mich eingeschlossen. Spätestens nach dem ersten Song aber, haben es alle verstanden: Da steht ein großer Poet vor uns, ein Künstler der Worte, ein wahrer Dichter der Großstadt. "Wenn wir in etwas gut sind, dann vielleicht im Sich-Was-Einfallen-Lassen." singt Nino und beschreibt damit ganz simpel sein großes Talent.
Pamela Rußmann
Pamela Rußmann
Mittlerweile ist aus dem losen Kompott aus MusikerInnen, das bei Nino-Konzerten immer gewechselt hat, eine fixe Band geworden. Deshalb soll das nächste Album ein Band-Werk werden und - so viel sei schon verraten - einen deutschen Albumtitel tragen. Zum Auflockern der Stimmung wurden ins Studio2 sogar eine eigene kleine Disko-Leucht-Kugel und Stargast Fred Schreiber mitgebracht. Die gesamte Band war mit Husten und Schnupfen gesundheitlich ein wenig angeschlagen, aber gemerkt hat man das nicht.
Schmalz im Hals
Wunderschöne Textpassagen haben sich mit dreistimmigem Gesang, Klavierparts und Basslinien abgewechselt und ein herausragendes Gesamtbild gezaubert. Und wie jedes Mal wenn ich das "Schlusslied" höre, hat es mir auch dieses Mal - und ich schäme mich nicht das zu sagen - die Tränen aus den Augen gedrückt. Vermutlich hat jede Generation die Helden, die sie verdient und ich kann nur sagen, dass ich froh bin, dass Nino Aus Wien zu denen meiner Generation zählt.
Den Mitschnitt dieser FM4 Soundpark Studio2 Session gibt es am Dienstag, 26. April 2011, in der FM4 Homebase (19-22 Uhr) zu hören. Ein Video zur Session und mp3s zum Download demnächst auf fm4.ORF.at.
Pamela Rußmann
Und plötzlich merkt man dann, wie der ganze Abend eine Einheit gebildet hat, denn genau wie bei Sawoff Shotgun sind da auch bei Nino diese Textstellen, wo man sich vor Lachen im Sessel windet und genau wie bei Nino gibt es auch die ernsthaften Gänsehaut-Momente in den Songs der Grazer Schwestern. Eine spaßige und melancholische, laute und leise, aber vor allem schön bunte Session.