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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

19. 4. 2011 - 17:40

I should have known

"Wasting Light", das neue Album der Foo Fighters setzt an ihren größten Stärken an.

I should have known, there was this side of you
I should have known, what was inside of you

Der Songtext der Nummer “I Should Have Known” vom neuen Foo Fighters Album sorgt seit ein paar Tagen für eine gehörige Portion digitaler Empörung. Es scheint, als hätte Dave Grohl erstmals seit dem Selbstmord von Kurt Cobain ein Lied mit direktem Bezug zu seinem ehemaligen Nirvana-Kollegen geschrieben.

Und obwohl Grohl von diesen Anspielungen offiziell nichts wissen will, verdichten sich die Zeichen, dass er es schon so gemeint hat. Immerhin spielt auch ausgerechnet Krist Novoselic bei diesem Song mit. Im Internet wird also heftig diskutiert, wer mit dieser Nummer über menschlichen Verlust gemeint sei. Fast alle tippen auf Cobain.

Genau genommen ist es auch ein bisschen egal, denn dieser Song ist in jedem Fall eines der schönsten Foo Fighters Stücke aller Zeiten, perfekt wird das Gefühl eingefangen, einen geliebten Menschen zu verlieren, zwischen Trauer, Wut und Loslassen gefangen zu sein.

Die Band Nirvana

Nirvana

Das Verhältnis zwischen Grohl und Cobain war auch zu dessen Lebzeiten kein einfaches, zu unterschiedlich waren die beiden Charaktere, das Leiden der gequälten Künstlerseele war für Grohl nie so ganz nachvollziehbar, Selbstmitleid und Heroin schon gar nicht. Grohl litt unter dem Umstand, dass es Kurt nicht möglich war, sich ihm gegenüber zu öffnen. Bereits am Debutalbum der Foo Fighters schmetterte er die Zeile „I don´t owe you anything“ ins Mikrophon, und schon damals mutmaßten viele über diesen Inhalt.

Das härteste FF Album aller Zeiten

An frühere Tage knüpft aber auch der Sound von „Wasting Light“ an, Produzent Butch Vig bezeichnet die Platte als „härtestes Foo Fighters Album aller Zeiten“. Ich meine, es spannt einen schönen Bogen zur bis dato maßgeblichsten Platte der Band: "The Colour And The Shape".

Gleich die ersten Takte bringen alles was die Foo Fighters einst groß machten: Mörderische Gitarrenriffs, bombastisches Schlagzeug und Grohls einzigartiges Gespür für die ganz große Melodie. „Wenn ich eine große Chorus-Idee für einen Song hatte, verwendete ich die als Pre-Chorus und schrieb einfach was noch Fetteres für den wirklichen Chorus“, meinte Grohl unlängst, sich der Großspurigkeit dieser Ansage durchaus bewusst. Alleine, er übertreibt nicht. Natürlich kann man darüber diskutierten ob die Foo Fighters jemals in Sachen Dringlichkeit und Relevanz auch nur in die Nähe von Nirvana schnuppern konnten, handwerklich musste sich Grohl allerdings nie verstecken.

Foo Fighters

Foo Fighters

Seine Drum-Skills sind und waren immer sakrosankt, und nicht erst seit seinem unglaublichen Queens Of The Stone Age Gastspiel darf man Grohl zu den Kindern John Bonhams zählen.
Allerdings kann er diesem absoluten Rhythmusgefühl aber eben auch ein perfektes Gehör für Harmonie und Melodie gegenüberstellen, vor allem Grohls Songwriting ist über die Jahre gereift.

Die Foo Fighters kommen nach Österreich: Zum FM4 Frequency, 18.-20. August 2011

Hatten seine Riff-basierten Songs früher in erster Linie durch ihre rhythmische Komplexität geglänzt (und jeder der mal versucht hat, Songs wie "Hey, Johnny Park" nachzuspielen, weiß wovon ich rede), ist er seit einiger Zeit auch im ganz großen Pop angekommen. „Wasting Light“ kann mit einer ganzen Reihe an Songs aufwarten, die einem sofort das Gefühl geben, sie wären schon immer da gewesen – da sitzt jeder Ton wo er hingehört.

Featuring Stadionrock

Foo Fighters

Natürlich machen die Foo Fighters Stadionrock im engeren Sinne und natürlich setzen sie im künstlerisch-innovativen Spektrum weniger Maßstäbe, dafür erzeugen sie aber einen Druck, dem man sich nur schwer entziehen kann. Einen Druck, der den Ohren gut tut, so wie man eben manchmal auch ein Schnitzel mit Pommes Frittes isst. Oder Eiernockerl, falls Vegetarier.

Als gut vernetzte Szenegröße hat Grohl natürlich auch einige Gäste auf dem neuen Album versammelt – neben dem bereits erwähnten Novoselic gibt es etwa auch Gastspiele von Motörheads Lemmy, Pat Smear ist wieder reaktiviert worden, und auch einen Traum hat sich Dave Grohl erfüllt: So singt und spielt er den großartigen Song „Dear Rosemary“ zusammen mit seinem großen Idol, dem Hüsker Dü Frontman Bob Mould.

An dieser Platte, die in Sachen Songwriting, Beat, Riffs und Atmosphäre durchgehend die Note „Sehr gut“ verdient, lässt sich auch mit einigem bösen Willen wenig Negatives finden.
Ich bin also geneigt, mich dem Starproduzenten von „Wasting Light“, Butch Vig, anzuschließen – es ist tatsächlich die beste Platte, die die Foo Fighters je gemacht haben. "The Colour And The Shape" vielleicht mal ausgenommen. Von mir gibt es jedenfalls 9 von 10 Schnitzelsemmeln.