Erstellt am: 19. 4. 2011 - 12:00 Uhr
Politik der Erinnerung
Die Zeit vergeht in atemberaubendem Tempo. Erinnert sich noch jemand an die besetzten österreichischen Hochschulen anno 2009? Inmitten der damaligen Wirrnisse vielfach sich gründender Arbeitsgruppen begab es sich, dass Leute aus dem Protestvolk der Akademie der bildenden Künste zu Wien das Kampffeld Geschichtspolitik kollektiv zu betreten als Gebot der Dringlichkeit erachteten.
Die Plattform Geschichtspolitik kann als Teil einer denkmal-kritischen Kulturbewegung gesehen werden, die sich in Kunst-Öffentlichkeiten wie in öffentlicher [Erinnerungs]-Kunst manifestiert.
Gegen Erinnerung als "Entledigung", gegen Denkmäler als betonierende "Endgültigkeitsgesten" geht es darum, Geschichte als offenen unabschließbaren Prozess zu sehen, in dem das gestern mit dem heute verbunden und zerbrochen wird.
- Karl Schmoll über Gastarbajteri - 40 Jahre Arbeitsmigration
- Schwarze Österreichische Geschichtsschreibung im Rahmen von remapping mozart
- Michael Fiedler über jüngere erinnerungspolitische Auseinandersetzungen.
- Claus Pirschner über umkämpfte Migrationsräume
ausstellungsorganisatorInnen
In der aktuellen Ausstellung in der Kunsthalle Exnergasse in Wien finden sich selbstermächtigende, migrantische Perspektiven auf die andauernde Geschichte und Gegenwart von Ausschluss, Ausbeutung und Prekarisierung. Die Ausstellung trägt den Titel trägt eine Arbeit, die das, was sie reflektiert, nicht los wird.
Christian Gangl
ausstellungsorganisatorInnen
ausstellungsorganisatorInnen
ausstellungsorganisatorInnen
Die Archiv-Installation "Handapparat Migration" macht österreichische Zeitungsberichte aus den Jahren 1999 bis 2009 zur Thematik Migration zugänglich.
Eine Landschaft aus zehn Jahren Schlagzeilen funktioniert dabei wie eine Art visuelle Diskursanalyse. Der Künstler Can Gülcü dazu:
"Der Fall Omofuma war eine Katharsis in der Geschichte der Migration in Österreich. Nicht nur die Kronenzeitung, sondern alle möglichen Medien haben zunächst eine "Gewaltbereitschaft" seitens des Marcus Omofuma betitelt. Es ging darum, dass die Polizisten keine andere Wahl hatten. Linksliberale Medien tappten total in die Falle bei Operation Spring und gingen genau den Weg, den die Politik gelegt hatte. Die Debatte wurde von "Staatsgewalt" zu "MigrantInnen als Problemfeld" verschoben. In dem Fall war es einfach die "nigerianische Drogenmafia" und solche Märchengeschichten. Heute ist es die "Integrationsdebatte". Die muslimischen EinwanderInnen, die sich "nicht integrieren können". Das sind Eckpunkte der Debatten, die von der Politik vorgegeben und von den Medien übernommen werden. Das wird sichtbar, wenn man die Schlagzeilen in ihrer Entwicklung als Narrativ liest."
Eduard Freudmann
ausstellungsorganisatorInnen
Die Ausstellung ermöglicht verschiedene Sichtweisen auf miteinander verwobene Vergangenheiten, auf Gewaltherrschaften wie Kolonialismus und Nationalsozialismus und auf Widerstandsstrategien. Denn die Zeit vergeht in atemberaubendem Tempo.
Eine Arbeit, die das, was sie reflektiert, nicht los wird
ist bis Mittwoch, 20. April 2011 in der Kunsthalle Exnergasse im WUK in Wien bei freiem Eintritt zu besuchen.