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Daniel Eberharter

Fotografie, Design und Handwerk. Kunst ohne künstlich.

17. 4. 2011 - 14:01

"Are you invited to the royal wedding?"

Belle & Sebastian spielten am Samstag das erste Mal in Wien und zeigten: Glasgow Smiles Better.

Belle and Sebastian, die Indie-Heroen, die eigentlichen Prinzen und Prinzessinnen des Pop, gibt es schon seit 15 Jahren und trotzdem hat es sie bis gestern noch nie nach Wien verschlagen. Die Möglichkeit des ersten Konzertes im kleinen, intimen Rahmen wurde in der Zwischenzeit also durch ihren (wohlverdienten) Ruhm schon genommen. Der Gasometer war voll und - an der Abendkassa waren noch Karten um saftige 40 Euro erhältlich - spätestens um 21:01 Uhr ausverkauft. Der Veranstaltungsort Gasometer kann schon nervös machen, der Sound ist vielen BesucherInnen ein Dorn im Ohre.

Doch nein, hier, an diesem Abend, gab es nichts auszusetzen. Schon beim zweiten Lied "Step Into My Office, Baby", war Richtung und Stimmung des Abends, vorgegeben. No worries here, hen.

Komplett orchestriert mit Streichtrio, Cello, Flöte, Piano, Pop so perfekt wie aus Brian Wilsons Erdbeerkaugummiautomaten gezogen, so ging der gesamte Abend über die Bühne. Das Publikum war vergnügt, und im Übrigen so aufmerksam wie bei sonst wenigen Konzerten. Die Songauswahl und vielmehr Belles Songwriting gibt Durchhängern zwar eh keine Chance, aber dass bei mucksmäuschenstillen Passagen keiner der 2500 Menschen blöde herumafft, ist mir durchaus ein Kollektivlob wert.

"Glasgow's Miles Better" war eine Kampagne aus den 1980er Jahren, die Glasgows Ruf als Stadt der Gewalt und Armut entgegen wirken sollte.

Das schöne an Belle & Sebastian ist übrigens, dass es ein kleines Wunder ist, dass jemand aus einer so harten Stadt wie Glasgow derart schöne Lieder zimmern kann. Ich habe - und wer mich länger als 6 Minuten kennt, dem bleiben meine nostalgischen Ausführungen nicht erspart - vier Jahre lang in dieser Stadt gewohnt. Was ich schon immer an dieser Stadt bewundert habe, war die Offenherzigkeit und Freundlichkeit, die die Musik-/Indieszene dort beherrscht. Die kommt nicht von irgendwo. Wenn das Leben "da draußen" nicht unbedingt einladend ist und durch prekäre bis lebensbedrohliche Lebensverhältnisse und religiöse Bigotterie bestimmt ist, dann möchte man sich das Leben untereinander in der Gegengesellschaft nicht auch noch schwer machen. Die Fähigkeit, aus ganz wenig etwas Schönes und Cleveres zu machen, das macht den Schotten niemand so schnell nach. Und während Brooklyn und Berlin sich im Hipsterblendwerk die Finger versengen, entstand abseits und über Jahre hinweg vollkommen unprätentiös ein Ort der Ruhe und Qualität, die mir wirklich ans Herz gewachsen ist.

War wirklich ein schönes Konzert.